Richtenberg feiert sich und seine Geschichte

Mehr als 200 Gäste werden heute zur Neueröffnung des Heimatmuseums mit Hof-Café in Richtenberg erwartet. Der Kulturtreff veranstaltet zu diesem Anlass ein großes Sommerfest in der Scheune am Markt. Gleichzeitig feiert der Verein sein 15-jähriges Bestehen. Eingeladen sind alle Mitglieder, Gewerbetreibende und Vertreter der Stadt. Auch alle anderen Interessierten können vorbeikommen. Das Heimatmuseum zeigt Stücke aus der Stadtgeschichte, zum historischen Handwerk und zur Brennerei-Tradition in Richtenberg. In den Komplex ist auch eine Touristeninformation integriert, in der sich zum Beispiel Radfahrer mit Karten eindecken können. Vor vier Wochen hat der Kulturtreff Mitglieder und Helfer zusammengetrommelt, um alle Ausstellungsstücke aus dem früheren Museum in der „Alten Schlosserei“ in die neuen Räume des ehemaligen Restaurants „Richtenberger Ente“ zu schleppen. Zum Glück hatten es die Träger nicht weit — zwischen den beiden Häusern liegen nur ein paar Hundert Meter. Das neue Domizil bietet mit rund 200 Quadratmetern doppelt so viel Ausstellungsfläche wie bisher. So ist es jetzt auch möglich, die Stücke, die bisher noch im Rathaus standen, publikumswirksam zu zeigen. Zu den Hauptattraktionen gehört zum Beispiel eine alte Filmvorführanlage. Von 1960 bis 1990 stand sie im Kulturhaus in Richtenberg. Statt einfach eine DVD einzuschieben, muss in eine Vorrichtung eine Filmrolle eingelegt werden, die während einer Vorführung mehrmals gewechselt werden muss. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir dort etliche Filme angeschaut haben“, sagt Bernd Meier, der Vorsitzende des Kulturtreffs. Der 62-Jährige, der von Anfang an im Verein dabei ist, sucht permanent nach neuen Kostbarkeiten für die Ausstellung. „Ich bin gebürtiger Richtenberger, da interessiert man sich für so etwas. Ich nehme alles, Hauptsache es ist alt.“ Diese Eigenschaft trifft auf jeden Fall auf eine Handwerkerfahne von 1909 zu, die in einer Glasvitrine hängt. „Sie wurde über Generationen weitergegeben und aufbewahrt, bis sie schließlich bei uns gelandet ist“, sagt Meier. Ganz allein konnten Bernd Meier und die anderen 23 Vereinsmitglieder all die Schätze nicht auftreiben. „Ohne die Hilfe der Richtenberger wäre es nicht gegangen.“ Durch Geschenke der Einwohner ist beispielsweise die gesamte Ausstattung für ein typisches Wohnzimmer der 1950er-Jahre zusammengekommen. Mit Blumen bestickte Sofas und Sessel, eine Kristallschale auf dem Tisch und in der Ecke ein Fernseher, von dem man gar nicht glauben kann, dass er jemals funktioniert hat. In einem Schrank befindet sich die hochprozentige Produktpalette der ehemaligen Richtenberger Kornbrennerei „Sonne“, die 2003 geschlossen wurde. Der Lieblingsplatz von Bernd Meier ist der neue Leseraum, in dem sich die Bücher bis unter die Decke stapeln. Hier trifft sich regelmäßig die Plattdeutsch-Gruppe, zu der auch der Vereinschef gehört. Die Frauen und Männer beschäftigen sich mit plattdeutschen Schriftstellern und der Pflege des Dialekts. „Plattdeutsch gehört zum Ort dazu. Ich habe das von meinem Großvater übernommen und bin dafür, so etwas zu bewahren“, meint Bernd Meier. Heute steigt die Sommerparty in Richtenberg Um 15 Uhr beginnt heute das Sommerfest mit der Eröffnung des Hof-Cafés in Richtenberg. Dort gibt es Torten und Kuchen — natürlich selbst gebacken — und einen Imbiss für die Gäste. Eingeladen sind auch alle kleinen Richtenberger, für die der Kulturtreff ein Kinderprogramm auf die Beine gestellt hat. Um 16 Uhr findet die Neueröffnung des Heimatmuseums statt. Um 19 Uhr steigt dann die Party auf der Festwiese. DJ Kalle bittet mit seinen Hits zum Tanz. Der Eintritt ist frei. Weiterhin genutzt wird die Theaterscheune. Im September feiert das neue Stück der Helmerich-Theatergruppe „Hexenprozess in Richtenberg“ Premiere. Dafür wird fleißig geprobt. Nachwuchssorgen hat die Plattdeutsch-Gruppe. Wer die Mundart bereits kann oder sie erlernen möchte und Spaß daran hat, mitzumachen, kann sich im Kulturtreff melden. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Sommerfest in Richtenberg am Markt 11. Ich bin gebürtiger Richtenberger, da interessiert man sich für alte Gegenstände aus dem Ort und ihre Geschichte.“Bernd Meier, Vereinschef Kulturtreff Alexander Müller

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