Zwei Balletts rocken den Sommer

Das Ballett Vorpommern und das Ballett der Stettiner Oper rocken den Sommer. So haben sie es mit der Produktion, für das „Ahoi“-Hafenfestival mit „Rock‘n‘Ballet“ jedenfalls angekündigt. Und so ist es auch geworden. Die Gemeinschaftsproduktion zwischen dem Theater Vorpommern und der Oper Stettin ist bei den schon vorherigen Premieren in Stettin und Greifswald eingeschlagen wie eine Bombe. Auch am Donnerstagabend war die Zuschauertribüne auf der Wiese am Hansa-Gymnasium voller Menschen. Applaus und Jubelrufe wehten über den nächtlichen Sund, auf dem das eine oder andere Bötchen von der Rückseite der Bühne aus den Versuch unternommen hatte, von dem Abend auch etwas abzubekommen. Das war durchaus drin, denn wer Musik in bester Sound-Qualität als Hintergrundgeräusch haben wollte, der warf den Anker. Der Abend war ein lautes Rockkonzert, bei dem auch die Zuschauertribüne teilweise rhythmisch ins Schwanken geriet weil das Publikum es den Tänzern auf der Bühne gern gleichgetan hätte. Unter der Regie bzw. Choreografie von Robert Glumbek und Jochen Heckmann (Gäste) vertanzten 24 Frauen und Männer Musik der 70er- bis 90er-Jahre — also aus einer Zeit, da Musik noch revolutionäre Kraft hatte, aufgeladen war mit der Sinnlichkeit und Wut einer Jugend, die sich gegen Systeme und Konformismus auflehnte. Es war keine biedere 50er-Jahre Petticoat-Sause auf der Bühne, vielmehr waren es Hits von Pink-Floyd, The Rolling Stones, Depeche Mode, Led Zeppelin, U2, Prince, Queen und Metallica. Tanz ist ebenso wie diese Musik ein unmissverständlich sprachbefreites Medium und insofern prädestiniert für so eine Gemeinschaftsarbeit, denn die Tänzer kommen in beiden Ensembles aus Ländern aller Kontinente. Es war die Musik einer Generation, die sicherlich nicht mehr so federnd und behend durch die Lüfte springen kann, wie diese jungen Tänzer. Und so schlug der Abend eine Brücke über Zeit und Raum der vergangenen 50 Jahre. Der Rückblick auf die Jahrzehnte implizierte gleichermaßen das Fazit des Gewesenen und die Botschaft des Zukünftigen. Es war eine Ensembleleistung mit solistischen Partien. Die Einstudierung, die während der Proben mit allen Tänzern erarbeitet wurde, nimmt die Musik auf und versucht mit diesen doch sehr unterschiedlichen Titeln durchaus eine narrative Komponente unterzubringen, die nicht immer gelingt. Ein Mann (Leander Veizi, BallettVorpommern) noch bei Pink Floyd am Anfang, trifft auf seinen Schatten (Jacub Gut, Ballett Stettin) der sich in eine Frau oder den Wunsch nach so einem elfengleichen Wesen (Margaret Howar, Ballett Vorpommern) verliebt und fortan hinter ihr her irrt, sie wieder findet und verliert, in eine andere Wirklichkeit eintaucht, der Versuchung begegnet (Nathan Cornwell & Christina Janusz) und sich in seiner Fantasie auslebt und in der Gemeinschaft mit anderen (Queen „We are the champion“) wiederfindet. Aber der rote Faden bleibt imaginär. Vordergründig erlebt man in der Intensität des Geschehens vor allem sich selbst im Kontext mit Musik, die jeder kennt und mit auch wunderbaren eigenen Zitaten der Gefühlswelt einer Jugend verbindet. Die Gemeinschaftsproduktion ist ein Erfolg und Gewinn für diesen Freiluft-Sommer. Es war eine gelungene Stralsunder Sommernacht-Premiere. Weiter geht‘s mit dem „Zauberer von Oz“ Die Open-Air-Aufführungen im Rahmen von „Ahoi — Mein Hafenfestival" auf der Wiese vor dem Hansa-Gymnasium an der Sundpromenade gehen bereits heute weiter. Auf dem Programm steht jetzt allerdings das Musical „Der Zauberer von Oz“ von Harold Arlen und E. Y. Harburg nach dem Roman von Lyman Frank Baum. Das Musiktheater-Ensemble des Theaters Vorpommern folgt dem Regenbogen ins zauberhafte Land Oz. Es ist ein Land in dem Träume wahr werden: Farbig, phantasievoll, aber auch voller Gefahren und unheimlich. Es ist ein Musical für die gesamte Familie, das die Wanderung der armen Farmerstochter Dorothy aus der kargen Prärie von Kansas durch das märchenhafte, prachtvolle Reich des großen Zauberers erzählt. Ein Abenteuer voller Magie. Zu erleben ist es heute um 19 Uhr, morgen um 16 Uhr, sowie am Dienstag und Mittwoch um 19 Uhr auf der Freilichtbühne vor dem Hansa-Gymnasium direkt an der Sundpromenade. Für die Anfahrt zu den Vorstellungen stehen die öffentlichen Stadtbusse zu den Haltestellen am Olof-Palme-Platz oder Hafen zur Verfügung Nach 21 Uhr verkehren sie allerdings nicht mehr. Dann können Sammeltaxis unter ☎ 03831/390101 gebucht werden. Das Einlasspersonal des Theaters nimmt Aufträge vor Beginn der Vorstellungen entgegen. Juliane Voigt

Stralsund - Zwei Balletts rocken den Sommer