Von Seilers „Kruso“ bis Mälzers Kochbuch

Arbeitsfreie Tage sind genau die richtige Zeit, um mal wieder in die Welt der Bücher einzutauchen. Wenn der passende Lesestoff auf dem Gabentisch liegt, steht einem entspannten Schmökerabend nichts mehr im Wege. Peggy Lange, Buchhändlerin bei Hugendubel, hat für das Fest noch ein paar Tipps parat. „Eine schöne Geschenkidee ist das Kochbuch ,Heimat‘ von Tim Mälzer“, sagt sie. Das mache optisch von außen eine Menge her und überrasche mit witzigen Illustrationen und dem Inhalt. „Da geht es wirklich um die stinknormale Hausmannskost, einmal querbeet durch das Jahr mit einheimischem Obst und Gemüse.“ Bei Florian Illies „1913 — Der Sommer des Jahrhunderts“ mag die Stralsunderin die Ursprungsidee: „Eine Biografie über ein Jahr zu schreiben und das in Romanform, ist witzig. Das ist kurzweilige Literatur und weit von verstaubter Geschichtsschreiberei entfernt.“ Nach wie vor ist „Kruso“ von Lutz Seiler, das in Teilen in Stralsund spielt, ein Renner. Nachdem Seiler für sein Werk den Deutschen Buchpreis erhielt, stieg der Verkauf noch einmal rasant. Auch bei „Er ist wieder da“ von Timo Vermes ist der Name Programm. „Da das Buch jetzt als Taschenbuch erschien, ist die Nachfrage noch einmal gestiegen.“ Für die Jüngsten hat Peggy Lange „Das Museum der Tiere“ entdeckt. „Ein Lexikon für Kinder mit schönen Illustrationen.“ Das Besondere an diesem Buch ist, dass es nicht eine Fotografie gibt, sondern das gesamte Werk mit seinen schönen, detaillierten Zeichnungen im Retro-Stil besticht. Der neunte Band von Jeff Kinneys „Gregs Tagebuch“ ist der Hoffnungsträger für das Weihnachtsgeschäft. Für Leser ab neun Jahren ist der Mix aus Roman und Comic ein absolutes Muss. „Mit den Alltagsproblemen von Hauptfigur Greg können sich die Kinder gut identifizieren“, sagt die Buchhändlerin. Wem schon der Kopf vor lauter Buchstaben schwirrt, der kann zu einem Hörspiel greifen. „Das läuft zwar gut, aber da gibt es im Moment keine Favoriten.“ Oder doch mal wieder gemütlich einen Film schauen? Dann führt laut Peggy Lange kein Weg an der DVD „Monsieur Claude und seine Töchter“ vorbei. „Expedition zu den Polen“: Witzig und charmant Ob sich im Speisewagen ein Ehepaar streitet oder ein melancholischer Heimaturlauber über sein Leben in Deutschland sinniert — im Berlin-Warszawa-Express erfährt man Dinge über Polen, die nicht in der Zeitung stehen. Und Steffen Möller hat sie aufgeschrieben. Mit „Expedition zu den Polen“ legt er nach „Viva Polnia“ sein zweites Buch vor. Es ist einerseits ein kurzweiliger Reisebericht, der auf jeder der zehn Haltestationen des Eurocitys jede Menge Kultur, aber auch interessante und lustige Statistiken bietet. Wussten Sie, das Polen das drittbeliebteste Auswanderungsland der Deutschen ist? Oder dass die Polen uns für reich halten und deshalb deutschen Auftraggebern eine doppelt so hohe Rechnung stellen? Deutsche bleiben an der roten Ampel stehen, Polen ignorieren sie... Andererseits gibt Möller eine herrliche Charakter- und Milieustudie vom sechs Stunden Aufeinanderhocken im Zug. Der 1969er zeigt mit seinen Erlebnissen, dass sich mit ein bisschen Glück sogar tiefe Bekanntschaften anbahnen, so dass man als Deutscher von einem polnischen Mitfahrer nach Hause eingeladen wird und so die Hotelkosten spart. Ines Sommer „Denn das Glück ist eine Reise“ mit leisem Humor Mögen Sie Frankreich? Und diesen ganz speziellen Humor, der oft in französischen Filmen vorherrscht? Gute Voraussetzungen für den Roman „Denn das Glück ist eine Reise“ von Caroline Vermalle. Wenn sich Georges (83) und sein bester Freund Charles (76) auf den Weg machen, um sich ihren Traum zu erfüllen, einmal die Strecke der Tour de France abzufahren, dann ist das herzerfrischend und witzig. Für die beiden Knatterköpfe, die auf ihrer Reise mit den Widrigkeiten des Alters und des Alltags zu kämpfen haben, birgt diese Tour einiges an Überraschungen. Das beginnt schon damit, dass Georges seiner Enkelin Adèle täglich eine Sms schreiben muss — nicht so einfach, wenn man sich eigentlich gegen die moderne Technik sperrt. Doch auf diesem Weg