Puhdys: „Im Rugard ist es wie auf der Berliner Waldbühne“

Bergen — Noch immer meldet sich Peter Meyer mit dem Spitznamen „Eingehängt“ am Telefon. Mit 73 Jahren ist der Keyboarder das älteste Bandmitglied der Rockgruppe Puhdys. Auch den Schülerbands will er bei einer Brause noch Tipps geben. Denn in die Rockerrente will sich „Eingehängt“ noch lange nicht verabschieden. OSTSEE-ZEITUNG: Herr Meyer, jedes Mitglied hat einen Spitznamen. Wie sind Sie an „Eingehängt“ gekommen? Peter Meyer: So melde ich mich seit gefühlten hundert Jahren am Telefon. Früher hat man es wirklich so gemacht. Es hat sich als Spitzname etabliert. OZ: Die Zeit ist vermutlich schon länger her. Sie blicken ja auf 43 Jahre Bandgeschichte zurück. Bereitet man sich da auf ein Konzert überhaupt noch vor? Meyer: Natürlich proben wir nicht mehr vor jedem Konzert. Intensiv arbeiten wir, wenn wir eine neue Platte machen. Oder ein neues Programm einstudieren. OZ: Kurz bevor Ihr auf der Rugardbühne übernehmt, habt ihr da ein Ritual? Meyer: Das haben etliche Bands. Wir aber nicht. Wir machen nur ‘nen Soundcheck. Kurz vor dem Konzert essen wir noch eine Kleinigkeit. Da quatschen wir nochmal über die Bühnenshow. Vor jedem Auftritt ist man trotzdem noch immer unter Spannung. Man weiß ja nie, ob technisch alles funktioniert. Manchmal gibt es auf der Bühne auch komplizierte Umbauten durch Vorgruppen. OZ: Bekommen Sie Angst, wenn sie hören, dass in Bergen etliche Schülerbands vor ihnen auftreten? Meyer: Nein, ganz im Gegenteil. Auf die Nachwuchsmusiker und die kleinen Rüganer freuen wir uns. Vielleicht trinken wir eine Brause zusammen. Man sieht sich ja kurz vor dem Konzert. Die meisten jungen Bands haben uns oft positiv überrascht. OZ: Haben Sie keine Bedenken, dass die vielleicht auf ihren Instrumenten spielen wollen? Meyer: Nein, die haben ja ihre eigenen dabei. Und wenn doch mal jemand auf meinem Keyboard klimpern will, habe ich nichts dagegen. OZ: Was bringt Ihr dem Rügener Publikum für heute Abend mit? Meyer: Wir werden zwei Stunden spielen. Vergangenen November haben wir eine neue CD rausgebracht. Davon werden wir vier bis fünf Titel spielen. Hinzu kommen bekannte Titel wie, ‘Hey wir wollen die Eisbären sehen‘. Im Repertoire haben wir 30 bis 50 Titel. Alle unserer 450 Titel können wir nicht. Wir nutzen die Vielfalt aber, damit jedes Konzert einmalig wird. Auch in Bergen spielen wir zwei Lieder, die wir woanders nicht spielen. OZ: Als Spielstätte kennen Sie die Rugardbühne ja bereits. Ist es ein guter Ort für ein Phudys-Konzert? Meyer: Von der Akustik her ja. Es ist viel besser als auf etlichen Sportplätzen. Man kann sie vergleichen mit der Berliner Waldbühne. OZ: Sonst habt Ihr aber oft noch mehr Publikum, oder? Meyer: Also, in Paris haben wir vor 500 000 Leuten gespielt. Hervorheben würde ich aber eher Konzerte wie das Stadtfest in Dresden. Da kommen die Leute wegen uns. In Sachsen hatten wir 25 000 Zuhörer. OZ: Finanziert Ihr euch heute denn hauptsächlich über die Konzerte? Meyer: Nicht nur, unsere CD läuft auch gut. Uns kommt zu Gute, dass wir früher viele Konzerte gemacht haben. Im Jahr sind es heute noch 60 bis 80. Zwischendurch erholen wir uns zu Hause am Berliner Müggelsee. Dort wohnen fast alle, nur Maschine nicht. OZ: Ist das Leben für Musiker härter geworden? Meyer: Für viele schon. Im Osten konnten alle Profimusiker gut leben. Das ist heute nicht mehr so. Glücklicherweise hatten wir viel West-Erfahrung. Heute muss alles gut funktionieren. Bühnenshow, CD, Merchandising. OZ: Wie finden Sie es, dass besonders jüngere Fans den Puhdys-Sound illegal aus dem Internet saugen? Meyer: Das ist eher eine Sache der Gema. Aber lasst die Kids mal runterladen. Das ist ja nicht alles, sie kommen auch zum Konzert. „Rock für den Frieden“ Die Puhdys spielen heute mit Jugendbands aus der Region auf der Freilichtbühne. Sie rocken für einen guten Zweck: Teile der Erlöse werden übergeben an das Kinderwaisenheim „Sanct Benedict Scolastica Chittagong“ in Bangladesch und an Hilfsaktionen für krebskranke Kinder der Insel Rügen. Das Konzert beginnt um 16 Uhr. Die Puhdys stehen ab 20 Uhr auf der Bühne. Der Eintritt kostet für das gesamte Konzert 10 Euro. Karten können noch an der Abendkasse erworben werden. Interview von Kay Steinke

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