Vorhang auf in Lubmin

Barbies Haare sind verfilzt. Dem Teddy fehlt ein Ohr. Die aufziehbare Tanzpuppe dreht sich nicht mehr. Der Teufel hat seinen Schweif verloren. So viel Unglück auf einmal . . . Vorhang auf in Lubmin! Das örtliche Generationentheater spielt zwei neue Stücke — eitel Sonnenschein herrscht in keinem von beiden. In „Dat Gerücht“ (Autorin Regina Dorn) tritt ein Professor sein Altenteil an. Froh, die beruflichen Bürden los zu sein, lässt er sich in einem Dorf nieder und ist dort prompt einem Missverständnis ausgesetzt. Einheimische nämlich halten den Emeritierten (von seiner Lehrtätigkeit Entbundenen) für einen Eremit (Einsiedler). Mit „Chaos in der Puppenkiste“ (Autorin gleichfalls Regina Dorn) thematisiert das Lubminer Laienensemble das „Schicksal“ von Spielzeug, das nicht mehr benutzt und vernachlässigt wird. Unbeachtet steht es in der Ecke, angenagt vom Zahn der Zeit. Sein Glück: Es weihnachtet. Seit September probten gut 30 Frauen, Männer und Kinder allwöchentlich für den großen Auftritt im Advent. Der hat in Lubmin Tradition. Elfriede Mähl, mit 76 Jahren zweitälteste Mitstreiterin, mag das Theater nicht mehr missen. „Das ist das Beste, was es gibt“, preist sie. „Der Zusammenhalt ist sagenhaft.“ Geht Mähl durch ihr Dorf, sprechen Leute sie schon mal auf die eine und andere unvergessene Rolle an. Theater spielte Mähl bereits in jungen Jahren, als Studentin in Leipzig. „Ich bin umtriebig, bei mir muss immer etwas los sein“, erklärt sie. Auch Sepp-Dieter Kuch aus Kräpelin hat Bühnenerfahrung. Der heute 73-Jährige trat zehn Jahre in Folge bei den Vineta-Festspielen auf der Freilichtbühne in Zinnowitz auf. In Lubmin mimt er den Teufel aus der Puppenkiste. Frech und aberwitzig tut er das, sehr zum Vergnügen des Publikums, das sich angesichts des Spiels vergnügt die Schenkel klopfen wird. 117 Menschen sahen die Premiere der diesjährigen Vorstellung. Mit nicht weniger rechnen Elfriede Mähl und all die anderen Darsteller an diesem und am folgenden Wochenende. Spielt das Lubminer Generationentheater, machen sich Greifswalder ebenso auf den Weg wie Leute aus Freest und Spandowerhagen. Denn es ist einfach schön, die Laienschauspieler in Aktion zu erleben. Der Eintritt zu den Vorstellungen kostet gewöhnlich nichts. Um eine Spende allerdings wird gebeten. Dafür darf der Besucher einen Glücksbringer mitnehmen. Die Theaterleute haben viele kleine Hühnergötter gesammelt. Ein solcher Stein soll dem Besitzer im kommenden Jahr viel Glück bei all seinen Vorhaben bescheren und alles Unglück fernhalten. Aufführungstermine 4 Vorstellungen gibt das Lubminer Generationentheater noch mit seinen beiden Stücken. Beginn: Morgen und am Sonntag, 18 Uhr. Weitere Aufführungen sind am 13. und 14. Dezember, gleichfalls 18 Uhr. Sven Jeske

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