Theater-Debatte: Brodkorb lehnt höhere Finanzhilfe ab

Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) hat eine stärkere finanzielle Beteiligung des Landes an den Theatern im Nordosten für den Fall, dass die Häuser nicht miteinander fusionieren, ausgeschlossen. Alle anderen Modelle, die bisher ins Spiel gebracht worden sind, seien nicht zukunftsfähig, sagte Brodkorb. Damit steht das alternative Städtetheatermodell faktisch vor dem Aus. Die Initiatoren dieser Variante, die Bürgerinitiative „TheaterLeben!“ sowie die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) hatten in ihren Berechnungen dazu vorausgesetzt, dass das Land seine Zuschüsse für die Theater gemeinsam mit den kommunalen Gesellschaftern schon ab 2017 schrittweise erhöht, um die Eigenständigkeit der Bühnen zu retten. Für die Städte Greifswald und Stralsund würde dies Mehrkosten von jeweils knapp 80000 Euro von Jahr zu Jahr bedeuten. Brodkorb: „Eine Dynamisierung der Landesmittel vor dem Jahr 2020 wird es nicht geben.“ Mit Blick auf das alternative Städtetheatermodell betonte der Minister: „Trotzdem würde das Theater im Jahr 2025 nach den der Landesregierung vorliegenden Zahlen ein laufendes Defizit erwirtschaften.“ Die Stralsunder Bürgerschaft muss heute als erstes Kommunalparlament darüber abstimmen, ob das Theater Vorpommern mit der TOG fusionieren oder eben eigenständig bleiben soll. Anschließend müssen die Bürgerschaft Greifswald, die Stadtvertretung Neubrandenburg sowie die Kreistage Vorpommern-Rügen und Mecklenburgische Seenplatte darüber entscheiden. Weigern sich die kommunalen Theatergesellschafter, mit der Landesregierung über die Fusion zu verhandeln, müssen sie ab nächstem Jahr mit 550 000 Euro weniger an Zuschüssen rechnen. Mit 7,9 Millionen Euro jährlich ist das Land bisher der größte Geldgeber des Theaters Vorpommern. Unterdessen hat die Gewerkschaft Verdi, die einen Teil der Theaterangestellten in den technischen Bereichen und Werkstätten vertritt, die Initiatoren des alternativen Städtetheatermodells kritisiert. „Unsere Mitglieder und zahlreiche Beschäftigte sind zu den Vorschlägen nicht gehört worden“, sagte die zuständige Verdi-Referentin Agnes Schreieder. Einen weiteren, über zehn Jahre reichenden Gehaltsverzicht für die Beschäftigten bezeichnete sie als „keine akzeptable Grundlage“. Auch die nicht-künstlerischen Beschäftigten selbst kritisierten gestern in einem offenen Brief, nicht ausreichend in die Verhandlungen über das Städtetheatermodell miteinbezogen worden zu sein. Der Kulturausschuss der Greifswalder Bürgerschaft empfiehlt dagegen, das Städtetheatermodell in die Verhandlungen über die Zukunft des Theaters Vorpommern einzubringen. Eine entsprechende Empfehlung sprach das Gremium bei seiner Sitzung am Dienstagabend aus. Mitglied Ulrich Rose (AL) fand klare Worte in Richtung der Landesregierung und sprach mit Blick auf das Eckwertepapier von „Erpressung“. bfi/ran

Stralsund/Greifswald - Theater-Debatte: Brodkorb lehnt höhere Finanzhilfe ab