Öffentliche Bücherschränke für Stralsund

Wohin mit gelesenen Büchern, wenn das Regal voll und die Literatur zum Wegwerfen zu schade ist und man auch noch schnell Nachschub benötigt? Eine Lösung: öffentliche Bücherschränke. Dabei handelt es sich um eine Art kostenlose Freiluft-Bibliothek, in der Bücher anonym und ohne Formalitäten hinterlegt, getauscht oder einfach mitgenommen werden können. Die Junge Union (JU) macht sich dafür stark, in Stralsund ein oder mehrere solcher Bücherschränke zu errichten. „Wir wollen ein weiteres kulturelles Bildungsangebot ins Stadtbild integrieren“, sagt der Kreisvorsitzende Georg Günther zu Begründung. Er hat in Greifwald erstmals einen Bücherschrank gesehen. „Da dachte ich mir: So etwas braucht Stralsund auch“, berichtet Günther. Das Thema wurde Anfang des Jahres beim Stammtisch diskutiert, dann im Februar in der CDU/FDP-Fraktion vorgestellt und nun steht es heute auf der Tagesordnung in der Bürgerschaft. „Ich bin sehr gespannt, wie der Vorschlag aufgenommen wird“, sagt Georg Günther. Er hofft, dass man vielleicht noch im Laufe des Jahres einen Bücherschrank in Stralsund sehen kann. Zuletzt war die Junge Union im Nachbarkreis kulturpolitsch mit der Forderung nach einer Schlagerquote für‘s Radio aufgefallen. „Wir wollten jetzt lieber durch einen konstruktiven Vorschlag auffallen“, sagt Georg Günther lachend. „Bei uns in der Fraktion hat die Idee bereits großen Anklang gefunden“, berichtet der CDU/FDP-Fraktionsvorsitzende Stefan Bauschke. Der Antrag in der Bürgerschaft ist zunächst bewusst offen formuliert. Wenn eine Mehrheit die Idee gut findet, sollen im nächsten Schritt die Bürger für die konkrete Gestaltung der Schränke mit einbezogen werden. Er würde sich wünschen, dass vielleicht Schüler oder lokale Künstler dafür Vorschläge machen. Soziale Einrichtungen oder Vereine sollen dann nach Möglichkeit eine Patenschaft zur Pflege der Schränke übernehmen. Genaue Standorte müssen noch gefunden werden. Als naheliegende Optionen wurden bereits der Alte Markt sowie der Theatervorplatz genannt. Die Finanzierung der Schränke steht ebenfalls noch nicht fest. Möglicherweise könnte es für das Projekt Fördergelder geben, sagt Stefan Bauschke. Aber auch der Eigenmittelbedarf müsste je nach konkreter Gestaltung der Schränke in machbaren Grenzen liegen, glaubt der CDU-Kommunalpolitiker. Falls das nicht klappt, könnte man es noch immer wie in Greifswald probieren. Dort haben ein lokaler Bücherverein und Sponsoren das Projekt möglich gemacht, sagt Georg Günther. Sowohl der JU-Kreisvorsitzende als auch der CDU/FDP-Fraktionsvorsitzende sind aber optimistisch, dass die Idee viel Zustimmung finden wird. Dass es — wie von einigen Lesern auf der OZ-Facebook-Seite geäußert — irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Projekt und der Verdreifachung der Gebühren in der Stralsunder Stadtbibliothek geben könnte, weisen Günther und Bauschke übrigens entschieden zurück. Es sei Zufall, dass die Diskussion beider Themen zeitlich zusammenfällt, sagt Stefan Bauschke. Durch die Bücherschränke solle keine Konkurrenz, sondern einfach nur eine zusätzliche Möglichkeit, Zugang zur Literatur zu finden, geschaffen werden. • Umfrage: Sollte es öffentliche Bücherschränke in Stralsund geben? Stimmen Sie ab: www.ostsee-zeitung.de/stralsund Wo kann man bereits Bücher tauschen? Die ersten kostenlosen Freiluft-Bibliotheken entstanden in Deutschland bereits in den 1990er-Jahren. Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind sie längst angekommen. So gibt es beispielsweise in Greifswald, Warnemünde, Karlshagen und Born bereits öffentliche Bücherschränke. „Bookcrossing“ ist eine weitere beliebte Form zum Austausch gebrauchter Bücher. Auf der Internetseite www.bookcrossing.de können Nutzer ihre Bücher registrieren, bevor sie sie auf die Reise schicken. Wenn jemand das Werk findet, kann er so herausfinden, wo das Buch schon überall war. Elisabeth Woldt

Stralsund - Öffentliche Bücherschränke für Stralsund