Zeitreise: Baronesse besucht Grimmen

Die 86-jährige Brita Brogren, geborene Baronesse von der Lancken-Wakenitz-Albedyll war gestern in Grimmen zu Gast, um einen Ort in der Grimmener Marienkirche zu besuchen, an dem viele ihrer Vorfahren bestattet sind. Die Rede ist vom Erbbegräbnis der Familie von der Lancken Wakenitz. „Ich habe diesen Ort noch nie besucht und es ist ein unglaublich schöner Moment für mich“, beschreibt die heute in Boldevitz lebende Frau, als sie am Sarg ihres Uropas Malte Fritz Leopold Freiherr von der Lancken Wakenitz angelangt ist. Dieser wurde als letzter der Familie im Jahre 1911 in der Gruft bestattet. „Er verstarb an einer Blinddarm-Operation in Stralsund“, erzählt Sven Thurow der Urenkelin. Diese wollte nach einem Artikel über den Zustand der Gruft in der Grimmener OSTSEE-ZEITUNG vom 15. August 2014 unbedingt einmal den Ort besuchen, der so viel über ihre Vorfahren erzählt. „Ich hätte nie gedacht, dass dieser Ort noch so erhalten ist. Es freut mich sehr, dass in Grimmen die Geschichte meiner Familie bis heute einen festen Platz hat“, sagt die gebürtige Greifswalderin. Einige Jahre ihrer Kindheit verbrachte die Frau aus dem alten rügisch-pommerschen Adelsgeschlecht in Falkenhagen bei Reinberg. „Dort wurde ich auch eingeschult. Mein Vater war aber Offizier und so blieben wir selten lange an einem Ort“, beschreibt sie. Ihr Vater war Silvius Erich von der Lancken Wakenitz. Er wurde 1938 von seinem Onkel Oscar adoptiert und erbte nach dessen Tod 1939 das Gut in Boldevitz. Hier lebte dann auch Tochter Brita bis 1946. „Wir hatten damals sehr viele Angestellte und sehr häufig adligen Besuch“, erinnert sie sich zurück. ‘ Im Jahre 1946 flüchtete sie nach Schweden, wo sie bis 1990 lebte und als Fremdsprachenlehrerin tätig war. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und mit dem damit verbundenen größer werdenden Interesse an der Geschichte der Gutshäuser kam sie zurück nach Boldevitz, wo sie bis heute lebt. Der erste Besuch der Grimmener Marienkirche war für sie gestern wie eine kleine Geschichtsreise. „Als erstes habe ich unser Familienwappen entdeckt, welches noch immer in der Grimmener Kirche hängt“, ist sie begeistert. Noch erstaunter ist Brita Brogren, als ihr Sven Thurow einen Original-Brief aus dem Jahre 1830 überreicht. „Dieser gelangt nun nach 70 Jahren wieder in ihre Familie“, sagt Thurow und erzählt die Geschichte, die sich hinter dem Schriftstück mit Original-Siegel der Familie verbirgt. „Meine Oma Frieda Lembke hat dieses Schriftstück 1945 in Sicherheit gebracht.“ Damals plünderte die russischen Besatzer das Gut Klevenow auf der Suche nach wertvollen Sachen. Die scheinbar unwichtigen Zettel und Dokumente der Familie von der Lancken Wakenitz flogen einfach aus dem Fenster. „Hier hat ihn meine Oma gesichert“, weiß Thurow. Bleibenden Eindruck hinterließ aber der Besuch der Familiengrabstätte. Seit 400 Jahren liegen in jener die Verstorbenen der Familie von der Lancken Wakenitz. „Dabei war dieser Anbau nicht als Grabstätte errichtet worden“, erklärt Sven Thurow. Im Jahre 1480 an die Marienkirche angebaut, wurde der Raum bis zur Zeit der Reformation als Kapelle genutzt. Erst im Jahre 1615 kaufte Albrecht von Wakenitz zu Clevenow dann die Kapelle und errichtete durch aufwändige Umbauarbeiten eine Familiengrabstätte. Bis heute stehen in der Gruft 15 Särge. Doch in der 399-jährigen Geschichte waren es deutlich mehr Personen, die hier bestattet wurden. „Unter diesem Raum befindet sich ein Gebeinkeller, in dem sich wahrscheinlich noch heute weitere Knochen der Verstorbenen befinden“, erklärt Sven Thurow. Die Grimmener Gruft 15 Särge stehen noch heute in der Erbbegräbnisstätte der Familie von der Lancken-Wakenitz. Der älteste Sarg stammt aus dem Jahre 1774. Es handelt sich um die sterblichen Überreste von Frantz Otto von Wakenitz. Er starb im Alter von 73 Jahren in Klevenow. Als letzter wurde 1911 Freiherr Malte von Wakenitz bestattet. Raik Mielke

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