Theatergäste protestieren gegen Brodkorbs Reformpläne

Rote Karte für Bildungsminister Mathias Brodkorb — Vor der Greifswalder Opernpremiere „Der Barbier von Sevilla“ am Sonnabend zeigten hunderte Zuschauer geschlossen ihren Unmut über die geplante Theaterreform. Geht es nach dem Willen der Landesregierung sollen die Schauspielhäuser in Greifswald und Stralsund mit denen in Neustrelitz und Neubrandenburg zu einem großen Staatstheater Nordost fusionieren. Bei den Greifswalder Theaterfreunden kommt das nicht gut an. Sie befürchten große Abstriche. „Ich finde die Fusionspläne skandalös“, sagt Zuschauerin Marlies Krüger. „Der jetzige Spielplan könnte sicher nicht mehr bestehen bleiben.“ Als Universitätsstadt dürfe man das Theater allerdings nicht vernachlässigen. „Der große Umfang an Aufführungen zeichnet Greifswald aus“, sagt Krüger. Ähnlicher Überzeugung ist auch Norbert Sündermann. Der 64-Jährige befürchtet einen langfristigen Verfall. „Der Mensch braucht Kultur.“ Sonst suche er sich womöglich Alternativen, die der Gesellschaft weniger gut tun. Zudem sieht der Bansiner auch wirtschaftliche Nachteile in der geplanten Strukturreform. „Wenn wir ein Tourismusland sein wollen, müssen wir unsere Theaterlandschaft bewahren“, sagt Sündermann. Schließlich sei das kulturelle Angebot ein wichtiges Aushängeschild der Region. Initiiert hat die Rote-Karte-Aktion der Förderverein „Hebebühne“ des Theaters Vorpommern. In einem Thesenpapier fordert er, dass die bisherige Anzahl von Produktionen durch geplante Veränderungen nicht reduziert werden darf. „Die Fusion zu einem riesengroßen Staatstheater würde nicht nur den Verlust an Quantität sondern auch an Qualität bedeuten“, sagt Vorstandsmitglied Ulrich Rose. Auch in Zukunft sollen weiterhin personalaufwändige Vorstellungen möglich sein. „Dazu gehört es, den Etat endlich zu dynamisieren“, sagt Rose. Seit 1994 sind die Zuschüsse für die heimische Theaterlandschaft gedeckelt. Am heutigen Nachmittag demonstriert das „Netzwerk Theaterleben“ in Neustrelitz für den Erhalt der Schauspielhäuser. Laut Rose beteiligen sich auch rund 90 Greifswalder an der Protestaktion. Er rechnet noch mit weiteren Teilnehmern aus der Stadt. lm

Greifswald - Theatergäste protestieren gegen Brodkorbs Reformpläne