Mit Mozart und Ravel auf Tuchfühlung

Ob nun Mozarts Lebensdaten oder welche Instrumente zu einem Orchester gehören — das kennen die Mädchen und Jungen der Hermann-Burmeister-Grundschule aus dem Effeff. Da staunte Pianist Matthias Kirschnereit bei seinem Besuch im Rahmen des Projektes „Rhapsody in School“ nicht schlecht. Aber ein bisschen was Neues konnte er den Zweit- bis Viertklässlern doch noch erzählen und vor allem zeigen. Denn das Ziel von „Rhapsody in School“ ist es, Jugendlichen und Kindern eine hautnahe Berührung mit Musik zu ermöglichen. Dafür vermitteln Klassik-Stars ehrenamtlich bei Schulbesuchen sehr persönlich ihre Begeisterung und Leidenschaft für Musik. Das schaffte Matthias Kirschnereit, der bei seinen Konzertreisen auf der ganzen Welt unterwegs ist und im Jahr 2009 den Klassik-Echo erhielt, spielend. Er hatte zu den Kindern sofort einen Draht, fachsimpelte mit ihnen über schräge, blaue Noten, „coole und fetzige“ Stücke oder das so genannte Instrument Frusta. Viele Fragen hatte Kirschnereit, der seit 1997 Professor an der Rostocker Musikhochschule ist, zu beantworten. So erzählte er seinen wissbegierigen Zuhörern, dass er bereits mit fünf Jahren mit dem Klavierspiel begann, er fünf Jahre mit seiner Familie in Afrika gelebt hatte und er dort nicht ausreichend übte, weil er viel zu faul war. Was den Kindern jedoch am besten gefiel: „Dass er so viel gespielt hat“, sagt Jule Timm und Cedric Wilfried Haase ergänzt: „Er hat so spannende Sachen erzählt.“ Die Begeisterung teilten die Schüler mit ihrer Musiklehrerin Christine Schumann. Sie hatte sich bei dem Projekt darum beworben, dass Kirschnereit in die Burmeister-Schule kommt und tatsächlich den Zuschlag erhalten. „So etwas brauchen wir viel öfter“ ist sie nach der Unterrichtsstunde mit dem Pianisten ganz euphorisch. „Es ist doch für die Kinder auch mal schön, wenn sie nicht immer nur mich da vorne sehen und auch mal in ganz engen Kontakt mit einem Berufsmusiker kommen. Eine fantastische Stunde.“ Auch für Matthias Kirschnereit selbst ging sein Besuch viel zu schnell vorbei. „Die Kinder sind wirklich begeisterungsfähig und neugierig“, sagt der 53-Jährige. „Es macht unglaublichen Spaß, den Kindern zu zeigen, dass man mit Musik Geschichten erzählen oder dass sie die Fantasie anregen kann.“ Und so spielte er den Schülern nicht nur Auszüge aus Ravels G-Dur-Klavierkonzert vor, sondern auch Gershwin und vor allem Mozart. Er hofft, dass er dazu beitragen kann, bei den Kindern Hemmungen abzubauen. „Sie sollen sehen, dass ich auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut bin, der auch mal mit Jeans rumläuft. Wir Musiker sind nicht die scheinbar unnahbaren und unerreichbaren Künstler auf der Bühne.“ Ganz klar, die Klassik im Allgemeinen und Matthias Kirschnereit im Besonderen haben gestern ordentlich Fan-Zuwachs bekommen. Rhapsody in School — da steckt Musik drin Das Projekt „Rhapsody in School“ wurde vom Pianisten Lars Vogt gegründet. Künstler ermöglichen Kindern und Jugendlichen ehrenamtlich eine hautnahe Berührung mit Musik und besuchen sie dafür in deren Schulen. Im November 2014 erhielt das Projekt die Auszeichnung Echo im Bereich Klassik. Martin Kirschnereit ist Pianist, der mit neun Jahren mit seiner Familie nach Namibia ging und dort für eine Zeit lebte. Er kehrte nach Deutschland zurück, ist seit 1997 Professor an der Musikhochschule in Rostock. Er hat zahlreiche CDs eingespielt und erhielt 2009 den Echo. Miriam Weber

Stralsund - Mit Mozart und Ravel auf Tuchfühlung