Schüler trommeln gegen Gewalt und Rassismus

Es ist kaum 18 Uhr, mitten in der Woche, und in der Sporthalle am Mühlenberg schallt laute Musik durch den Feierabend. Ungeduldig warten Dutzende Jugendliche vor der Halle. Dann öffnet sich die Tür und die Schüler strömen hinein. Das Interesse an dem Auftritt der Künstler von „Instant Act“ ist riesig, schließlich sind die Mädchen und Jungen der Bernstein-Schule an diesem Nachmittag selbst Künstler. Das Projekt „Instant Acts“ tourt seit zwanzig Jahren mit wechselnder internationaler Künstlerbesetzung durch Deutschland und Europa. „Wir treten überwiegend in Schulen, Jugendgefängnissen und Einrichtungen sozialer Arbeit auf“, sagt Dellers. Die diesjährige Tour hat gerade erst begonnen. Weitere Stationen in MV, Thüringen, Brandenburg und Italien stehen noch auf dem Programm der jungen internationalen Künstler. „Ich bin stolz auf die Schüler, dass sie sich so gut darauf eingelassen haben“, resümiert Schulleiterin Christina Rebbin am Abend. Zusammen mit den Künstlern arbeiteten die Mädchen und Jungen in verschiedenen Workshops. Ob Tanzen mit dem Kampffächer, Trommeln, Breakdance oder Clownerie — die Schüler fanden schnell etwas in ihrem Interesse. Zwei Stunden lang galt es nun, in den jeweiligen Gruppen die Grundlagen zu erarbeiten. Dann ging es für die Jugendlichen auf die Bühne. Die Neuntklässlerin Conny-Veronique Lembke hat sich für den Fächertanz entschieden. „Ich fand es richtig gut“, berichtet sie von ihrer neuen Erfahrung: „Ich hatte anfangs nicht gedacht, dass alle so dabei sind.“ Auch Mitschüler Lucas Schröder war zu Beginn skeptisch: „Erst hatten alle nicht so recht Lust, haben aber dann richtig mitgemacht.“ Lucas selbst hat sich für den Breakdance-Workshop entschieden. „Die Jugendlichen haben sich alle voll ins Zeug gelegt“, hat auch Til Dellers vom Berliner Verein „interkunst“ festgestellt. Der Projektleiter von „Instant Acts“ freute sich über die Einladung in die Bernsteinstadt und lässt kurz vor Beginn der Show alle Zuschauer wissen: „Es war ein sehr schönes Arbeiten mit euch.“ Ein Jahr ist es her, dass die Lehrer aus Ribnitz-Damgarten von dem Projekt für Toleranz und gegen Gewalt erfahren haben, erinnert sich Christina Rebbin: „Eine Kollegin brachte die Idee mit.“ Von da an galt es für die Schüler- und Lehrerschaft: Eigenmittel müssen aufgetrieben werden. Mit der Unterstützung der Stadt, des Kreises, der Barmer und der Sparkasse Vorpommern konnte das Multikulti-Projekt realisiert werden — und dank des großen Engagements der Bernsteinschüler. Die Arbeit mit den Künstlern aus aller Welt stärkt fast von allein den Toleranz-Gedanken. „Wir brauchen die Möglichkeit andere Kulturen kennenzulernen“, betont die Schulleiterin. Durch das „Instant Acts“ Projekt erreichen die Tänzer, Trommler und Theaterkünstler auf moderne Art und Weise die Jugendlichen. Auch auf eine gemeinsame Sprache wurde am Nachmittag nicht verzichtet. „Während der Projektarbeit haben wir fast nur Englisch gesprochen“, freute sich Christina Rebbin. Die bunte Show am Abend wusste die knapp 200 Gäste — Schüler, Lehrer, Eltern — zu begeistern. Polnische und afrikanische Klänge, dazu ein brasilianischer Kampftanz, eine zwei Meter große Frau, Ballkünstler, Breakdancer und eine menschliche Beatbox. Die Vielfalt begeisterte auch die vielen Gäste. Lobesreden erklingen, als sie die Mühlenberghalle verlassen. Die Nachricht ist deutlich. Schulleiterin Rebbin brachte es kurz vor Showbeginn auf den Punkt: „Ribnitz-Damgarten ist eine weltoffene Stadt.“ Paula Mittermayer

Ribnitz-Damgarten - Schüler trommeln gegen Gewalt und Rassismus