Festspiele MV 2020: Das sind die spannendsten Künstler und ungewöhnlichsten Orte

Wenn Martynas Levickis auf seinem Akkordeon spielt, scheint er völlig mit seinem Instrument zu verschmelzen. Mal huschen seine Finger flink über die Tastatur, mal klopfen sie ihren eigenen Rhythmus zur Stille. Immer wieder zuckt sein Körper synchron zu den experimentellen Klängen. Der junge litauische Ausnahmemusiker, der seinem Instrument derart ungewöhnliche Töne entlockt, ist der diesjährige Preisträger in Residence der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Am Mittwoch präsentierte Intendant Markus Fein das Programm des kommenden Festspielsommers. Vom 13. Juni bis zum 12. September präsentiert das Klassikfestival im 30. Jubiläumsjahr 149 Konzerte an 82 Orten im Land. „Martynas Levickis baut Brücken zum Publikum“: „Als vor drei Jahren kurz vor Weihnachten die Anfrage kam, ob ich Preisträger in Residence werden will, war das für mich das schönste Geschenk“, erinnert sich Martynas Levickis. Unter anderem, weil der 29-Jährige, der 2014 den Publikumspreis der Festspiele MV gewann, nun die Möglichkeit hat, sein für die Klassik-Szene eher ungewöhnliches Instrument vorzustellen. Das passt auch zum Credo der Festspiele: Klassische Musik auf stets neue Arten zu präsentieren – sei es mit ungewöhnlichen Formaten oder an ausgefallenen Orten. „Wir versuchen, stets neue Impulse zu setzen und die Traditionen zu bewahren, ohne in Routine zu verfallen“, so Intendant Markus Fein. Kommentar: Bitte jede einzelne Note genießen Dafür ist auch Levickis ein gutes Beispiel. „Er baut Brücken zum Publikum und hat sich in der Vergangenheit bereits in die Herzen der Zuschauer gespielt“, schwärmt der Intendant. „Und er präsentiert ein Instrument neu, das vermeintlich alle kennen und nun vermutlich alle noch mal neu entdecken werden.“ Mit 26 Konzerten prägt Martynas Levickis den Festspielsommer: Mit insgesamt 26 Konzerten wird der Litauer den Festspielsommer maßgeblich prägen. Seinen Einstand gibt der Akkordeonist am 13. Juni zum Eröffnungskonzert der Festspiele in der Konzertkirche Neubrandenburg mit der von ihm eigens komponierten Festspiel-Ouvertüre. Auch der britische Geiger Nigel Kennedy, der mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin Anfang September in der Kult-Reihe „Weltstars in Redefin“ in der Reithalle auftreten wird, arbeitet zurzeit noch an seinem Programm: Neben Beethovens Violinkonzert steht eine neue Eigenkomposition des extrovertierten Solisten auf dem Programm. „Die ist noch nicht fertig. Solche Absprachen treiben einem als Veranstalter schon mal Schweißperlen auf die Stirn, aber das wird“, zeigte sich Fein zuversichtlich. Zu den großen Namen in diesem Jahr gehören die Geigerinnen Veronika Eberle und Julia Fischer, Sänger Benjamin Appl, Chansonsängerin Ute Lemper, Geiger Daniel Hope, der Pianist Rudolf Buchbinder und der Cellist Daniel Müller-Schott sowie der Pianist Christoph Eschenbach, der zum 80. Geburtstag mit einem Jubiläumswochenende gewürdigt wird. Letzterer hat auch einen persönlichen Bezug zum Land: Als Kind lebte er einige Zeit in Wismar. „In den letzten 30 Jahren war er immer wieder Gast der Festspiele MV“, so Fein. Open-Air Jubiläumsfeier „30 Jahre Festspiele MV“: Einer der Höhepunkte sei die Open-Air Jubiläumsfeier „30 Jahre Festspiele MV“ am 23. August im Schlosspark Ludwigslust mit dem NDR-Elbphilharmonie Orchester und Star-Bariton Thomas Hampson. „Ein Weltstar in der Sängerszene“, schwärmt Fein. Erstmalig sei auch ein kostenloses Public Viewing geplant. Erwartet werden zudem internationale Klangkörper, wie das BBC Symphony Orchestra, das Mariinsky Orchester St. Petersburg, das Deutsche Kammerorchester Berlin sowie beide Orchester des Norddeutschen Rundfunks. In der Neuauflage von „Sleeping Beautys“ werden nach zehn Jahren erneut vergessen geglaubte Orte wieder mit Leben gefüllt. Nach einer erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr erlebt das Detect Classic Festival in Neubrandenburg seine zweite Auflage. Weitere Höhepunkte sind „2 x Hören“ und „360° Klarinette“ auf Schloss Ulrichshusen, die Beethoven-Woche zu Beethovens 250. Geburtstag und der wieder durchs ganze Land ziehende „Jahrmarkt der Sensation“, der inzwischen zum vierten Mal stattfindet. In der Reihe „Unerhörte Orte“ wird unter anderem bei Ostseestaal in Stralsund mit einer eigens komponierten „Stahl-Suite“ die Fabrikhalle zum Klingen gebracht. Auch das Ostseestadion in Rostock verwandelt sich in einen riesigen Konzertsaal: Wo sonst das runde Leder rollt, stellen sich die Pianisten Andreas Kern und Paul Cibis sowie die Percussion Community Rostock einem Wettkampf der besonderen Art. „Wir spielen mit der Geschichte des Ortes, dem Thema Fußball und all dem, was rund um das Ostseestadion passiert“, erklärt Fein. „Neben einem Battle zwischen Blechbläsern und Schlagzeugern wird es ein Wandelkonzert geben. Das heißt, wir führen das Publikum durch verschiedene Räume des Stadions, bis hin zur Spielerkabine. Dabei werden Geräusche und Stadiongesänge mit Livemusik vermischt.“ Insgesamt 600 Karten gibt es für das Event. „Ich werde den Festspielsommer mit jeder Note genießen“: Für Fein, der seit 2012 die Geschicke der Festspiele leitet, ist es der letzte Festspielsommer als Intendant. Zum 1. September 2020 übernimmt die Intendanz der Alten Oper Frankfurt. „Es waren unglaublich beglückende Jahre, deswegen verspüre ich eine große Dankbarkeit, dass wir so vieles gemeinsam auf den Weg bringen durften“, so Fein. „Ein Publikum zu finden, das mit so viel Leidenschaft bei der Sache ist und uns soviel zurückgibt, ist ein großes Glück. Deswegen freue ich mich riesig auf diesen Festspielsommer und werde ihn mit jeder einzelnen Note genießen.“ Weitere Infos sowie Karten unter: www.festspiele-mv.de Mehr zum Thema: Nachfolgerin von Markus Fein: Ursula Haselböck wird neue Intendantin der Festspiele MV Max Giesinger, Roland Kaiser und „Gestört aber Geil“: Diese Stars kommen 2020 nach MV Das sind Vorpommerns Kultur-Highlights 2020 Von Stefanie Büssing