Die ARD hat eine nachbearbeitete Fassung des Rostocker Polizeiruf „Für Janina“ in ihre Online-Mediathek gestellt. Auf der Internetseite zur Sendung kommentiert der Sender den Vorgang wie folgt: „Der NDR-Film „Für Janina“ aus der Reihe „Polizeiruf 110“, der am 11. November 2018 um 20.15 Uhr im Ersten gesendet wurde, ist für eine weitere Ausstrahlung einer digitalen Bildbearbeitung unterzogen worden. In einigen sehr kurzen Sequenzen war unbeabsichtigt im Hintergrund ein kleiner Anti-AfD-Aufkleber zu sehen. Die bearbeitete Fassung ist nun in der Mediathek abrufbar.“
Nach Ausstrahlung des Films gab es Kritik an verschiedenen Plakaten und Aufklebern, die in der Kulisse einiger Szenen zu sehen waren, darunter Aufkleber mit dem Aufdruck „FCK NZS“ (sprich „Fuck Nazis“) und „FCK AFD“. Unter anderem äußerten sich Vertreter der Jungen Union und AfD zu der Sendung. AfD-Landessprecher Leif-Erik Holm warf den Machern mangelnde Neutralität und Propaganda vor und kündigte eine Beschwerde beim Rundfunkrat an.
Regisseur und Drehbuchautor Eoin Moore wies die Kritik in einem ersten Gespräch mit der OSTSEE-ZEITUNG zunächst zurück. Er begründete die Ausgestaltung der Büroeinrichtung von Kommissarin König mit ihrer Rolle. Die Figur der LKA-Mitarbeiterin stehe für ein linkes Weltbild. Viele Aufkleber und Plakate würden sich seit der ersten Folge, von nunmehr 18 mit dem aktuellen Ermittlerteam, in der Kulisse befinden.
Die Entscheidung, den Film nun zu bearbeiten und den Anti-AfD-Aufkleber zu entfernen, traf Moore nach dem ersten Gespräch gemeinsam mit der Redaktion: „Das Thema hat uns alle ziemlich stark beschäftigt.“ Er versichert, dass es keine redaktionelle Entscheidung war, den Aufkleber überhaupt in der Kulisse anzubringen. „Der Aufkleber ist irgendwann im Laufe des Drehs hinzugekommen. Wir können nicht mehr nachvollziehen, wer ihn dort platziert hat.“
Eion Moore, der mittlerweile elf Filme der Reihe „Polizeiruf“ verantwortete, weist zudem auf die Gesetzeslage hin, die eine Beleidigung einer demokratisch gewählten Partei nicht erlaubt. „Wenn es eine Rolle zwingend erfordert, wäre so etwas statthaft, etwa wenn das Handeln einer Person mit terroristischen Hintergrund glaubhaft gemacht werden soll.“ Das sei bei der Kommissarin aber nicht der Fall. Sie sei eine positiv besetzte Figur. Es gäbe keinen nachvollziehbaren, inhaltlichen Kontext, in dem der Aufkleber an ihre Pinnwand geriet, sagt der Regisseur mit irischen Wurzeln. „Deshalb gehe ich da vollkommen mit, dass der Aufkleber entfernt wurde.“
Auf OZ-Nachfrage teilte der Rundfunkrat heute mit: „Bisher liegt dem NDR keine Programmbeschwerde der AfD gegen den "Polizeiruf 110: Für Janina" vor.“
Zur Erstberichterstattung: Politische Propaganda? AfD kritisiert Rostocker Polizeiruf
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Juliane Schultz