Wie der Hering ins italienische Fernsehen kam

Mariniert, gebraten, geräuchert — jetzt wissen auch die Italiener, wie uns der Ostseehering am besten schmeckt. Verdeutlicht an Bildern, die einem wirklich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Am 8. Februar wurde im Sonntag-Nachmittags-Programm des italienischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders Rai 3 (vergleichbar mit unseren dritten Programmen) ein neunminütiger Streifen gezeigt, in dem es um die Zubereitung des beliebten Speisefisches geht. Gedreht wurde dafür im vergangenen Oktober auf Rügen und in Stralsund. Zu den Begleitern der Filmcrew um den Regisseur und Kameramann Domenico Gambardella gehörte die Stralsunderin Gerburg-Martha Unterstab. „Das hat unwahrscheinlich viel Spaß gemacht“, erzählt die Hansestädterin. „Wir konnten den Fischern und den Köchen direkt über die Schulter schauen“, beschreibt sie die Filmarbeiten. „Unsere Region ist für die Südländer schon interessant“, sagt die 44-Jährige. Nicht mal unbedingt wegen der Strände. „Die haben sie selber“, so die Versicherungsfachfrau. Vielmehr sei da die Neugier auf besondere lokale und typische Zubereitungen von Speisen. Ausgestrahlt wurde der Film in der Reihe „Am Hang des Kilimandscharo“, wo es vor allem um fremde Küche geht. Der Hering sei in Italien so unbekannt nicht. Denn dort steht die Sardine vielfach auf dem Speiseplan. Und die wiederum gehört zur Familie der Heringe. Aber andere Ländern, andere Sitten... Und um die zu ergründen, seien die Italiener an die Tourismuszentralen in Stralsund und Rügen herangetreten. „Wir haben zusammen ein schönes Programm für die Journalisten aufgestellt. Eine bessere Werbung für unseren Landstrich gibt es doch wohl kaum“, sagt die Stralsunderin. Das Räuchern zum Beispiel habe die Gäste besonders interessiert. Das sei in Italien weniger verbreitet. Und Gerburg-Martha Unterstab ist sicher, dass mancher Italiener nach der Fernsehsendung nun auch mit einem Vorurteil aufgeräumt hat. Oft würde es heißen, dass wir Deutschen vom Kochen nichts verstehen. Das sehe der eine oder andere nach dem Film, der echt Appetit macht, nun vielleicht doch etwas anders. Eines jedenfalls vermittele der Streifen auf alle Fälle, „dass unsere Region auch gastronomisch was zu bieten hat“. Zu sehen ist das bei den Aufnahmen aus dem gehobenen Binzer Restaurant „Freustil“ ebenso wie im bodenständigen Sassnitzer „Gastmahl des Meeres“ oder bei einer Stippvisite im Laden des Stralsunder Fischhändlers Henry Rasmus — einen Rückblick auf die Übergabe des legendären Fässchens Bismarckhering an Amerikas Ex-Präsidenten George W. Bush eingeschlossen, versteht sich. Vor allem sprachlich konnte Gerburg-Martha Unterstab bei der Begleitung des Fernsehreporters eine Menge Wege ebenen. Denn die Mutter einer Tochter, die das Hansa-Gymnasium besucht, ist mit einem Mann aus Neapel verheiratet. Über zehn Jahre hat die Familie in Italien gelebt. Nach Stralsund kehrte die gebürtige Hansestädterin 2008 wieder zurück. Beruflich ist sie Agenturvertreterin im DEVK Versicherungsbüro Trebesch am Neuen Markt. Ein großer Teil ihrer Freizeit aber — ab Mai fast jedes Wochenende — gehört dem Tourismus. Die Stralsunderin arbeitet als freiberufliche Reiseleiterin mit der Tourismuszentrale Stralsund und italienischen Kreuzfahrtreedereien, die in Warnemünde anlegen, zusammen. „Vielleicht können wir ja auch Kreuzfahrturlauber nach Stralsund locken“, hofft die Hansestädterin. Gespräche dazu gebe es bereits. Den Film kann man sich unter http://bit.ly/1yWhmfi anschauen. Marlies Walther

Stralsund - Wie der Hering ins italienische Fernsehen kam