Schildi-Mädels heiß auf neuen Partner

Platsch! Da muss Taucher Mirko Becker (44) den Panzer dann doch erst einmal loslassen und einen zweiten Versuch starten. „Auch wenn die Schildkröten meist gemächlich dahin schwimmen. Sie können sehr flink sein “, sagt der Aquarienteamleiter. Dann geht es ganz schnell. Der erfahrene Mitarbeiter des Deutschen Meeresmuseums packt beherzt zu und schiebt die 50 Kilo schwere Unechte Karettschildkröte auf ein Tragetuch am Beckenrand im Katharinenkloster. Seine Kollegen warten bereits. Gemeinsam tragen drei Männer das Tier zu einem Transporter, der vor der Tür steht. Ruhig liegt Schildi in einer blauen Kiste. Eingepackt in feuchte Tücher soll das Männchen die gut fünf Stunden lange Fahrt überstehen. „Das ist schon etwas Außergewöhnliches“, meint Tierpfleger Martin Schröder (42), der den Transporter steuert. Zwar macht er so etwas nicht zum ersten Mal. Einen Hai hat er aus Stuttgart geholt, auch eine Fracht aus Schweden hat er bereits sicher an den Sund gebracht. „Aber es geschieht eben doch nicht alle Tage“, so Schröder. Einer ist besonders aufgeregt: Sohn Erik darf seinen Vater begleiten. „Er braucht doch einen guten Beifahrer“, erklärt der Sechsjährige, der später auch mal so etwas wie Papa machen möchte. Neben der Schildkröte gehen eine Mittelmeermuräne und ein Kaiserschnapper, der sich mit seinem Kumpel nicht mehr vertragen hat, nach Büsum. Es gehöre einfach dazu, dass zwischen den Einrichtungen Tiere ausgetauscht werden, erzählt Mitarbeiterin Sigrid Wewezer. So ist schließlich auch der Männertausch bei den Schildkröten zustande gekommen. Das Männchen, das jetzt abgegeben wird, hatte manchmal schon ein wenig Stress mit den vier Mädels — einer Echten und einer Unechten Karett- sowie zwei Suppenschildkröten (Grüne Meeresschildkröten). Allein vom Gewicht her war das Männchen den Damen unterlegen. Und die können manchmal richtig zickig sein, hat der Taucher, der den Job seit 20 Jahren macht, schon am eigenen Leib erfahren. Wenn er nicht aufpasst, wird er mitunter kräftig in den Hintern gezwickt. Das gibt blaue Flecken. „Schildkröten sind in der Lage, einen Besenstiel durchzubeißen“, beschreibt Becker. Aber ernsthaft verletzt wurde er noch nicht. Zur Ablenkung hat er meist einen gelben Gummiball dabei. Den Kontakt zu den Tauchern liebt das Quintett. Und alle fünf wollen immer wieder eins: vor allem spielen. Sind die Tiere es doch gewöhnt, dass die Froschmänner regelmäßig ins Becken steigen — zum Scheibenputzen, oder um die Deko wieder gerade zu rücken. Besonders die Suppenschildkröten mögen Streicheleinheiten. Der „kleine Mann“, von dem sich das Meeresmuseum jetzt verabschiedet, war hingegen recht schüchtern und ängstlich. Und wenns um Futter geht, dann gibt‘s auch mal Streit. Deshalb geht die Echte Karettschildkröte jetzt auch erst mal in Quarantäne, wenn heute Morla aus Büsum erwartet wird. Für das 70-Kilo-Schwergewicht ist es eine Rückkehr in die alte Heimat. Denn nachdem Morla von Privatbesitzern aus Baden-Württemberg abgegeben wurde, hatte er zunächst in Stralsund sein Zuhause. In Büsum wurde nun das Becken inzwischen viel zu klein. Was heute passiert, erwarten alle mit großer Spannung. Die Tierpfleger stellen sich glatt auf eine Nachtschicht ein, um alles genau unter Kontrolle zu haben. Für Aquarienchefin Nicole Kube steht eines fest: „Ich denke, Morla dreht erst mal durch. Denn das Männchen hat bislang noch keine Mädels gesehen.“ Dann klappt‘s vielleicht auch mit dem Nachwuchs. Denn die bisherigen Paarungsversuche bei den Stralsunder Schildkröten blieben ohne Erfolg. Immer Donnerstags, 11 Uhr, gibt es im Meeresmuseum eine Tauch-Show. Wir hoffen, dass es mit dem neuen Mann genauso interessant wird.“Mirko Becker (44), Teamleiter und Taucher im Meeresmuseum Marlies Walther

Ganz auf Sommer eingestellt: Meeresmuseum und Ozeaneum locken mit neuen Angeboten - Schildi-Mädels heiß auf neuen Partner