Verwirrungen und Liebelei up Plattdütsch

In der Dorfkneipe „Zum Schluckspecht“ brummt das Leben. Wirtin Marie Brathering werkelt hinter der Theke. In den Regalen stehen Murfatlar, Klosterbruder und Pfeffi, an der Eingangstür hängt eine Plakateinladung der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) für den Laubenpieperball im Juli. Nanu. Hat Rostocker Wulfshagen jetzt eine Dorfkneipe? Mitnichten. Das Dorfgemeinschaftshaus am Ortseingang ist kurz vor der Premiere des neuen Stückes der „Plattdütschen Dörpsnacker“ zum Probenort geworden. Das heißt „Alte Liebe rostet nicht“. Im improvisierten Gastraum, bestückt mit vielen Originalrequisiten früherer Jahre, spielen sich in der von Elisabeth Schmidt konzipierten Geschichte kleine und größere Dramen des Dorflebens ab. Gerade hat sich Franz mit seinem Kumpel Alfred in aller Gemütsruhe einen Köm genehmigt, da naht die Unruhe — in Gestalt seiner Schwester Waltraud. Eigentlich kann Franz nichts aus der Ruhe bringen, kommentiert er doch meist den ländlichen Alltag mit ostpreußisch- plattdeutscher Bauernschläue. Schwester Waltraud schafft es aber nicht nur, ihren Bruder auf die nicht vorhandene Palme zu bringen. Die mit einem Vogel (im Käfig) angereiste Dame nervt auch den Rest der Kneipen-Mannschaft. Wirtin, Köchin und Gäste. Aber eigentlich ist das nur Nebensache. Denn das Stück ,,Alte Liebe rostet nicht“ um Franz und Hanna dreht sich um ein besonderes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte. Viele Flüchtlinge kamen nach Mecklenburg. Einige blieben nur kurz, zogen dann weiter. Ihre Begegnungen mit der Dorfbevölkerung blieben aber gelegentlich nicht ohne Folgen. Darum dreht sich auch die neueste Inszenierung der ,,Plattdütschen Dörpsnacker“. Ihr Stück erlebt heute um 15 Uhr in Rostocker Wulfshagen unter freiem Himmel seine Premiere. Mit viel Spielwitz bringen die Akteure die Geschichte um Franz, Hanna und die anderen Dorfbewohner auf die Bühne. Udo Ehlers spielt verschmitzt mit ostpreußischer Mundart den Franz Kaloweit, Regina Qualmann die Schwester. Und Regina Qualmann spielt die Hanna. Inzwischen gehen die Dörpsnacker auch schon ins achte Jahr. Ursprünglich war zur 750-Jahrfeier von Bartelshagen I der Wunsch gekommen, ein Theaterstück zu zeigen. Daraus ist dann mehr geworden. Ob „Uns Tanten kümmt“ oder nun „Alte Liebe rostet nicht“ — mit seinen Stücken verbindet das Ensemble Heimatkolorit mit der Pflege des Plattdeutschen. Meist läuft eine Inszenierung zwei Jahre, die Dörpsnacker sind in vielen Orten der Region schon aufgetreten. Nach der heutigen Premiere sind weitere Aufführungen ab September geplant. „Fünf bis sechs Auftritte sollen es 2015 noch sein“, erzählt Elisabeth Schmidt, die im Stück die Wirtin spielt. Das Ganze spielt in einer Dorfkneipe — und dank der Unterstützung der Marlower Möbel GmbH können die Dörpsnacker in einer neuen Kulisse agieren. Stücke laufen zwei Jahre 2007 ist das Schauspielerensemble der „Plattdütschen Dörpsnacker“ gebildet worden. Die Stücke laufen meist zwei Jahre. Premiere ist jeweils im Juni — abwechselnd übrigens in den beiden Orten, aus denen die Darsteller kommen, Bartelshagen I und Rostocker Wulfshagen. Peter Schlag

Rostocker Wulfshagen - Verwirrungen und Liebelei up Plattdütsch