Weichenstellung für Ludwigsburg

Könnte, würde, sollte, müsste — die Zukunft der Schloss- und Gutsanlage in Ludwigsburg ist bis auf weiteres vor allem eines: ungewiss. Jedoch keimt nun neue Hoffnung auf. Vertraut man einem brandneuen Konzept, das Stadtplaner und Tourismusexperten erstellt haben, kann das sieben Hektar große Ensemble einer wirtschaftlich tragbaren Nutzung zugeführt werden. Nicht heute, auch nicht morgen, doch vielleicht schon in wenigen Jahren. „Klar ist, es wird ein Stückwerk“, sagt Ägina Nelius. Die Berlinerin ist Kunsthistorikerin und Kulturtouristikerin. Sie arbeitet für die Project M GmbH, eine Unternehmensberatung für Tourismus und Freizeit. Der Regionale Planungsverband Vorpommern beauftragte sie, Schloss und Gut Ludwigsburg unter die Lupe zu nehmen. Partner war die Berliner Bürogemeinschaft Topos-Planung. Die untersuchte den Gebäudebestand und machte sich Gedanken über die wirtschaftlich sinnvolle Nutzung jedes einzelnen Objekts. Heraus kam die Empfehlung, Schloss und Gut Ludwigsburg sowohl zu einer Stipendiatenstätte für Künstler als auch zu einem kulturell geprägten Veranstaltungsort und Urlauberdomizil zu entwickeln. Da ist das sogenannte Schloss, mehr als 420 Jahre alt. Gut 600 000 Euro sollen private Geldgeber, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land und die Sparkassen-Stiftung seit 1997 in seine Instandsetzung gesteckt haben. Weitere Millionen, heißt es, wären vonnöten, um dem einstigen Herrensitz wieder Glanz zu verleihen. Im neuen Konzept wird empfohlen, die Schlossräume für Tagungen und Veranstaltungen sowie eine Gaststätte herzurichten. Prognostizierte Kosten: mehr als vier Millionen Euro. Da ist das sogenannte Beamtenhaus, ein kleiner Fachwerkbau unmittelbar neben dem Schloss. Hier, so das Konzept, könnte die Verwaltung des künftigen Gesamtkomplexes unterkommen. Womöglich auch ein kleiner Empfangsbereich. Da ist ein großer Fachwerkspeicher. Geeignet für Veranstaltungen und Künstlerateliers. Geschätzte Kosten: gut fünf Millionen Euro. Da sind die Fundamente eines zusammengefallenen Wirtschaftsgebäudes. Das Konzept rät zu einem Neubau an gleicher Stelle: für Wohnungen und einen Wellnessbereich. Kosten: mehr als vier Millionen Euro. Und da ist ein alter Rinderstall. Mehr als 600 000 Euro hat das Land unlängst investiert, um ihn mit einem Notdach auszurüsten und so vor dem Verfall zu retten. Das Konzept legt nahe, ihn für Ferienwohnungen zu nutzen, Kosten: mehr als drei Millionen Euro. Alle Nutzungsüberlegungen seien bis ins Detail durchgerechnet und entsprechend unterlegt, betont Christiane Falck-Steffens, Leiterin der Geschäftsstelle des Regionalen Planungsverbands. Ohne Fördermittel werde das Ganze nicht gehen, sagen die Experten. Ihr Konzept soll eine Grundlage dafür sein, künftig Fördermittel einzuwerben. Vorab allerdings sind eine Reihe anderer Fragen zu klären. Die entscheidende lautet, wer Schloss und Gut Ludwigsburg unter seine Fittiche nimmt. Klar ist, weder die Nachkommen der früheren Schlossherren, noch der bestehende Förderverein, ja auch nicht die Gemeinde Loissin, der der Park gehört, können derlei stemmen. Ägina Nelius rät, eine Stiftung zu gründen. „Wir sind bereit dazu“, beteuert Jörg Weissenborn für die Familie, die das Schloss geerbt hat. „Auch wir würden da mitmachen“, sagt Christel Schmidt, Vorsitzende des Fördervereins. „Für uns ist es ganz wichtig, einen neuen Weg einzuschlagen. Wir kommen nämlich nicht weiter“, betont sie. Bleibt die Gemeinde Loissin. Sie muss noch beraten und abstimmen. Für eine Stiftung müssten alle drei Seiten ihre Anteile an Schloss, Gut und Park ohne weitere Ansprüche abtreten. „Eine Stiftung benötigt hinreichend Vermögensmasse, die Anlage in Ludwigsburg wird da nicht reichen“, sagt Ägina Nelius. Um weiteres Geld zu binden, müsse man vermögende Mitstreiter finden. Der Zeitraum dafür sei schwer abschätzbar, meint Vereinsvorsitzende Schmidt. „Es wird ein langer Weg“, prognostiziert sie. Derweil könnte die Schloss- und Gutsanlage allerdings weiteren Abbruch erfahren. Demnächst soll das neue Nutzungskonzept dem Wirtschaftsministerium vorgestellt werden. Dort, sagt Christiane Falck-Steffens, habe man Interesse an einer Entwicklung in Ludwigsburg signalisiert. Sven Jeske

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