Seeside gibt sich Stelldichein mit Künstlern des Ateliers Pix

Sie touren von München bis Hamburg und füllen Konzerthallen mit Tausenden von Menschen: Die Greifswalder Band „Seeside“, Gewinner des von Guildo Horn initiierten Wettbewerbs „Guildo sucht den Superstar“, feiert mittlerweile Erfolge in der ganzen Republik. Doch mindestens genauso gern tritt die außergewöhnliche Band Zuhause auf. Denn hier leben wohl die größten Fans der Musiker mit Handicap. Wer gemeinsam mit ihnen Freude erleben will — Dienstagabend im Pommerschen Landesmuseum ist dazu Gelegenheit. Seeside gibt sich dort mit dem Atelier Pix ein Stelldichein. „Farbklang“, so der Titel, verspricht großes Kino. Denn auch die Gemeinschaft der bildenden Künstler, die wie Seeside zum Pommerschen Diakonieverein gehört, steht seit fünf Jahren für verblüffende Ideen und beeindruckende Werke. Die sollen nun wieder während einer Kunstauktion unter den Hammer kommen. „Eine Auktion der etwas anderen Art“, macht Seeside-Leiter Michael Turban neugierig. Kein angestaubter Geld-Produkt-Wechsel, sondern eine „poesievolle, sehr menschliche“ Veranstaltung. Was da heißt: Jeder der kommt, erhält zunächst eine Bieterkarte und kann sich während des Abends ganz in Ruhe für eines oder mehrere der 44 ausgestellten Kunstwerke entscheiden. Am Ende gelangen die Gebote alle in einen Topf. Und erst dann steigt sie richtig, die Spannung: Wer erhält was? Und was lassen sich die Interessenten ein Nachbessern ihrer Gebote kosten? Christine Kolbe, die als Atelierassistentin die Auktion der 14 Künstler mit vorbereitet, ist voller Erwartung auf den Abend. Auch, weil dessen Titel so viele Interpretationen zulässt: „Farbklang ist ja schon an sich eine paradoxe Intervention“, findet Michael Turban. Und Christine Kolbe ergänzt: „Sowohl der Klang als auch die Farbe verbinden und berühren Menschen — sie gehen über die Grenzen der Sprache hinaus.“ Insofern dürfen die Auktionsbesucher gespannt sein, was sie im Museum erwartet. Nur eines sei verraten: Der Maler, Bildhauer und Wortakrobat Otto schickt seine „Regierungs-Wracktion Po-litiker“ ins Rennen: Eine erweiterte Form der berühmten drei Affen, die sich Ohren, Augen und Mund zuhalten — nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. „Aber da fehlt doch noch einer“, wiederholt Otto die Auffassung seiner kleinen Schwester, die er jetzt, nach vielen Jahren, mit seinem Kunstwerk wieder aufgreift. Ein Politiker, der auf den Händen sitzt? „Ihre inklusive Sicht auf die Probleme um uns herum ist schon bemerkenswert“, sagt Michael Turban mit Blick auf das Schaffen der gehandicapten Menschen. Das betrifft auch seine Musikerkollegen, die am Dienstag voll zum Zuge kommen. Da es keine herkömmliche Versteigerung gibt, werde viel Musik erklingen. Der Uraufführung ihrer „Sinn-fonie“ blicken alle sieben Bandmitglieder mit Spannung entgegen. „Ein etwa fünfminütiges Instrumentalstück, das sehr gut den Leistungsstand widerspiegelt“, verdeutlicht Turban. Überhaupt hätte Seeside eine Entwicklung genommen, die niemand zu hoffen wagte. Ging die Gruppe noch vor ein paar Jahren auf eine große Bühne, „war das eine Katastrophe“, erinnert sich Michael Turban. Jeder Musiker habe die kuschlige Wärme des anderen gesucht. „Heute hingegen füllen sie mit ihren Persönlichkeiten jede noch so große Bühne aus“, wertschätzt er die Leistung der Band. 50 bis 60 eigene Titel gehören mittlerweile zum Repertoire von Seeside. „Wir können problemlos drei bis vier Stunden spielen“, sagt Turban. Hans-Dieter, einer der beiden Schlagzeuger, nickt dazu ganz selbstverständlich: „Das größte Konzert war das mit Chris Norman“, erinnert er sich an den Abend im August. Die Atmosphäre im Strandbad Eldena — unvergesslich. Auch so ein Heimspiel für Seeside, dem aber auch immer wieder Auswärtssiege folgen. „Die Konzertanfragen reißen nicht ab“, erzählt Michael Turban. Und ganz „nebenbei“ entstehe zurzeit eine neue CD mit dem Titel „Talisman“. Die erste habe sich zu Tausenden verkauft. Zeit also für eine zweite. Kunstauktion: 8. Oktober, 19 Uhr, Landesmuseum, die Kunstwerke sind noch bis zum 20. Oktober zu sehen Petra Hase

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