Nur bedingt fahrtauglich: 44,3 Prozent der theoretischen Führerscheinprüfungen in Mecklenburg-Vorpommern enden mit „nicht bestanden“. Im bundesweiten Vergleich – der Durchschnitt liegt hier bei 36,8 Prozent – schneiden nur die Prüflinge in Sachsen-Anhalt mit 44,9 Prozent noch schlechter ab. Am erfolgreichsten sind die Hessen – in Theorie und Praxis. Das geht aus der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes hervor.
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Die Zahl der nicht bestandenen Führerscheinprüfungen steigt seit Jahren an – und zwar in allen Klassen. Fielen 2012 bundesweit noch lediglich 28,9 Prozent durch die theoretische Prüfung, waren es fünf Jahre später bereits 36,8 Prozent. Die praktische Prüfung scheint für die Bewerber das geringere Problem zu sein. Aber auch an dieser Hürde scheiterten im Jahr 2017 deutschlandweit immerhin 28,1 Prozent der Prüflinge. In MV waren es 32,2 Prozent.
Die Suche nach den Gründen
Gründe sind offenbar schwer auszumachen. „Dazu gibt es noch keine genauen Untersuchungen, deshalb möchten wir darüber ungern spekulieren“, sagt Tüv Nord-Sprecherin Irena Tsagurnis. Schwieriger sei die Prüfung jedenfalls nicht geworden, heißt es beim Tüv. Verändert habe sich aber das Lernverhalten der Fahrschüler. „Die sind nicht mehr so fleißig wie früher“, sagt Fred Manthey, der seit 30 Jahren in Grimmen als Fahrlehrer arbeitet. Vielen jungen Leuten sei anderes einfach wichtiger: Schule, Wechsel in den Job, Freunde, und Freizeit. Der Führerschein laufe da eher so nebenher und stünde nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste.
Ein Problem für die Quote sei aber auch die wachsende Zahl nicht-deutschsprachiger Bewerber. In ihrer Heimat hatten sie oft eine Fahrerlaubnis. „Wenn sie hier in Deutschland die Prüfung ablegen wollen, können sie sich dazu einfach anmelden und teilnehmen“, sagt Marco Wunderlich, Fahrlehrer in Rostock. Vorbereitende Fahrstunden, die seiner Meinung nach wichtig wären – auch um relevante Begriffe kennenzulernen – würden wenig genutzt, seien aber auch keine Pflicht.
Verkehr wird komplexer
Andere Fachleute sehen die immer komplexer werdenden Verkehrssituationen als Ursache für die steigenden Durchfallquoten. Auch Geldmangel und der damit einhergehende Druck, möglichst wenig Fahrstunden zu nehmen, könnten eine Rolle spielen. Eine eindeutige Antwort gibt es aber nicht. „Wir stochern noch etwas im Nebel“, sagt Hendrik Pistor, Referatsleiter für junge Kraftfahrer beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Forscher der Bundesanstalt für Straßenwesen wollen sich nun mit den Zahlen auseinandersetzen und Antworten finden.
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Dana Frohbös