Rügens Kreidemuseum zeigt Fossil des Jahres 2016

Gummanz Das Kreidemuseum steigt gleich mit einem besonderen Exponat ins neue Jahr ein. Die im alten Kreidewerk Gummanz etablierte museale Einrichtung zeigt das Fossil des Jahres 2016. Die OZ sprach mit Manfred Kutscher, Fachberater des Museums und Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparks Jasmund, der alleiniger Gesellschafter der Betreibergesellschaft des Museums ist. Zunächst müssen wir ein Geheimnis lüften: Was ist das Fossil des Jahres 2016 überhaupt? Manfred Kutscher: Zum Fossil des aktuellen Jahres wurde der Leptolepides sprattiformis, übersetzt der ,sprottenähnliche Zartschupper‘ gekürt. Das ist ein etwa sieben Zentimeter kleines Fischchen, das vor 150 Millionen Jahren im Jurameer gelebt hat. Diese ,Jurameer-Sprotte‘ — ein Schwarmfisch — ist einer der früheren Vertreter der Echten Knochenfische. Wer hat die Jurameer-Sprotte eigentlich zum Fossil des Jahres gekürt? Kutscher: Die Paläontologische Gesellschaft. Seit 2008 kürt sie auf ihrer Jahrestagung immer das Fossil des Folgejahres. Bisher waren es immer große, seltene oder spektakuläre Vertreter, die meist nur in einem speziellen Institut oder Museum zu bewundern waren. Von dem für 2016 gekürten Fischchen gibt es dagegen viele Einzelfunde und sogar große Kalkplatten mit ganzen fossilen Fischschwärmen. Der Aha-Effekt ist damit größer. Das Fossil des Jahres 2016 können Interessenten nicht nur in einem, sondern in mehreren Museen besichtigen. Stammt das in Gummanz gezeigte Fossil des Jahres von der Insel? Kutscher: Nein, dafür ist Rügen viel zu jung. Der Lebensraum der kleinen Fische waren die Lagunen des Jurameeres, flache Meeresbereiche der heutigen Schwäbischen Alb sowie der Frankenalb bis Regensburg. Daher stammt die etwa 20 mal 10 Zentimeter große Kalkplatte mit etwa 20 Fisch-Skeletten, die wir im Kreidemuseum zeigen. Ich habe sie durch gute Kontakte vom Bürgermeister-Müller-Museum im mittelfränkischen Solnhofen bekommen und aus meiner privaten Sammlung für die zur Ausstellung zur Verfügung gestellt. Das Fossil des Jahres könnte zum Publikumsmagneten im Museum avancieren. Strömen die Leute denn generell in Scharen nach Gummanz? Kutscher: Wir können und wollen uns auch gar nicht mit den so genannten Leuchttürmen in der Museumslandschaft wie mit dem Meeresmuseum vergleichen. Sind aber sehr zufrieden. Im vergangenen Jahr haben rund 17500 Gäste das Kreidemuseum besucht. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein leichter Besucheranstieg. Auch der Umsatz stimmt. Wir sind vor allem stolz darauf, es geschafft zu haben, dass immer mehr Besucher zum Wiederholungstäter werden. Das ist andererseits Ansporn, immer wieder mit Neuem aufzuwarten. Gibt es schon Ideen für Neues, mit dem Sie Besucher in diesem Jahr überraschen wollen? Kutscher: Ideen gibt es viele. Fest steht, dass die Besucher eine neue Sonderausstellung in Augenschein nehmen werden können. Die gestalten wir zum Thema Gotland. Mit der Exposition wollen wir Antwort auf die Frage geben: Wo kommt das Geschiebe her, das wir auf Rügen vor unserer Haustür finden? Dabei wollen wir in der Schau nicht nur Fossilien zeigen, die uns das Eis bei der Eiszeit vor die Tür geworfen hat. Multimedial wird es auch eine Bilderschau geben, die zeigt, was Gotland ausmacht. Wann wird die Sonderausstellung ihre Pforten öffnen? Kutscher: Unser Ziel heißt Ostern. Und wir sind auf einem guten Weg, dass wir das schaffen. Interview von Udo Burwitz

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