Störtebekers Sachse begeistert als schlitzohriger Händler

Ob ernste oder lustige Rollen, der Schauspieler und Sänger Thomas Kornack sucht die Herausforderung. Bei den diesjährigen Störtebeker Festspielen hat er sie in der Rolle des sächsischen Händlers gefunden und meistert sie. Jeden Abend hat er die Lacher auf seiner Seite. Schon mit 14 Jahren begann der kräftige Riese aus Erfurt mit der Schauspielerei. Nach dem er einen Klassenkameraden bei einem Schulausflug auf der Bühne des Pionier-Theaters sah, wurde er neugierig. „Er erzählte mir von der Theatergruppe, der bin ich dann beigetreten“, sagt Kornack. Seitdem hat sich der Diplomschauspieler vielseitig beschäftigt. Er drehte Filme, spielte Theater, nahm Hörspiele auf und sang in der Oper. Er ist sich sicher: „Ich kann nicht einfach nur eine Sache machen. Ich möchte den Beruf voll ausschöpfen.“ Zurzeit ist der Bariton erstmals auf der Ralswieker Naturbühne unterwegs. Die Rolle verdankt der 37-Jährige Regisseur Kai Maertens, mit dem er seit einem Filmdreh 2010 befreundet ist. Ganz offen fragte Kornack den Regisseur: „Warum fragst du mich nicht, ob ich mitspielen will?“ Tatsächlich war noch eine Rolle frei, die der Schauspieler besetzte. Die Rolle des schlitzohrigen Händlers löste bei dem gebürtigen Erfurter sofort Begeisterung aus. „Ich sagte zu Neidhardt Riedel: Du musst an mich gedacht haben, als du die Rolle geschrieben hast. Er antwortete lachend, er habe an einen völlig anderen Typen gedacht. Eigentlich sollte der Händler klein und karg aussehen“, beschreibt Kornack das Gespräch. Spaß habe der 37-Jährige auch an der Herausforderung, das Publikum zum Lachen zu bringen, auch wenn er nicht hier sei, um Publikumsliebling zu werden: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Rolle so angenommen wird. Wenn mich Zuschauer sehen, dann heißt es: Ach, der Sachse.“ Die Idee gerade einen sächsischen Händler an die Ostsee zu bringen, hatte der Regisseur. „Ich dachte, das sei ein Scherz. Während meines Schauspielstudiums haben Sprecherzieher mir das Hochdeutsch anerzogen und auf einmal musste ich wieder das Sächsische erlernen“, erzählt der gebürtige Erfurter, der in Leipzig wohnt. Sein Bühnen-Sächsisch sei jedoch nicht rein, denn sonst könne ihn das Publikum nicht verstehen, erklärt er lachend. „Mich stört nicht, dass das Sächseln die Leute zum Lachen bringt. Ich kann nur nicht leiden, wenn der Dialekt genutzt wird, um sich über den Dialekt an sich lustig zu machen. Das wurde hier aber nicht gemacht“, erklärt er auf Hochdeutsch. Bevor der Publikumsliebling die Naturbühne betreten kann, hat er ein allabendliches Ritual: Er wünscht jedem Pferd einen guten Abend: „Anfangs schmunzelten die Kollegen noch und fragten, warum ich das mache. Meine Antwort war: Na dir sage ich ja auch Guten Tag.“ Lachend fügt er hinzu, dass die Pferde schließlich auch Kollegen seien. Die Zahlen der Störtebeker Festspiele 4 Schiffe, 35 Tiere, 30 davon sindPferde, und 150 Mitwirkende erwecken täglich, außer sonntags, Störtebekers „Beginn einer Legende“ zum Leben. 8802 Plätze gibt es auf der Tribüne der Naturbühne. 7. September, dann findet dieses Jahr die letzte Vorstellung statt. Johanna Hegermann

Ralswiek - Störtebekers Sachse begeistert als schlitzohriger Händler