finden Georges und Adèle wieder zueinander. Es macht Spaß, den Dialogen der beiden Sturköpfe zu folgen. Melancholisch wird‘s, wenn sie merken, dass es noch jede Menge Geheimnisse zwischen ihnen gibt. Und schließlich ist es einfach bezaubernd, wenn sich zwischen Georges und Charles Cousine Georgette zarte Bande entwickeln. Ein Buch zum Lachen und Weinen. „Totengleich“ von Tana French fesselt ab Seite 1 Detective Cassie Maddox wird zu einem Tatort gerufen. Nichts Überraschendes in einem Krimi. Doch schnell stehen dem Leser die Haare zu Berge. Die Leiche in dem verfallenen Cottage gleicht der jungen Kriminalistin wie ein Ei dem anderen. Damit nicht genug: Sie heißt Lexie Madison — genau diesen Namen hatte sich Cassie Maddox zugelegt, als sie vier Jahren zuvor undercover an einer Uni die Drogenszene aufmischte. Schnell wird klar, dass die Tote auch nur in die Rolle der Lexie Madison geschlüpft war. Ihre wirkliche Identität bleibt vorerst im Dunkeln. Am Tatort taucht auch Frank, der Chef der Undercover-Abteilung der irischen Polizei, auf. Er hat eine wahnwitzige Idee: Cassie soll wieder Lexie werden, um so dem Mörder auf die Spur zu kommen. Tana French — die Amerikanerin lebt seit 1990 in Dublin — schafft es, Hochspannung von der ersten Seite an aufzubauen und die Leser in psychologisch tiefgründiges literarisches Gespinst zu entführen. „Totengleich“ (2009) ist nach „Grabesgrün“ (2008) ihr zweiter Roman. Außerdem erschienen „Sterbenskalt“ (2010), „Schattenstill“ (2012) und „Geheimer Ort“ (2014) im Scherz Verlag. Lebenslinien mit Suchtpotenzial von Jojo Moyes Ich liebe Bücher mit Suchtpotenzial. Die ich nicht aus der Hand legen kann, bei denen ich einfach alles stehen und liegen lassen, immer weiter lesen muss, weil ich wissen will, wie es ausgeht. Bücher, bei denen die eigene Disziplin nicht funktioniert: So, nur noch dieses Kapitel, dann kümmerst du dich aber um andere Sachen... Ich muss mit den Figuren auf ihren Lebenslinien lachen und leiden können. Dann kann der Wälzer nicht dick genug sein. Und wenn man am Ende ist, dort, wo man hin will, ist man traurig, weil Schluss ist. In diese Kategorie gehören für mich die Romane von Jojo Moyes. Und weil jeder für sich so ganz anders ist, empfehle ich Ihnen gleich drei auf einmal: „Ein ganzes halbes Jahr“, „Eine Handvoll Worte“ und „Weit weg und ganz nah.“ Die britische Journalistin, die 1969 in London geboren wurde, trifft meinen Nerv, und es stört mich kein bisschen, dass manche sie in die „Tussi-Literatur“ abschieben wollen. Nach viel Mord und Blut bei Adler Olsen und Nele Neuhaus, die ich ebenso mag, brauch‘ ich immer mal wieder was fürs Herz. Wenn es Ihnen auch so geht, dann ist Jojo Moyes was für Sie. Marlies Walther Das Buch macht optisch was her und überrascht mit witzigen Illsutrationen und seinem Inhalt.“Peggy Lange (27), Buchhändlerin über das Kochbuch „Heimat“ Hochspannung auf See mit Fitzeks „Passagier 23“ Jährlich verschwinden auf hoher See etwa 20 Menschen spurlos von Kreuzfahrtschiffen. In der Regel gehen die Reedereien von Selbstmord aus — doch was, wenn eigentlich ein brutaler Killer auf den Schiffen sein Unwesen treibt? Und was passiert, wenn plötzlich einer der Verschwundenen wieder auftaucht...? Klingt das für Sie nach dem perfekten Szenario für einen Thriller? Der deutsche Erfolgsautor Sebastian Fitzek hat sich das anscheinend auch gedacht und aus der Grundidee in gewohnter Manier einen fesselnden Roman kreiert. Den Leser erwartet pure Hochspannung, und es gilt wie üblich: Traue niemandem! Selbst die vertrauenswürdigsten und seltsamsten Charaktere sind nicht so, wie es nach den ersten Zeilen zu sein scheint, und immer, wenn man gerade denkt, dass man verstanden hat, was da gerade passiert, folgt bereits die nächste überraschende Wendung. Fans von Fitzek und von auf den Punkt geschriebener Spannungsliteratur wird das Buch nicht enttäuschen. Und für diejenigen, die im kommenden Jahr eine Kreuzfahrt planen, ist „Passagier 23“ sicher die perfekte Urlaubslektüre... Elisabeth Woldt Jens-Peter Woldt Miriam Weber

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