Ufa-Stars steigen im Dünenhaus ab

Was für Spektakel auf der Binzer Strandpromenade: Eine schicke Limousine rollt vor das Dünenhaus. Willy Fritsch und Lilian Harvey winken entzückt den begeisterten Schaulustigen zu. Das Hotelpersonal ist völlig aus dem Häuschen und überschlägt sich, Autogrammjäger drängeln sich vor, ein Journalist bittet um ein Interview und Foto. Alle stimmen mit ein, als der berühmte Schlager „Ein Freund, ein guter Freund“ erklingt. Tosender Applaus. Eine Szenerie wie 1930, als das Traumpaar des deutschen Films zwischen den Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Film „Die Drei von der Tankstelle“ tatsächlich das mondäne Binz besuchte. Laut Gastgeberverzeichnis waren die beiden Ufa-Starts zeitgleich hier einquartiert. Ob sie ein Tête-à-tête hatten, blieb allerdings ihr Geheimnis. Es ist eine von unzähligen Episode aus der bewegten Vergangenheit von Binz, die die Schauspieler der Hinterlandbühne Rügen zum Abschluss des Monats der Bäderarchitektur mit Leben füllten. Seit Jahren rückt die Kurverwaltung die weißen Diven des Ortes den ganzen September lang in den Fokus. Neben Vorträgen, Führungen und Fotoworkshop öffneten am Wochenende 15 Häuser ihre Türen. So auch Jan Steinfurth, der in die Villa „Osada“ einlud und über die Sanierung des 1905 erbauten Hauses und seine statischen Besonderheiten nach der Sanierung lebhaft Auskunft gab. Die denkmalgeschützte Hülle der Pension blieb erhalten, im Inneren wurde das Haus ins Heute geholt. Der Brückenschlag in die Moderne war ein neuer Blickwinkel in diesem Jahr. „Es ist sehr interessant, die Häuser auch mal von innen zu sehen und mehr über die Geschichte zu erfahren“, meinte Christa Reuter bei einer der sechs Ortsführungen. Die Thüringerin hat schon im letzten Jahr daran teilgenommen. Auch wenn diese in diesem Jahr etwas kostete (4 Euro), war die Nachfrage sehr gut, so Thomas Hoffmann von der Kurverwaltung. „Am Sonnabendvormittag hatten wir 70 Teilnehmer.“ Auch Ortsführer Klaus Boy, der die letzten Wochen einige Vorträge zur Bäderarchitektur hielt, ist zufrieden. Er und seine Frau Marita waren in historische Kostüme geschlüpft und verrieten bei den Rundgängen Spannendes aus allen Zeitepochen. Die einzigartige Bäderarchitektur ist ein touristisches Zugpferd, gerade in der Nachsaison. „Wir kommen nur in der Nachsaison. Ich entdecke jeder Jahr etwas Neues“, erzählte Uta Streller-Schmieder aus Leipzig, die den Aktionstag „Klasse“ findet. „Wir lieben alte Sachen und leben in einem Jugenstilviertel. Dort müsste man so etwas auch machen.“ „Wir haben viel recherchiert und wollen Geschichten erzählen und dabei das Düstere auch nicht aussparen“, erklärt Boris Hruschka von der Hinterlandbühne. So gab es neben den Spielszenen, in denen der Baumeister der Villa „Baltik“ und ein Bademeister in der Villa „Haiderose“ plaudert, im Haus „Colmsee“ ein Erinnern an ein dunkles Kapitel: die Enteignungaktion „Rose“ der DDR 1953, die den Verfall vieler Villen einläutete. Als die Häuser nach der Wende an die Besitzer zurückgingen, hätten 80 Prozent sie weiterverkauft, weiß Ortsführer Boy. Brücke in die Moderne 15 private Hausherren öffneten am Wochenende für Besucher ihre Türen und berichteten über die Geschichte sowie die Architektur von einst und heute im Ostseebad. Zudem präsentierten einige auch eigene Aktionen. Gerit Herold

Binz - Ufa-Stars steigen im Dünenhaus ab