Meisterliche Trompetenklänge

Auf dieses Konzert hatte sich Kolja Wekenmann lange gefreut. Der 15-Jährige saß mit seinen Eltern in der ersten Reihe der Jacobikirche und lauschte gebannt Ludwig Güttler und seinem Bläserensemble. Ein Ausnahmegast. Denn ringsherum hatten überwiegend Senioren Platz genommen. Kolja störte das nicht. Selbstbewusst verriet der Schüler auf Nachfrage, dass Güttler sein „großes Vorbild“ sei. Im Alter von sechs Jahren hörte der einstige Dresdner den Trompeten-Virtuosen vor der Frauenkirche spielen. Da war es quasi um ihn geschehen. „Er begann Trompete zu spielen und tut es noch heute. Seit vier Jahren allerdings in der Musikschule der Hansestadt, denn wir zogen damals nach Greifswald“, so seine Mutter. Doch Kolja war bei weitem nicht der einzige Fan, dem Güttler Montagabend gegenübersaß. Die Kirche war vollbesetzt. Viele Zuhörer hatten den sächsischen Großmeister bereits einmal live erlebt oder hören sich zumindest seine Musik des Öfteren zu Hause an. Wie Anni Knuth aus Greifswald: „Mein Mann war ein großer Güttler-Verehrer. Als er noch lebte, haben wir häufig dessen Platten gehört“, erzählte die 80-Jährige, die regelmäßig Kultur genießt. Ob Bach, Händel, Brahms oder die weniger bekannten Tylman Susato und Samuel Scheidt: Das elfköpfige Bläserensemble um den im Juni dieses Jahres 70 Jahre alt gewordenen Ludwig Güttler begeisterte mit jedem Stück der Komponisten. Die eher kleine Jacobikirche schien mit ihrer besonderen Akustik wie geschaffen für diese klare, geradezu ins Mark gehende Musik, die vom gesamten Kirchenschiff Besitz ergriff. Doch besonders ergreifend waren wohl jene Stücke, bei denen ein Teil der Trompeten und Posaunen von der Orgelempore erklangen. Ihre Zwiesprache mit den Instrumenten im Chor — beziehungsweise bei Bachs „Echo“ auch zusätzlich in der Sakristei — wird den Zuhörern wohl lange in Erinnerung bleiben. Allen voran wohl Kolja Wekenmann, der mit seinem Beifall dazu beitrug, dass es an diesem Abend drei wundervolle Zugaben gab. Dietlinde Arndt (79) und Else Bürgel (78) waren extra aus Anklam angereist. Auch sie sind zwei Kulturgenießerinnen, denen für ein Konzertbesuch kein Weg zu weit ist. „Mein Mann hat uns die Karten zum Geburtstag geschenkt“, sagte Dietlinde Arndt erfreut. „Denn Güttler kannten wir schon, da war er noch jung und hübsch. Heute ist er nur noch hübsch“, scherzte sie, „aber das Musizieren — das hat er nicht verlernt!“ Petra Hase OZ

Greifswald - Meisterliche Trompetenklänge