Stralsund hat das älteste Zeiss-Kleinplanetarium der Welt

Die Hansestadt hat das weltweit älteste und noch aktive Zeiss-Kleinplanetarium der Serie ZKP-1. Darauf macht jetzt der Stralsunder Dr. Henning Klostermann in einem Beitrag in der Fachzeitschrift „Astronomie + Raumfahrt“ aufmerksam. Und Klostermann muss es wissen, denn er ist Vorsitzender des Fördervereins der Stralsunder Fachhochschule, die das Planetarium besitzt und betreibt. „Das Projektionsgerät aus dem Jahr 1954 ist noch völlig intakt und leistungsfähig. Kleine Zusatzgeräte vervollständigen die Vorführmöglichkeiten“, erklärt Klostermann. Davon konnten sich Montag die Besucher eines Vortrages überzeugen, bei dem Referent Matthias Schubert die Gäste auf die heutige Sonnenfinsternis einstimmte. „Mit der Resonanz waren wir überaus zufrieden“, sagt Klostermann. Schließlich stoße man auch schnell an die räumlichen Grenzen, denn in dem Kuppelsaal würden gerade mal 25 bis 30 Leute Platz finden. Klostermann macht kein Geheimnis daraus, dass er stolz darauf ist, dass das Planetarium erhalten werden konnte. Und auch darauf, dass so viel ehrenamtliche Arbeit dafür geleistet wird. Rückblickend auf die wissenschaftlich-technische Entwicklungsgeschichte der unter Denkmalschutz stehenden Anlage erinnert er an die Geburtsstunde des Projektionsplanetariums vor 100 Jahren. Dabei würdigt er die Verdienste „der genialen Konstrukteure“ Walter Bauersfeld und Rudolf Straubel. Die beiden Mitglieder der Zeiss-Geschäftsleitung verwirklichten die Idee zur Abbildung der Himmelskörper durch eine Projektion auf eine Kugel. Klostermann schlägt den Bogen über die verschiedenen Modelle, die weltweit in den 1920er- und 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts installiert wurden. Und beschreibt die Entwicklung des ursprünglich als Schulplanetarium von Fritz Pfau konzipierten „kleinen Bruders“ der Anlage, des ZKP-0. „Das Planetarium ist Schule, Theater, Film auf einmal, ein Schulsaal unter dem Gewölbe des Himmels, und ein Schauspiel, wo die Himmelskörper Akteure sind“, zitiert Klostermann den Direktor der Kopenhagener Sternwarte Elis Strömgren im Jahr 1925. In Stralsund wurde das Planetarium für die damalige Seepolizeischule nach einer ersten Anfrage im Jahr 1951 errichtet. Die sechs Meter große Kuppel und das Gebäude in Form eines Einfamilienhauses wurden von örtlichen Baufirmen nach Plänen des VEB Optik Carl Zeiss gebaut. Kostenpunkt: 61000 Mark. Das Montage-Ende wurde für den 23. Juni 1954 vermerkt. Im Dezember 1953 hatte die Serienproduktion begonnen. Von den 250 Geräten der Serie ZKP-1 sind in Deutschland noch 29 in Betrieb. „Aber wir waren die ersten“, versichert Klostermann. 1956 übernahm die Offiziershochschule der Volksmarine „Karl Liebknecht“ das Kleinplanetarium. Genutzt wurde es ab 1959 auch für den Astronomieunterricht. Die Gründungsväter der Fachhochschule hatten sich dann dafür stark gemacht, dass das Planetarium keinesfalls abgerissen wird. So feierte es am 9. April 1994 seine Wiedereröffnung. Angeschafft wurde inzwischen auch ein transportables Spiegelteleskop nach Newton für die direkte Himmelsbeobachtung. Über 1000 Besucher zählt die Einrichtung im Jahr. Marlies Walther

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