Darum habe ich mich für eine Astrazeneca-Impfung entschieden

Möchte ich eine Coronaschutzimpfung mit Astrazeneca? Vor genau dieser Frage stand ich am Mittwochnachmittag. Eine Freundin hatte sich gemeldet, weil eine bekannte Ärztin nach der Absage mehrerer Impfwilliger für Donnerstag, den 8. April, plötzlich noch freie Kapazitäten hatte. Mein erster Gedanke: Warum lässt sie sich nicht selbst impfen? Aber die Freundin war schon Lückenfüller gewesen. Wollte ich nun bei Astra Lückenfüller sein? Ja – nein. Vielleicht. Doch. „Abwägen“, sagte meine innere Stimme. Was sprach dafür, was dagegen: Astrazeneca ist ein guter Impfstoff, hat hohen Wirkungsgrad, ich kenne keinen Menschen jenseits der 60, der Probleme damit hat. Ich bin jenseits der 60. Die Leute sterben nicht reihenweise daran. Und man muss auch mal mutig sein. Alles Argumente dafür. Aber so viele Menschen lehnen den Impfstoff ab, haben Angst wegen der aufgetretenen Embolien, der Impfstoff wurde sogar ausgesetzt, manche Ärzte raten ab. Gesundheitsminister Harry Glawe riet davon ab, wenn man Krampfadern hat. Und warum muss ich mutig sein? Alles Argumente dagegen. Lesen Sie auch Greifswalder Impfzentrum: Viel Lob und Respekt für Arbeit Corona-Tests in Zinnowitz: So viele Personen waren positiv Einwohner zeigen Urlauber in MV an: Wie sehr schaden Denunzianten? Mallorca als Vorbild für MV? Urlauber fühlen sich dort sicherer Freunde sprechen Mut zu: Am frühen Mittwochabend dann der Anruf aus dem Greifswalder Nierenzentrum, wo es die freien Astrazeneca-Kapazitäten gab. „Möchten Sie morgen geimpft werden?“ Mein Mund ist schneller als mein Gehirn. Ich höre ihn sagen: „Ja, ich komme morgen zum Impfen“ und bin ein bisschen über mich selbst erschrocken. Nun gibt’s kein Zurück mehr. Donnerstag 13.15 Uhr bin ich dran. Mittwochabend frage ich bei Freunden nach, ob es die richtige Entscheidung war. Die einen sagen so, die anderen so. Eine befreundete Ärztin macht mir mit wissenschaftlichen Fakten klar, dass das Vakzin außerordentlich gut ist. Und meine erwachsenen Söhne klopfen mir auf Nachfrage symbolisch auf die Schulter. „Ich kenne auch Biontech-Geimpfte, die nach der zweiten Impfung eine Woche krank waren“, sagt der eine. Soll wohl heißen: Nur Mut, Mutter! Schornsteinfeger als Glücksbringer: In der Nacht zu Donnerstag schlafe ich prächtig und der Tag beginnt gut – der Schornsteinfeger klingelt. Mit einem solchen Glücksbringer kann nichts schieflaufen. Zehn Minuten vor dem Termin schickt mir meine Freundin Grüße und merkt mit Smiley an, dass sich auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach mit Astrazeneca impfen ließ. Sie hätte auch wenigstens auf eine Nummer höher, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, verweisen können. Dr. Hans-Jürgen Guth von der nephrologischen Gemeinschaftspraxis im Greifswalder Ziegelhof impft mich. Überall nur freundliche Gesichter und unaufgeregtes Arbeiten. Papiere ausfüllen, auf dem Stuhl Platz nehmen, den Arm frei machen. Da hat der Arzt auch schon die Spritze gesetzt. Es hat nicht mal ein winziges bisschen gepiekt. Nach 15 Minuten Wartezeit – mir wurde weder schwindelig noch sonst irgendwas – fahre ich mit dem Termin für die zweite Impfung am 17. Juni wieder los. Der Arm schmerzt nicht, wird nicht dick. Auch Kopfschmerzen kommen nicht. Der Schornsteinfeger ... ich lache in mich hinein. Astrazeneca ist ein gutes Vakzin und ich scheine es zu vertragen. Man muss auch mal mutig sein! Ich fühle mich jetzt sicherer vor einer Coronainfektion, bleibe aber vorsichtig: Maske, Abstand, Händedesinfektion. Von Cornelia Meerkatz