Weltenerklärer Zawischa bot harten Tobak

Die Welt ist chaotisch, und kaum einer weiß noch, wo vorne und hinten ist. Da ist es gut, dass es einen vermeintlichen Weltenerklärer wie den Kabarettisten Joachim Zawischa gibt, der auch noch gleich miterklärt, wo oben und unten ist. Der gebürtige Sachse und studierte Theologe frotzelte am Freitagabend im Gustav-Adolf-Saal der Kulturkirche über die großen und kleinen Ungereimtheiten in Politik, Wirtschaft, deutscher Fernseh(un)kultur und über andere Abgründe des Lebens. Allerdings arbeitete sich Zawischa auch an Themen ab, die schon von anderen Kollegen seiner Gattung weidlich ausgeschlachtet wurden. So etwa über never ending stories wie die Hamburger Elbphilharmonie, den Stuttgarter Hauptbahnhof und das Mehdorn-Debakel beim Berliner Flughafen. Darüber muss eigentlich nicht mehr gekalauert werden. Das ist wenig einfallsreich und eigentlich auch nicht mehr lustig, wenn die 30 Millionen Euro monatlich verbrannten Steuergelder für den Hauptstadt-Airport in Betracht gezogen werden und keiner dafür die Verantwortung tragen will. Zawischas Stärken liegen ganz woanders, etwa wenn er Banker-Phrasen satirisch aufspießt und fast schon philosophisch über den Wert des Geldes reflektiert. Wenn Geld angeblich an den globalen Finanzplätzen arbeitet, fragt sich Zawischa: Wann hat das Geld eigentlich Feierabend? Was macht das „Hedgefond-Gesindel“ damit, und was passiert bei der „Kröten-Wanderung“, wenn der Zaster weltweit vagabundiert. Die „Kröten“ werden virtuell um den Globus geschickt, und die Rentner haben später nichts mehr auf ihrer „Bett-Bank“ , weil die Altersversorgung in einer „Bad-Bank“ flöten gegangen ist. Die Konsequenzen daraus sind unter anderem, dass es zur „Sanierung der Kauleisten nach Ungarn geht“, um sich diese dort billig „fliesen zu lassen“. An eine bald platzende Finanzblase glaubt Zawischa inzwischen nicht mehr, eher daran, dass Pflegebedürftigen demnächst öfter die Blase platzten wird, weil die Gesundheitskosten von vielen nicht mehr getragen werden können — harter Tobak! In der Bank seines Vertrauens gibt es nach Zawischas Aussage übrigens nur noch zwei Roulette-Tische, an denen man auf Schwarz oder Rot setzen kann, um an sein Geld zu kommen. Da vergeht einem dann schon das Lachen. Christian Rödel

Stralsund - Weltenerklärer Zawischa bot harten Tobak