Corona-Lockdown in MV: Diese Verschärfungen wären noch denkbar

Im zweiten Corona-Lockdown ist das öffentliche Leben schon fast zum Stillstand gekommen. Dennoch sinken die Corona-Zahlen nicht wie erhofft. Müssen wir daher mit weiteren Verschärfungen rechnen? Die OZ zeigt, wo das noch möglich wäre – und was die Betroffenen davon halten. Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und Ausgangssperren: Nächtliche Ausgangssperren sind bereits jetzt in besonders betroffenen Orten möglich. Denkbar wäre es, diese zu verschärfen und auch tagsüber zu verordnen. Auch das Tragen von Masken könnte in der Öffentlichkeit zur Pflicht gemacht werden. Dazu meint Laura Isabelle Marisken, Bürgermeisterin der Kaiserbäder auf Usedom: „In Fußgängerzonen, in denen dichtes Gedränge herrscht, ist das nachvollziehbar. Wenn aber jemand am Strand oder an weniger frequentierten Plätzen unterwegs ist, würde eine Maskenpflicht wenig Effekt haben.“ Auch von einer Ausgangssperre würde Marisken nichts halten: „Wenn, dann nur als absolut letztes Mittel. Ich sehe keinen Unterschied darin, ob eine Person zu Hause ist oder alleine am Strand spazieren geht. Wichtig ist es, Menschenversammlungen zu vermeiden und stärker auf Abstand und Desinfektion im öffentlichen Raum zu setzen.“ Hilfreich wäre es nach Ansicht der Bürgermeisterin auch, mehr FFP2-Masken statt einfachen Mund-Nasen-Schutz vorzuhalten. Und nicht zuletzt müssten die Bürger besser informiert und die Einhaltung der Regeln stärker kontrolliert werden. „Seit wir das Personal dafür aufgestockt haben, erhalten wir deutlich weniger hinweise auf Verstöße.“ Einzelhandel dicht machen: Der Einzelhandel ist stark eingeschränkt. Zahlreiche Branchen dürfen aber weiter öffnen, auch die Abholung bestellter Ware ist erlaubt. Hier könnte eine weitere Beschränkung auf Lebensmittel und wirklich lebenswichtige Produkte erfolgen. Peter Volkmann, Leiter des Bereichs Handel bei der Industrie- und Handelskammer Rostock, meint dazu: „Wenn Geschäftsschließungen andauern oder sogar ausgeweitet würden, müssen die Betroffenen finanziell adäquat unterstützt werden.“ Mehr lesen: Längerer Corona-Lockdown? Wie lange die Menschen aus MV ihn noch aushalten MV-Plan: So lange will Schwesig den Corona-Lockdown im Land verlängern Ziviler Ungehorsam: Unternehmer wollen trotz Lockdown öffnen — das sagen Händler in MV dazu Wirtschaft brauche so weit wie möglich Planungssicherheit. „Wichtig ist daher vor allem zu wissen, wie es weitergehen kann, beispielsweise in einem ,wenn x, dann y-Szenario’, das Inzidenzwerte oder andere nachvollziehbare Parameter berücksichtigt – auch um einen wirtschaftlich zweifellos schädlicheren ständigen Wechsel zwischen Lockdown und Lockerungen zu vermeiden.“ Kitas und Schulen schließen: In Schulen in MV gibt es schon jetzt nur Distanzunterricht. Lediglich Schüler der Klassen eins bis sechs können in der Schule betreut werden, wenn ihre Eltern dazu nicht in der Lage sind. Denkbar wäre, Kitas und Schulen komplett zu schließen. Davon geht jedoch die Bildungsgewerkschaft GEW MV nicht aus. Der Landesvorsitzende Maik Walm bittet die Eltern, dazu beizutragen, dass eine weitere Verschärfung vermieden werden kann: „Wir rufen alle Eltern auf, so es ihnen möglich ist, daran mitzuwirken und auch die jüngeren Kinder zu Hause zu behalten, damit die Fallzahlen schnellstmöglich sinken und wir in den Präsenzunterricht zurückkehren können.