Malerin Hedwig Woermann in neuem Licht

Der Berliner Journalist Friedrich Schulz würdigte die Hamburger Reederstochter, Bildhauerin und Malerin Hedwig Woermann 2001 in seinem Künstlerlexikon, der Ribnitzer Heimatforscher Hans-Friedrich Fischer hielt detailreiche Lichtbildvorträge über ihr Werk, doch die Malerin Carola Pieper aus Althagen war die erste, die sich an eine wissenschaftliche Aufbereitung des Nachlasses heranwagte. Sie schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema Hedwig Woermann und verteidigte diese 1994. Nun legt Dr. Renate Billinger-Cromm aus Wustrow eine umfassende soziologisch orientierte Biografie vor: „Hedwig Woermann 1879 — 1960“, Untertitel „Künstlerin und Weltbürgerin“. Die Buchpremiere feierte die Germanistin und Historikerin am Sonnabend im Dorint-Hotel mit 120 Zuhörern. Verleger Hans-G. Pawelcik aus Worpswede brachte die druckfrischen Bücher ins Haus. „Es ist wie ein Kind, das auf die Welt kommt und laufen lernt. Ich hoffe, es läuft!“ Zwei Beamer waren gekoppelt, um während der Lesung bisher unbekannte Fotos zu zeigen, die bei den umfangreichen Recherchen der Autorin zum Vorschein kamen. Sie saß vor dem großen Gemälde „Mädchen mit Jasmin“, das Hedwig Woermann um 1925 gemalt hat und zu einer Gruppe von 32 Werken gehörte, die sie auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1928 in zwei Sälen zeigte. Vier Jahre hat Renate Billinger Cromm an ihrem Buch gearbeitet. Ihr größter Fund: vier frühe Tagebücher und umfangreiche Briefsammlungen. Sie recherchierte in vier Ländern und 13 öffentlichen Archiven, auch im Landesarchiv Berlin über den Lebensabschnitt zwischen 1936 bis 1945. „Wenn man buddelt, kommt allerhand dabei heraus.“ Die Originalquellen machen das Buch lebendig. Die Autorin ging primär den Fragen nach, die sie bewegten: „Was war sie für ein Mensch, wie ist sie Künstlerin geworden, was treibt sie zwei Mal nach Paris, wieso geht sie 1932 nach Buenos Aires und kommt 1936 in das faschistische Deutschland zurück.“ Warum unternimmt sie 1945, zusammen mit ihrem Ehemann, dem Bildhauer Hanns Jaenichen einen Suizidversuch. Der Leser bekommt ein umfassendes Bild von einer außerordentlich weltoffenen, humanistisch gebildeten, liberal freiheitlich orientierten Frau, die viele Jahrzehnte auf dem Fischland in Wustrow gelebt und dort 1960 ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Elke Erdmann

Wustrow - Malerin Hedwig Woermann in neuem Licht