Stralsund wirbt als Filmstadt

Schauspiel-Stars wie Heiner Lauterbach, Kai Wiesinger, Matthias Schweighöfer, Wotan Wilke Möhring, Anna Loos oder Katharina Wackernagel eint eins: Sie haben alle schon mal in Stralsund gedreht. Die Hansestadt ist seit über 80 Jahren immer mal wieder Filmkulisse. Was 1932 mit dem Spielfilm „Die elf Schillschen Offiziere“ begann, wurde mit über 30 Produktionen fortgesetzt. Darunter der Zweiteiler „Die Gustloff“ aus dem Jahr 2007. Regisseur Joseph Vilsmaier schrieb der Stadt damals ins Stammbuch: „Stralsund war ein toller Drehort und hat uns alle Möglichkeiten für unseren Fernsehfilm ,Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff‘ eröffnet, die wir uns gewünscht haben. Ich werde diese Zeit immer in bester Erinnerung behalten.“ Bei den ZDF-Stralsund-Krimis, die immer mehr Quote machen, sind wir inzwischen bereits bei Teil acht angelangt — die Dreharbeiten sollen im November beginnen, wie die Produktionsfirma Network Movie angekündigt hat. Was Stralsund als Filmstadt ausmacht, ist jetzt in einer neuen Publikation unter dem Titel „Film-Location-Guide“ nachzulesen. Herausgeber sind die Hansestadt und das Ozeaneum. „Wir wollen Stralsund als Drehort in der Filmbranche bekannter machen“, sagt Peter Koslik, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Und deshalb werden in den nächsten Tagen 100 der 20-seitigen reich bebilderten Hefte im A4-Format zu namhaften Produktionsfirmen auf die Reise gehen. Punkten will Stralsund mit kurzen Wegen ebenso wie mit den Backsteingebäuden aus dem Mittelalter oder der „ufoähnlichen Architektur“ unserer Zeit. Ganz unter dem Motto „Moderne trifft Erbe“. Denn „sowohl die optimale Lage zwischen den Metropolen Berlin und Hamburg, als auch der gemäßigtere Herzschlag und die reizvollen Gegensätze machen Stralsund attraktiv für die Film- und Fernsehbranche“, heißt es dazu in der Einführung. Recherchiert haben in der Stralsunder Film-Geschichte die Studentinnen Sandra Lechner, Saskia Salewski und Andrina Dehnhard, die an der Stralsunder Fachhochschule bei Prof. Wolfgang G. Scherl den Studiengang Leisure and Tourism Management belegen. „Wir sind dankbar, wenn wir solche Projekte bekommen“, resümiert Prof. Scherl. Und wenn die Auflistung nicht vollständig sei, freue man sich auch über jeden weiteren Hinweis. Das Anliegen bestehe darin, „Stralsund mit seiner Schönheit in den Köpfen der Menschen besser zu verankern“. Daraus spreche auch ein Stück Heimatstolz. Denn eins ist für Prof. Scherl unbestritten: „Die Medienpräsenz kann die Stadt positiv beeinflussen.“ Das bekommt auch das Ozeaneum zu spüren, wie Mitarbeiterin Diana Quade bestätigt. Regelmäßig finden hier Dreharbeiten statt — für Spielfilme ebenso wie für Dokumentationen. Bei einer Umfrage gaben über 20 Prozent der Besucher an, dass sie durch das Fernsehen auf die Aquarien am Hafen aufmerksam geworden sind. Vor allem die moderne Architektur ziehe die Filmleute immer wieder an. Zu den herausragenden Streifen, die im Ozeaneum gedreht wurden, gehört „Die Grenze“ aus dem Jahr 2007 in der Regie von Roland Suso Richter, „Mandy will ans Meer“ (Regie: Tim Trageser, 2011) oder „Weiter als der Ozean“ (Regie: Isabel Kleefeld, 2013). „Wir haben uns immer bemüht, vieles möglich zu machen, was sich erst mal kompliziert anhört“, beschreibt Diana Quade die Herausforderungen. Bislang sei das Ozeaneum noch nie wegen Filmarbeiten geschlossen worden. Eine Folge der Serie „Terra X“, die über vier Millionen Leute gesehen haben, wurde zum Beispiel nachts gedreht. Stralsund als Filmstadt — das passt auch in das Konzept der FilmLand Mecklenburg-Vorpommern gGmbH. Mitarbeiterin Antje Naß verweist auf den nicht zu unterschätzenden Imagegewinn. Deshalb habe man das Projekt gern gefördert. Außerdem: „Die Menschen hier sind noch nicht so gestresst wie in anderen Ballungsgebieten und haben Lust, als Statisten mitzuarbeiten“, meint Antje Naß. Ihr Favorit unter Filmen mit Stralsund-Kulisse ist der Störtebeker-Streifen „12 Meter ohne Kopf“ aus dem Jahr 2008, mit Szenen auf dem Nikolaikirchhof. Aus Stralsunds Film-Geschichte Der Spielfilm „Die Degenhardts“ wurde 1943 in Stralsund gedreht. Zu den bekannten Darstellern gehörte Heinrich George. 1955 entstand die Defa- Produktion „Genesung“ in der Regie von Konrad Wolf am Sund. Christel Bodenstein spielte in dem Defa-Film „Ein Sommertag macht noch keine Liebe“ aus dem Jahr 1959 mit. „Vergeltung“ und „Der Rettungsschwimmer“ hießen die beiden „Polizeiruf 110 -Serien“, für die 1980 und 1982 die Kameras liefen. Der „Flug des Falken“ in der Regie von Peter Wekwerth findet sich im Jahr 1985 der Stralsunder Film- Geschichte. Letzter Film vor der Wende war 1989 „Immensee“. 1997 brachte die Metropolis Filmproduktion Meret Becker, Ralph Herforth und Peter Lohmeyer für „Liebe Lügen“ an den Sund. Seit 2008 ermittelt Kommissarin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) für das ZDF im Stralsund-Krimi. • www.stralsund.de/filmlocation Marlies Walther

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