“ Lehrer und Erzieherinnen sollten unbedingt die Möglichkeit zu kostenlosen Corona-Tests in Anspruch nehmen, auch wenn sie keine Symptome zeigen oder Kontakte zu Infizierten hatten. Gastronomie komplett verbieten: Restaurants dürfen im Lockdown nur Außer-Haus-Service anbieten. Denkbar wäre, sie komplett zu schließen. Dazu meint Lars Schwarz, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga MV: „Die Landesregierung hat richtig erkannt, dass das Abholen und Liefern von Speisen zur Grundversorgung mit Lebensmitteln gehört.“ Es gebe in MV viele Gaststätten, die Altenheime oder Seniorenwohnanlagen beliefern. „Ich gehe daher nicht davon aus, dass eine Schließung in Erwägung gezogen wird, zumal Restaurants nachgewiesenermaßen keine Pandemie-Treiber sind“, so Schwarz. Handwerk untersagen: Handwerksbetriebe dürfen unter Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen bislang weiter arbeiten. Das muss nach Ansicht von Jens-Uwe Hopf, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern, auch so bleiben: „Das Handwerk gehört zu den wirtschaftlichen Bereichen, die gerade auch in Corona-Zeiten die Versorgung von Nahrungsmitteln bis zu gesundheitlichen Leistungen aufrechterhalten.“ Die elektro- und informationstechnischen Handwerke seien für die Kommunikation, die Digitalisierung sowie die Wartung der technischen Infrastruktur wichtige Partner. „Ohne den Heizungsbauer, der gerade in dieser kalten Jahreszeit die Heizung repariert oder den Kfz-Mechatroniker, der für die technische Sicherheit von Fahrzeugen sorgt, können die Unternehmen sowie die Menschen im Land ihre Grundbedürfnisse nicht decken“, so Hopf. Kontakte weiter beschränken: Derzeit dürfen sich maximal fünf Erwachsene oder Jugendliche aus zwei Haushalten treffen. Dies könnte schon nach aktueller Rechtslage verschärft werden, falls die sieben-Tage-Inzidenz in MV über 100 steigt. Dieser Wert war am Montag mit 96,3 bereits fast erreicht. Dann sind Treffen über den eigenen Hausstand hinaus mit einer weiteren Person möglich. Die einzige weitere denkbare Verschärfung wäre, sämtliche Kontakte außerhalb der Kernfamilie zu verbieten, wie es in anderen Staaten bereits verordnet wurde. Öffentlichen Nahverkehr stillegen: Busse und Bahnen dürfen bislang weiter fahren, ebenfalls unter Berücksichtigung strenger Corona-Auflagen. Das ist auch richtig so, meint Beate Langner, Sprecherin der Rostocker Straßenbahn (RSAG): „Auch im aktuellen Lockdown sind viele Einwohner und Pendler auf den ÖPNV angewiesen.“ Zwar seien die Fahrgastzahlen zurückgegangen, aber trotz Lockdown, Feiertagen und Ferien waren zuletzt immer noch rund 60 000 Fahrgäste pro Werktag mit Bus und Bahn unterwegs. Der Betrieb stelle sicher, „dass besonders wichtige Beschäftigte im Gesundheitsbereich, in der Lebensmittelversorgung oder in anderen systemrelevanten Berufen weiter ihre Arbeitsplätze erreichen. Als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge werden wir für alle Fahrgäste, die unterwegs sein müssen, auch während des Lockdowns ein gutes und sicheres ÖPNV-Angebot gewährleisten“, verspricht Langner. Sollten weitere Einschränkungen erforderlich sein, könnte der Fahrplan weiter ausgedünnt werden. Lesen Sie auch Längerer Corona-Lockdown? Wie lange die Menschen aus MV ihn noch aushalten Kultusminister: Schulen sollen in drei Stufen wieder geöffnet werden Corona-Kennzahlen: Wieso die Lockdown-Verlängerung in Deutschland nötig ist Von Axel Büssem