Rosenrundgang: „Heidi Klum ist meist nackig und hat Läuse“

„Hier kann man noch verjüngen, indem man die Rinde etwas löst“, rät Eilike Vemmer. Die bundesweit anerkannte Fachfrau in Rosensachen besuchte jetzt mit dem Vorstand der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde Putbus. Mit der Stadt selber, dem Förderverein „Residenzstadt und Schlosspark“ sowie dem örtlichen Gewerbeverein verfügt die Gesellschaft über gleich drei Mitglieder in der künftigen Rosenstadt. Doch den Titel muss sich Putbus erst noch verdienen und stellte einen Antrag auf Anerkennung bei der Baden-Badener Gesellschaft. Die Stadt eigne sich bestens als Standort für Rosen, warb Rosendoktor Gerhard Prill vor der Delegation. Ein Nachteil gegenüber dem Festland stellten lediglich die zuweilen harten Winter dar. In einem solchen seien einmal zwei Dutzend Rosen bei minus 26 Grad eingegangen. „Ansonsten aber haben wir hier eine ausgezeichnete Durchlüftung und so gut wie keine Probleme mit typischen Rosen-Krankheiten wie Mehltau“, sagte Prill. Wegen des guten Klimas würden die Rosen manchmal doppelt so lange blühen wie auf dem Festland. Die Rosen-Funktionäre genossen den Rundgang sichtlich und fachsimpelten eifrig über das, was sie sahen. Gloria Dei beispielsweise ist die Friedensrose der UNO, die bläuliche „Rhapsody in Blue“ wurde nach der berühmten Komposition von George Gershwin benannt, und auch die Schöpferin von „Germanys next Topmodel“ hat eine eigene Rose. „Heidi Klum ist aber meistens nackig und hat Läuse“, berichtete Annette Riech, Beirätin im Vorstand, aus ihrer Erfahrung. Eine Augenbraue zog Präsident Hans-Peter Mühlbach hoch, als er mehrfarbige Rosen am Circus sieht. „Ich würde empfehlen, das Ensemble einheitlich zu gestalten“, riet er. „Wichtig erscheint mir auch, dass die Bevölkerung die Idee mitträgt“, sagte der Professor mit Blick auf hier und da grün sprießendes Wildkraut in den Pflanzlöchern vor den Häusern am Circus. Eilike Vemmer rümpfte ein wenig die Nase angesichts der Hagebutten an zwei Stöcken vor dem Pädagogium. „Wenn Sie gern die Entwicklung einer Rose vermitteln möchten, greifen Sie doch die Idee auf, an separatem Ort einen Rosen-Lehrpfad anzulegen“, lautete ihr wohlgemeinter Hinweis. Solche gäbe es bereits im Rosarium von Sangerhausen und Zweibrücken. In Putbus könne sich der Rosengarten dafür anbieten. Die Natur bilde nämlich keine Stockrosen aus und an den Samenkapseln sei zu sehen, wie sich die Pflanze entwickeln würde, wenn man sie ließe. Eine Innovation stellte Henry Gurski, Vorstandsmitglied des Fördervereins, vor. Künftig sollen an den Stämmen befestigte und mit einem QR-Code (Quick Response) versehene Schilder Besuchern Auskunft über die jeweilige Rose geben. Mit dem Handy fotografiert, öffnet sich ein entsprechender Link zum Internet. Urlauber Hans-Joachim Kansy aus Jena versuchte es gleich einmal, scheiterte aber, weil er seine Lesebrille vergessen hatte. Im Innenhof der Orangerie pflanzten Mühlbach und Hanny Tantau aus Anlass ihres Besuchs eine Rose im Beet der kürzlich dort gesetzten Putbus-Rose. „Auf dieser Rasenfläche möchten wir auch Rosen unserer Partnerstadt Eutin pflanzen“, stellte Prill neue Pläne vor. Besucher sollen die Fläche später durch einen Rosenbogen betreten und an einem Steintisch aus Fürstenzeiten Platz nehmen können, so die Vision. „Für den Titel einer ,Rosenstadt' muss die Rose bestimmendes Element sein“, betonte Mühlbach beim Abschlussgespräch im Rathaus. „Sie haben aber noch viele Möglichkeiten, Beete anzulegen oder Sträucher zu pflanzen.“ Hochstämme würden allerdings viel Pflege benötigen. Gut eignen würden sich daher Wildrosen-Hybride, deren kleinere Sträucher pflegeleicht seien. „Zunächst einmal sind wir aber von der Gesamtsituation sehr begeistert“, so Mühlbach. Die Entscheidung, ob der Titel sofort oder unter Auflagen verliehen werde, fälle der Vorstand der Gesellschaft im September. Ob die Rosen-Funktionäre schmecken könnten, welche Rose er in seiner Bowle verarbeitet habe, fühlte Gerhard Prill seinerseits den Prüfern auf den Zahn. Die beeindruckten den Rosendoktor, indem sie nur wenige Hinweise benötigten, um auf die Kartoffel-Rose zu kommen. Die Rosenfreunde Die Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde mit Sitz in Baden-Baden hat bundesweit 6500 Mitglieder und 50 Freundeskreise auf regionaler Ebene, die Vortragsveranstaltungen, Erfahrungsaustausch, Seminare, Schnittkurse, Stammtische, offene Gartentüren und Ausflüge anbieten. Der für Rügen nächstgelegene befindet sich in Laage. Uwe Driest

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