Eltern und Schüler fordern weitere Lockerungen an Schulen in MV

Eltern und Schülern in MV gehen die auf dem MV-Gipfel beschlossenen Lockerungen im Schulunterricht nicht weit genug. Sowohl Landeseltern- wie auch Landesschülerrat fordern mehr Perspektiven vor allem für Schüler der mittleren Klassen – auch bei höheren Inzidenzen als 50. Die Kritik der Bildungsgewerkschaft GEW MV geht genau in die andere Richtung: Sie sieht einen Unterricht bei einer Inzidenz von über 35 als zu riskant für Schüler und Lehrer. Dranske ist nicht Grimmen: Kay Czerwinski vom Landeselternrat sagte der OZ: „Wir hätten uns einen schnelleren Einstieg in den Wechselunterricht für die Klassen sieben, acht und neun gewünscht. Das sind die Jahrgänge, die bislang am meisten verloren haben.“ Laut Gipfelbeschluss sollen die mittleren Klassen ab 8. März mit Wechselunterricht beginnen, zwei Wochen nach den unteren Klassen. Lesen Sie auch Schwesig will regulären Kita- und Grundschulbetrieb in MV nach Winterferien MV beschließt Stufenplan für Kita-Öffnung: Das passiert bei einer Inzidenz von 50 Schwesig bleibt hart: Keine weiteren Corona-Lockerungen in MV Czerwinski kritisierte auch, dass Regelunterricht nur bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 Neuansteckungen je 100 000 Einwohnern in einem Landkreis möglich sein soll. „Meiner Ansicht nach müsste das lokaler betrachtet werden. Inwiefern betrifft es Grimmen, wenn in Dranske auf Rügen ein Corona-Ausbruch passiert?“ Grimmen und Dranske liegen beide im Kreis Vorpommern-Rügen. Mehr Studenten in die Klassen: Angesichts der Gefahr durch Mutanten müsse damit gerechnet werden, dass die Inzidenz noch länger über 50 bleibe, so Czerwinski. „Wir haben Angst, dass die betroffenen Schüler dann abgehängt werden. Daher müssen wir uns schon jetzt überlegen, wie wir damit umgehen.“ Er spricht sich dafür aus, verstärkt Lehramtsstudenten heranzuziehen, um in kleinen Klassen den verpassten Unterricht nachzuholen. „Das würde den Studenten auch praktische Erfahrung bringen.“ Schlechtes Signal: Ähnlich sieht es Anton Fischer vom Landesschülerrat: „Es ist ein ganz schlechtes Signal, dass bei einer Inzidenz von über 50 nichts für die mittleren Klassen gemacht wird. Den Schülern wird über lange Zeit keine Perspektive geboten – vielleicht sogar bis in den April.“ Kommentar zum Artikel: Kritik an Schul-Lockdown in MV: Pragmatische Ideen für mehr Unterricht gesucht Fischer spricht sich für einen vorsichtigen Wechselunterricht auch bei Inzidenzen über 50 aus. „Es sollte wenigstens ein Jahrgang pro Schultag unterrichtet werden. Unsere Schulen sind groß genug, um dies mit ausreichend Abstand zu ermöglichen.“ Das gelte gerade für Fachgymnasien. Fischer verwies auf seine eigene Schule, das Berufsschulzentrum Wismar: „Dort sind derzeit teilweise nur 30 Schüler am Tag.“ Nicht angemessen: Der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm sagte dagegen: „Den Präsenzbetrieb für die Klassen eins bis sechs sowie die Abschlussklassen bei einem Inzidenzwert unter 50 halten wir – ebenso wenig wie einen Regelbetrieb im Hort – mit Blick auf die offene Frage der Gefährdung durch Mutationen für nicht angemessen.“ Die GEW setze auf die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und der dort gesetzten Marke von 35. Kaum Kritik kommt dagegen von der oppositionellen Linkspartei. Deren Fraktionsvorsitzende im Landtag, Simone Oldenburg, sagte: „Es ist richtig und wichtig, dass in den Regionen, in denen es das Infektionsgeschehen zulässt, Kitas, Grundschulen und die Orientierungsstufen nach den Ferien für den Präsenzunterricht und -betreuung geöffnet werden.“ Für den geplanten Wechselunterricht der mittleren Klassen müsse allerdings die digitale Infrastruktur ausgebaut werden: „Die Jugendlichen, die zu Hause lernen, brauchen dafür die bestmöglichen Chancen.“ Von Axel Büssem