Corona-Inzidenz in MV sinkt weiter: Lockerungen ab März?

Ist die Zeit für Lockerungen schon in wenigen Wochen gekommen? Die Zahl der Corona-Neuinfektionen könnte in MV bereits Ende Februar unter der kritischen Marke von 50 Fällen je 100 000 Einwohner fallen. Das jedenfalls geht aus einer neuen Prognose des Greifswalder Bioinformatik-Professors Lars Kaderali hervor. Und die macht vor allem der Wirtschaft Mut: Handel und auch Tourismus hoffen bereits, dass ab März Geschäfte, Restaurants und auch Hotels wieder öffnen können. Doch noch bereitet die Ausbreitung der Virus-Mutationen der Landesregierung in Schwerin sorgen: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat deshalb die Uni-Kliniken in Rostock und Greifswald sowie das Labor des Landesgesundheitsamtes (Lagus) beauftragt, künftig einen Großteil aller positiven Corona-Abstrich auf Mutationen untersuchen. „Wir brauchen ein klares Lagebild für das Land“, heißt es aus der Staatskanzlei. Bisher jedoch sind veränderte Sars-CoV-2-Viren kaum im Nordosten verbreitet. Schwesig kündigt Lockerungen ab 50er Inzidenz an: „Erst wenn wir deutlich unter 50 sind, können wir die Schutzmaßnahmen lockern“, hatte Schwesig bereits vergangene Woche im OZ-Interview gesagt. Aber: In einigen Bereichen könnte es bereits schneller gehen. Die Regierungschefin hatte immer wieder betont, dass Öffnungen von Schulen und Kitas oberste Priorität für sie haben. Aus dem Umfeld Schwesigs heißt es dazu vielsagend: „Einzelne Lockerungen können wir uns auch schon vor der 50er-Inzidenz vorstellen.“ Experte Lars Kaderali rät hingegen dazu, im Februar die strengen Kontaktbeschränkungen auf allen Ebenen noch beizubehalten. Am Montag wurden gerade mal 84 neue Fälle in MV gemeldet, die Inzidenz landesweit sank unter 90. Tourismus schon ab Mitte Februar? Auch die Wirtschaft macht sich Hoffnungen: „Wir sind dabei, mit der Landesregierung in der Task-Force Öffnungszenarien zu erarbeiten“, sagte Sven Müller, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände. Bei anhaltend sinkenden Werten über zwei Wochen könnte mit der Öffnung der Friseure und Fahrschulen gestartet werden, im Anschluss könne es mit Gastronomie und Einzelhandel weitergehen. Die Tourismusbranche hat bereits einen Fünf-Stufen-Plan vorgelegt: Bereits ab einer dauerhaften Inzidenz unter 75 sollen wieder Touristen aus ganz Deutschland kommen und auch Bäder öffnen dürfen. Theoretisch könnte das ab Mitte Februar so weit sein. Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes MV, Tobias Woitendorf, rechnet jedoch damit, dass Hotels und Pensionen erst ab Ostern wieder öffnen könnten. Und auch nur für Landesbürger. MV lässt auf Mutationen testen: Entscheidend für Lockerungen und wie MV sich beim nächsten Kanzler-Gipfel kommende Woche positionieren wird, sind nach OZ-Informationen neue Daten zu den möglicherweise ansteckenderen Virus-Mutationen. Das Land hat deshalb die drei wichtigsten Corona-Labore in MV beauftragt, im Schnellverfahren zu testen: „Es ist notwendig, dass Proben tiefergehender untersucht werden, damit wir einen besseren Stand über die Verbreitung von Virus-Mutationen in der Bevölkerung haben“, sagt Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU). Mit speziellen PCR-Schnelltests sollen die Labore bis zu 15 Prozent aller Abstriche auch auf veränderte Virus-Formen untersuchen. Seit der vergangenen Wochen wurden bereits landesweit 578 Proben untersucht. Dabei wurden gerade mal 16 Mutationen entdeckt – die meisten davon (10) im Landkreis Nordwestmecklenburg und in allen Fällen die britische Mutante UK B1.1.7. Aus der Staatskanzlei heißt es: „Es ist zu früh, um die Lage zu beurteilen: Stehen wir erst am Anfang der Ausbreitung der Mutationen oder ist sie bereits da und hat kaum Auswirkungen? Wir wissen es nicht.“ Von Martina Rathke und Andreas Meyer