Bei der insolventen Kette Lila Bäcker verlieren offenbar weniger Mitarbeiter ihre Stelle als befürchtet. Statt 300 Beschäftigten wurden nur 160 gekündigt, teilte Insolvenzverwalter Torsten Martini am Dienstag mit. Die „Personalanpassungen“ seien inzwischen abgeschlossen. Auch bei der Schließung von Filialen kann der Berliner Anwalt positive Nachrichten verkünden. in 270 Filialen läuft der Betrieb weiter, 18 mehr als geplant. Anfang des Jahres zählte das Unternehmen noch rund 400 Filialen in MV, Brandenburg und Berlin. Die Firmenzentrale soll von Pasewalk nach Neubrandenburg verlegt werden, aktuell beschäftigt Lila Bäcker 2180 Beschäftigte.
Trotz Kündigungen 100 Mitarbeiter gesucht
Die Großbäckerei sucht trotz der Kündigungen inzwischen sogar wieder 100 Mitarbeiter. „Entlassene in Neubrandenburg nehmen beispielsweise nicht gerne eine freie Stelle in Rostock an,“ erklärt Geschäftsführer Stefan Blaschak. Die Sanierung der angeschlagenen Kette sei „weitgehend auf Kurs“. Vor einer Woche wurden am Amtsgericht Neubrandenburg die Insolvenzpläne eingereicht. Der Grund dafür, dass es in mehr Filialen weiterläuft als geplant, sei eine positive Geschäftsentwicklung. Außerdem seien Gespräche mit Vermietern gut verlaufen, sagte Insolvenzverwalter Martini der OZ.
Abstimmung am 12. August
Bis Anfang September soll die Sanierung abgeschlossen sein. Bis dahin finanzieren zwei Banken – die schwedische SEB und die niederländische NIBC – den Geschäftsbetrieb. Die Institute wollen die Kette über eine Treuhandgesellschaft kaufen. Zum Rettungsplan gehört auch eine Bürgschaft über zehn Millionen Euro vom Land. Laut einer Sprecherin des zuständigen Wirtschaftsministeriums in Schwerin entscheide darüber der Bürgschaftsausschuss. Eine maßgeblich Voraussetzung dafür sei, dass die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen. Die Abstimmung darüber ist für den 12. August vorgesehen. Der Einsatz von Steuergeld stieß bei anderen Bäckern und der Landtagsopposition auf Kritik. SPD und CDU rechtfertigten eine mögliche Bürgschaftsvergabe, der Betrag um den es gehe, sei „nicht maßlos“.
Gründer zog sich zurück
Ende Juni war Martinis Vorgänger auf dem Posten des Insolvenzverwalters, sein Kanzlei-Kollege Rolf Rattunde, überraschend nach einen E-Bike-Unfall verstorben. Daraufhin erklärte Lila-Bäcker-Gründer Volker Schülke seinen Rückzug um eine mögliche Übernahme des Unternehmens. Schülke hatte sich mit einer Investorengruppe um die insolvente Kette beworben. Er warf Rattunde vor, zu Gunsten der Banken ausgebootet worden zu sein. Rattunde wies das zurück.
Gerald Kleine Wördemann