Pommersche Kunst geht nach Shanghai

Zu einem Fest der Unikate und Raritäten hatte der Koserower Kunstsalon die Freunde der bildenden Kunst am Samstagabend im Maritim Hotel in Heringsdorf eingeladen. Mit 234 Kunstwerken toppte die 6. Pommersche Kunstauktion all ihre Vorgänger. Das gilt auch für den Erlös, der bei rund 100 000 Euro liegt. Dass dem Abend eine umfangreiche Vorbereitung vorausgegangen war, bewies der reibungslose Ablauf. Auch wenn jedem Werk gerade eine Minute zugedacht war, ließ Auktionator Ralf Waschkau keine Hektik aufkommen. Professionell trug er als Veranstalter mit seinen Helfern die gediegene Sektstimmung aus dem Foyer mit in den Kaiserbädersaal. Die Großaufnahme des aktuellen Bietobjektes auf der Leinwand und seine kurze Einleitung zum Prozedere schien den meisten der etwa 100 Besucher schon bekannt zu sein. Erwartungsvoll hatte sich mindestens die Hälfte als Bieter registrieren lassen, um mittels Bieternummer direkt in die Auktion eingreifen zu können. Spannend wurde der Abend vor allem durch die zuvor eingereichten schriftlichen Gebote und durch die zahlreichen Telefonbieter. Nach Erscheinen des Auktionskatalogs im August, der Onlinepräsentation und vorangegangen 14-tägigen Vorbesichtigung hielten sich an- und abwesende Interessenten zwar die Waage, aber beim Bietergefecht kaum in Zaum. Gleich beim Aufruf der zweiten Position war das Eis gebrochen. Ein Belgier interessierte sich offensichtlich brennend für die „Polderlandschaft“ von Hedwig Luyten-Behnisch und mischte daher telefonisch kräftig mit, bis ihm das reizende Ölgemälde für 480 Euro nebst Glückwunsch gewiss waren. Ein Interessent aus Shanghai hatte nicht so viel Glück — er bewarb sich um fünf Bilder, bekam aber nur ein Stillleben. Mit dem Aufruf des großformatigen Ölgemäldes „Paar an der Ostsee“ von Walter Richard Rehn aus Dresden mit einem Limit von 800 Euro brodelte es förmlich. Fasziniert verfolgte das Publikum das Bietergefecht zwischen den telefonischen und schriftlichen Geboten bei Ralf Waschkau. „Achthundertfünfzig bei mir! Eintausend am Telefon?“ Die Dame am Telefon hob die Nummer 632 und nickte. „Eintausendeinhundert bei mir! Eintausendzweihundert am Telefon?“ Gleiches Bild: Wieder ging die Nummer 632 nach oben. „Eintausenddreihundert bei mir! Eintausendvierhundert am Telefon?“ Der Telefonbieter bestätigte sogar eintausendsechshundertfünfzig und erhielt endlich den Zuschlag und bewahrte damit den Auktionator vor dem aufwendigen Versand nach Amerika. Diese Auktion war auch eine Herausforderung für Iris Bednasch, die mit der Betreuung der Telefonbieter befasst war. Wie Kai aus der Kiste schnellten bald links, bald rechts, vorne, hinten verschiedene Nummern hoch und suchten sofort wieder die Anonymität. So wollte auch der Höchstbieter des Abends, welcher sich mit seinem Gebot in Höhe von 5800 Euro über den Zuschlag für Susanne Kandt-Horns „Eitle Eva“ freuen kann, anonym bleiben. Als Titelfoto für den Auktionskatalog und Plakate hatte das Werk der Ückeritzer Nationalpreisträgerin aus dem Jahr 1983 schon im Vorfeld für großes Interesse gesorgt und lag nach einem beharrlichen Bietergefecht 2000 Euro über dem Limit. „Hochinteressant!“, lautete das Urteil von Norbert Eckes aus Leverkusen. „Erstmalig bei der Pommerschen Kunstauktion dabei, spürt man doch die professionelle Entwicklung. Profis auf der Seite der Veranstalter und Profis unter den Bietern. Außerdem wird durch regionale Motive auch das Interesse der Touristen geschürt“, zollt er der Veranstaltung seinen Respekt. Rund um die Auktion 100 000 Euro — in dieser Höhe wechselten Werke ihren Besitzer. Neben Gemälden, Holzschnitten, Keramikarbeiten und Bronzeskulpturen wurde auch ein Freester Fischerteppich von Rudolf Stundl versteigert. 234 Kunstwerke wurden bei der Auktion aufgerufen. Der Nachverkauf im Koserower Kunstsalon läuft noch bis zum 28. September täglich von 10-18 Uhr. Beate Rother

Heringsdorf - Pommersche Kunst geht nach Shanghai