Krankenwagen wurde erst 1944 stationiert

Am 17. Januar 1943 explodierte eine alliierte Fliegerbombe zwischen dem Ribnitzer Hafen und dem Seglerheim. Der Abwurf forderte fünf Todesopfer und machte den Ribnitzern schlagartig bewusst, dass das Kriegsgeschehen schnell ganz nah sein konnte. Mit einem erneuten Fliegerangriff war jederzeit zu rechnen. Doch wie war die Stadt auf einen weiteren Angriff mit womöglich höheren Opferzahlen vorbereitet? Letztlich nur sehr unzureichend. In den Kriegsjahren lag das gesamte Krankentransportwesen in der Verantwortung des DRK. Deshalb forderte der Ribnitzer DRK-Zug im Februar 1943 dringend die Stationierung eines Krankenwagens in der Stadt. Bisher musste stets ein Krankenwagen aus Rostock geordert werden, wobei die dadurch „verstreichende Zeit vielleicht entscheidend ist über Leben und Tod“. Oftmals verlängerte sich die Wartezeit zusätzlich, weil der Wagen bereits in Rostock unterwegs war. Alternativ schlug das DRK vor, „durch (den) Einbau der vollwertigen Krankentransportgestelle in einen stillgelegten Liefer- oder Lastwagen“ kurzfristige Abhilfe zu schaffen. Die Mühlen mahlten langsam und so wurde erst Anfang Februar 1944 ein mit einer Trage ausgestatteter Krankenwagen in Ribnitz stationiert. Fahrer wurde Wilhelm Möller, wohnhaft in der Hirtenstraße 1. Um den Wagen anzufordern, war es erforderlich, im Hotel „Deutsches Haus“ anzurufen. Von dort wurde Möller informiert. Eine eigene Telefonverbindung zum Krankenwagen bestand nicht. Die Nutzung des Krankentransports unterlag strengen Regeln. Der Wagen durfte nur auf ausdrückliche ärztliche Anweisung bei Geburten, schweren Unfällen und bei bestehender Lebensgefahr bewegt werden. Bei ansteckenden Krankheiten war die Nutzung verboten. Für diese Fälle stand ein „Infektionswagen der DRK-Kreisstelle Rostock-Stadt“ zur Verfügung. Die einzelnen Rettungsstellen für Opfer von Fliegerangriffen boten meist ein ernüchterndes Bild. Zwei Tage nach dem Fliegerangriff im Januar 1943 informierte das DRK die Ribnitzer Luftschutzleitung über den Zustand der Rettungsstelle im Rathaus: „Die Rettungsstelle hat noch immer keine Heizmöglichkeit und ist sehr feucht und fußkalt, dadurch nicht genügend Verbandsmaterial daselbst gelagert werden kann und die Lagerung von Kranken und Verwundeten bzw. die Bereitstellung von Lagerstätten die verrotten nicht möglich ist “ Auch die Ausstattung des Ribnitzer DRK mit Material verlief schleppend. Gerade bei medizinischen Utensilien war das Primat der Front gegenüber der Heimat spürbar. Im November 1942 war ein Sauerstoffgerät angeschafft worden, das bei „Vergiftungen durch chemische Giftstoffe einschließlich Leuchtgas“ zum Einsatz kommen sollte. Im Februar 1944 kaufte die Stadt zehn Krankentragen. Im Herbst 1944 lag der Ribnitzer Luftschutz allein in der Verantwortung der „weiblichen Bereitschaft des DRK“. Die jungen Frauen nahmen regelmäßig an Luftschutzübungen teil. Wiederholt bemängelte die DRK-Führung, dass einige Frauen nicht rechtzeitig auf ihrem zugewiesenen Posten erschienen waren oder es gänzlich vergessen hatten, im Vorfeld ihren Stahlhelm abzuholen. Zum Ende des Kriegs ertönte immer häufiger das Signal des Fliegeralarms. Um den Dienst der Frauen in den Ribnitzer Luftschutzkellern zu erleichtern, verteilte Leiterin Lilly Havemann 1944 zehn Taschenlampen an die jungen Mädchen. Seit März 1944 unterstützte sie Dr. Eichstedt als städtischer „Luftschutzarzt“. Serie OZ historisch Jan Berg

Ribnitz-Damgarten - Krankenwagen wurde erst 1944 stationiert