Rügens großes Volksfest zieht dieses Jahr nach Westen

OSTSEE-ZEITUNG: Am kommenden Freitag wird Bürgermeister Dieter Holtz die diesjährigen Rügener Hafentage eröffnen. Der Termin steht. Ist alles vorbereitet, damit er auch über die Bühne gehen kann oder fürchten Sie, dass die nächsten drei für Sie noch schlaflose Nächte werden? Ralf Berger: Ich will nicht sagen, dass die Vorbereitung zur Routine geworden ist, denn bislang hielt sie in den vergangenen Jahren immer Überraschungen parat, die uns zum Umplanen gezwungen haben. Zum einen haben wir die aber bisher immer gemeistert und zum anderen bereite ich die Rügener Hafentage jetzt schon seit 1998 mit vor. Ich konnte also jahrelang Erfahrung sammeln, um routiniert und vor allem mit kühlem Kopf auch Überraschungen zu begegnen. OZ: Gab es dieses Jahr denn auch solche Überraschungen? Berger: Was die Bauerei anbelangt, war es diesmal wohl eher eine positive. Ich bin heilfroh, dass der Ausbau des unteren Abschnitts der Straße der Jugend termingerecht abgeschlossen wurde. Mit der Ende Juni für den Verkehr wieder freigegebenen Zufahrt zum Westhafen stehen den Besuchern der Hafentage somit zwei zum Stadthafen zur Verfügung. Doch das ist nicht der Hauptgrund, der mich in helle Freude versetzt. Der termingerechte Abschluss der Baumaßnahmen an der Straße der Jugend war vor allem deshalb so wichtig, weil sonst der gesamte Schwerlastverkehr von Rügen-Fisch durch den Hafen geleitet werden müsste. Das hätte bei den Hafentagen nicht funktioniert, es wäre viel zu gefährlich gewesen. Hätte es beim Straßenausbau Verzögerungen gegeben, hätten die Hafentage wohl ins Wasser fallen müssen. OZ: Eine Überraschung gab es aber doch. Wie OZ bereits berichtete, ist der Glasbahnhof für die Hafentage 2015 tabu, weil der Eigentümer Gebäude und Flächen vorerst nicht mehr für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung stellt. Haben Sie eine Alternative gefunden? Berger: Das war schon ein gravierendes Problem für uns, schließlich stehen uns dadurch fast 150 laufende Frontmeter der Festmeile nicht mehr zur Verfügung. Doch auch da haben wir eine Lösung gefunden. Motto: Die Rügener Hafentage ziehen nach Westen. Wir haben die Festmeile verlegt, ziehen mit der etwa 100 Meter in den Westhafen rein. Sie beginnt jetzt etwa in der Mitte des Westhafens und wird direkt entlang der Kaikante bis zum Hafenkontor reichen, wo wieder das Riesenrad aufgestellt sein wird, von dem Besucher das bunte Treiben aus der Vogelperspektive genießen werden können. Jene Fahrgeschäfte und Händler, die bislang am Glasbahnhof platziert waren, haben einen Stellplatz im Westhafen bekommen. Die große Bühne hat auch einen neuen Platz bekommen, nämlich mittendrin auf dem Betriebsparkplatz vom Hafencafé Peters. OZ: Apropos Bühne: Wird es auf der eher klassisch, rockig oder doch maritim zugehen? Berger: Von allem etwas, denn Vielfalt wird Programm sein bei den von Freitag bis Sonntag stattfindenden Hafentagen. Den maritimen Part werden gleich drei Shantychöre übernehmen. Neben dem aus unserer Heimatstadt Sassnitz sind es deren befreundete Gesangsensembles aus Frankfurt am Main und Neumünster. Es wird aber auch Gitarrenrock der 70er und 80er Jahre von der Bühne auf die Ohren geben und als Knüller ein Live-Konzert mit Karussell. Die Band wird am Sonntag einen Ostrock-Abend bei den Hafentagen bestreiten. OZ: Setzt Sassnitz komplett auf Traditionen oder werden die Gäste auch Neues erleben können? Berger: Sie werden dabei nicht nur zuschauen, sondern sogar mitmachen können. Und das bei einer Premiere. Erstmals wird bei den Hafentagen ein Schlauchbootrennen für jedermann am Sonntag rund um die Marina im Stadthafen veranstaltet werden. Mitmachen kann jeder, Boote und Paddel werden gestellt. Dieses Rennen wird übrigens nicht die einzige Premiere sein. Zum ersten Mal wird in Sassnitz auch die Trophäe für den Jasmund-Cup übergeben werden. Sassnitz ist erstmals bei diesem Cup dabei. Am Sonnabend steht die Klein Helgoland-Regatta auf dem Programm, bei der die Teilnehmer vom Stadthafen bis zu dem im Volksmund so genannten Findling im Nordosten der Uferpromenade segeln werden. Diese Wettfahrt wird nach denen in Glowe und Lohme zum ersten Mal als dritter Wertungslauf für den Jasmund-Cup gewertet. OZ: Aushängeschild von solchen maritimen Großveranstaltungen sind auch große Pötte, bevorzugt solche, die Traditionen der Seefahrt verkörpern. Werden die Hafentage-Besucher auch Traditionssegler bestaunen können? Berger: Auf jeden Fall. Ihr Kommen haben die Traditionssegler „Flinthörn“, „Santa Barbara Anna“, der Missionskutter „Elida“ sowie das Feuerschiff „Elbe 1“ und nicht zuletzt mit der „Greif“ ein Flaggschiff von MV gemeldet. Die Schiffe können ebenso wie die von Seenotrettern, Wasserschutzpolizei und Zoll besichtigt werden. Die Traditionssegler bieten sogar Ausfahrten für Besucher an. 21. Auflage 1993 schlug mit der Sassnitz-Sail die Geburtsstunde für die Rügener Hafentage. So wurde die maritime Großveranstaltung ein Jahr später genannt. Mit einer einmaligen Unterbrechung erlebt sie von kommenden Freitag bis Sonntag bereits ihre 21. Auflage. 20000 Gäste sind es etwa, die jedes Jahr die Rügener Hafentage besuchen. Die avancieren damit zum wohl größten Volksfest auf der Insel. 474 Stellplätze stehen mobilen Besuchern der Hafentage im neuen Parkhaus im Stadthafen zur Verfügung. Geparkt werden kann auch auf dem Areal des ehemaligen Tanklagers im Westhafen sowie auf den Parkplätzen an der Bachstraße und an der Tankstelle. • Hafentage-Programm: im Internet unter www.sassnitz.de Interview von Udo Burwitz

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