Theater: Bedauern über Steffens‘ Rücktritt

Massive Sparpläne, Streit um den Theaterintendanten Dirk Löschner, der zwar im Amt bleiben, aber nicht mehr inszenieren darf, Rücktritt des Aufsichtsratschefs Rainer Steffens (CDU): Beim Theater Vorpommern folgt Schlag auf Schlag. Oberbürgermeister Arthur König (CDU) zeigte sich überrascht vom Rücktritt Steffens. „Ich bedauere den Schritt“, sagt König. Steffens hatte am vergangenen Freitag Vorsitz und Mandat niedergelegt, weil die Gesellschafter des Theaters nicht dem Votum des Aufsichtsrates gefolgt sind, den Vertrag mit Intendant Dirk Löschner zum 31. Juli 2015 zu kündigen. Zu den Gesellschaftern gehören neben OB König auch der Stralsunder Oberbürgermeister Alexander Badrow und der Landrat von Vorpommern-Rügen Ralf Drescher (beide CDU). Steffens sagte, er könne nicht mehr mittragen, dass der Aufsichtsrat als zuständiges Fachgremium übergangen wurde (die OZ berichtete). Großes Verständnis kommt von Frank Hardtke, Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion Kompetenz für Vorpommern/Piraten. „Der ganze Aufsichtsrat sollte zurücktreten“, findet er. „Es gehört sich so, dass die Gesellschafter dem Aufsichtsrat folgen“, sagt Hardtke weiter. Ähnlich sieht das auch Christian Wilke, Vorsitzender des Theaterfördervereins Hebebühne. Er spricht von einem Kompromiss mit „bitterem Beigeschmack“. Als „problematisch“ schätzt Bürgerschaftsmitglied André Bleckmann (FDP) die neue Situation ein, weil mit Steffens ein erfahrener Mann im Aufsichtsrat fehlt. „Dass ausgerechnet in der Zeitspanne, wo in Sachen Theaterzukunft Nägel mit Köpfen gemacht wird, nicht nur der Intendant in schwierigem Fahrwasser fährt, sondern nun auch noch der Aufsichtsratschef zurücktritt, ist keine glückliche Konstellation“, sagt Bleckmann. Hebebühnen-Chef Wilke ist nun vor allem wichtig, nach vorne zu schauen. „Wir müssen mit geballter Kraft ein Positionspapier erarbeiten, hinter dem alle stehen“, fordert Wilke. Der Hebebühnenverein stellt sich klar gegen die drastischen Sparmaßnahmen, die Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) vor wenigen Wochen vorstellte. Bis 2020 soll die Theater Vorpommern GmbH mit der Theater und Orchester GmbH in Neubrandenburg und Neustrelitz fusionieren, 102 der 485 Stellen sollen an beiden Häusern abgebaut werden. „Wir müssen in einen Diskussionsprozess einsteigen. Wo der enden wird, ist noch offen“, sagt OB König. Gemeinsam mit Badrow und Drescher hat er die Kündigung Löschners abgelehnt und zwar mit Verweis auf die drastischen Theater-Sparpläne der Landesregierung. Der Intendant soll nun einen Gegenentwurf erarbeiten, in dem geklärt wird, ob und wie es möglich ist, die Selbstständigkeit des Theaters zu erhalten. Dass die Veröffentlichung des Gutachtens und die Kündigungsbestrebungen gegen Löschner zeitlich zusammengefallen sind, bezeichnet Thomas Meyer als „äußerst unglücklichen Zustand“. Er ist Mitglied im Theater-Aufsichtsrat und in der Greifswalder Bürgerschaft. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass sich Steffens erneut für den Aufsichtsrat aufstellen lassen wolle, wenn dieser im September turnusgemäß neu gewählt wird. Sondersitzung der Bürgerschaft zum Theater Am 18. August um 18 Uhr kommt die Bürgerschaft zu einer Sondersitzung in der Stadthalle zusammen. Laut OB Arthur König (CDU), der das Treffen gemeinsam mit Bürgerschaftspräsidentin Birgit Socher (Linke) organisiert hat, soll ein Mitarbeiter von Metrum das Theater-Gutachten vorstellen, der Staatssekretär des Bildungsministeriums ist vor Ort, um Rede und Antwort zu stehen. Auch die Mitglieder der Stralsunder Bürgerschaft sind eingeladen. „Weil der öffentliche Andrang groß sein wird, haben wir uns für den Kaisersaal als Veranstaltungsort entschieden“, sagt König. Es handelt sich um eine Info-Veranstaltung, bei der keine Beschlüsse gefasst werden. Katharina Degrassi

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