Kirche soll Museum für Otto Lilienthal werden

In wenigen Jahren schon soll die Anklamer Nikolaikirche zum neuen Otto-Lilienthal-Museum werden. „Wir planen, 2020 in den Kirchbau umzuziehen“, erklärte gestern Museumsleiter Dr. Bernd Lukasch. Berliner Architekten beschäftigten sich bereits mit dem dafür notwendigen Innenausbau des früheren Gotteshauses. Derzeit würden entsprechende Ausschreibungen vorbereitet. Laut Lukasch müssten mehr als 20 Millionen Euro investiert werden, um die einstige Kirche zum Museum zu machen. Seit dem Jahr 2004 ist die Stadt Anklam Erbbaurechtsnehmer sowie Bauherr und damit zuständig für Baumaßnahmen und die künftige Nutzung der Nikolaikirche. Maßgeblich unterstützt wird die Stadt von einem Förderkreis, der mehr als 80 Mitglieder zählt. Die einst größte Kirche der Stadt Anklam war am 29. April 1945 bei einem deutschen Artillerieangriff auf die gerade von der Roten Armee besetzte Stadt in Brand geschossen und so weitgehend zerstört worden. Mehr als 50 Jahre lang blieb sie eine Ruine, war ihr Schiff Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert. Inzwischen hat das Kirchenschiff wieder ein Dach, erfolgten mehrere Sanierungs- und Sicherungsarbeiten. Die Idee, die einstige Kirche zum Lilienthalmuseum zu machen, ist nicht weit hergeholt. Am 25. Juni 1848 war der in Anklam geborene, spätere Flugpionier in St. Nikolai getauft worden. Sein Geburtshaus befand sich in unmittelbarer Nähe der Kirche an der Peenstraße. Die ehrgeizige Vision der Anklamer könnte in diesem Jahr desöfteren zur Sprache kommen. Bezogen auf Otto Lilienthal sieht sich seine Geburtsstadt 2016 gleich mit zwei Jubiläen konfrontiert: Als erster Mensch hatte Lilienthal vor 125 Jahren, 1891, bei Potsdam wiederholbare Gleitflüge mit einem Flugzeug unternommen. 100 Jahre später, 1991, wurde in der Anklamer Ellbogenstraße das heutige Otto-Lilienthal-Museum eröffnet. „Wir nehmen beide Jubiläen zum Anlass für eine Sonderausstellung“, erklärt Bernd Lukasch. Ab dem 22. Mai würden in der Nikolaikirche Fotografien von Lilienthal gezeigt, die sonst kaum zu sehen sind. „Wir präsentieren ausschließlich Aufnahmen, die damals von seinen Flugversuchen gemacht wurden. Teilweise sind sie gestochen scharf“, sagt Lukasch. Nicht wenige der Originalbilder seien im Besitz des Anklamer Museums. „Da sie äußerst lichtempfindlich sind, verwenden wir für die Ausstellung vergrößerte Kopien.“ Geplant ist auch die Neuauflage eines aktualisierten Standardwerks zur Geschichte der Flugtechnik Lilienthals. „Vom Sprung zum Flug“, erschienen 1991, gilt als eine Art „Handbuch des Flugzeugmechanikers“ Lilienthal. Der inzwischen verstorbene Autor Stefan Nitsch hatte erhaltene Fluggleiter- Originale mit früheren Fotografien und Zeichnungen verglichen, um Lilienthals Technik des Flugzeugbaus zu rekonstruieren. Sven Jeske

Anklam - Kirche soll Museum für Otto Lilienthal werden