Stern-Combo Meißen in Baabe: Zurück zu musikalischen Wurzeln

Karsten Reckling war noch in der Lehre zum Elektrotechniker, „als ich regelmäßig die Stern-Combo Meißen“ hörte. Der Fan aus Vielbaum bei Stendal ist der gleiche Jahrgang wie die Band und zu deren und seinem 50. Geburtstag im vergangenen Jahr schmetterte er vor 70 Gästen seine persönliche Hymne: „Also was soll aus mir werden“. Den Text kann er noch heute auswendig: „Also was und wo ist meine Bahn / in dem großen Weltenplan / Oder taug' ich nicht so viel / dass ich da 'ne Rolle spiel'?“. Den sang er auch diesmal in Baabe mit, als die Band vor Hunderten alten und neuen Fans ein Konzert gab. Extra mit Ehefrau Gabi und Kumpel aus Magdeburg zum Konzert der Sterne angereist ist Thomas Schmidt. Der Karosseriebauer ist treuer Fan seit 1976 und genoss es, seine Stars einmal unter freiem Himmel zu sehen: „Wir hören die Sterne meistens in Kirchen, aber hier ist die Umgebung viel schöner.“ „Zurück zu den musikalischen Wurzeln“ begab sich die Combo beim Auftritt in Baabe und spielte Auszüge aus ihrer Rock-Version von „Bilder einer Ausstellung“ des russischen Komponisten Modest Mussorgski. Für das Konzeptwerk der Stern-Combo, einer Symbiose aus Rock, Jazz und Klassik, prägten Musikkritiker Begriffe von Artrock bis Musikliteratur und feierten die Band als „Pink Floyd des Ostens“. Ihren ersten Auftritt hatte die Stern-Combo Meißen 1964 auf einer Feier für Rentner in der HO-Gaststätte „Luftbad” in Meißen-Spaar. Aus der Gründungsformation, deren Mitglieder allesamt an der Musikhochschule Carl-Maria von Weber in Dresden studiert hatten, ist einzig der damals 16-jährige Schlagzeuger Martin Schreier noch dabei. Allerdings übertrug der Rock-Rentner die Anstrengungen der Trommelwirbel und Paukenschläge auf den jüngeren Frank Schirmer und bedient selber E-Drum und Becken. Lediglich beim „Kampf um den Südpol“, dem ersten Hit der Band von 1975, saß Schreier noch einmal hinter der Schießbude. Wenn auch extreme Fans wie die Vier aus Sachsen-Anhalt in der Minderzahl blieben, war das Konzert auf der Freilichtbühne von Baabe überaus gut besucht. Das Publikum tobte nicht beim Kult-Song „Schnee und Erde“ mit einem Text von Andreas Bicking, dessen Eltern nebenan in Sellin wohnen, und auch beim Titel „Weißes Gold“ wurde kein Porzellan zerschlagen. Man hörte konzentriert zu. Uwe Driest

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