Hansa Rostock: Leser sehen möglichen Stadion-Kauf durch die Stadt skeptisch

Der möglicherweise noch in diesem Jahr anstehende Verkauf des Ostseestadions an die Hansestadt Rostock hat eine breite Debatte unter Lesern ausgelöst. Ein etwaiger Besitzerwechsel würde sich auf 15 Millionen Euro belaufen, dazu kämen Sanierungskosten. Angesichts des Millionenbetrags regen sich unter den Lesern Stimmen, die auf drängendere Probleme in der Stadt verweisen, die gleichfalls nur mit einem hohen finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen seien, wie etwa die Sanierung von Schulen. Benny Schwarz sagt: „Ich bin da ja gespalten. Aber an sich sind alle Stadien von Dritt- und Zweitligisten in kommunaler Hand, da Sportstätten kommunale Aufgaben sind. Also wäre es eine gute Lösung, es an die Kommune abzugeben, wobei natürlich die Stadt Rostock auch noch Tausende andere Aufgaben hat. Aber was nützt am Ende der Stadt ein Fußballstadion ohne Fußballclub, wenn es beim Verein bleibt und sie im schlimmsten Fall Insolvenz anmelden müssen? Gerade der Verein ist ja immer noch ein starker Werbebotschafter für Stadt und Land und ein guter Steuerzahler“, hebt Schwarz hervor. Karin Jennerjahn sei verwundert, schreibt sie, dass die Stadt solche Summen aufbringen kann. „Ich denke, Rostock hat kein Geld, und dann sollt die Stadt ein Stadion kaufen, obwohl es wichtigere Baustellen gibt? Es wäre keine gute Entscheidung.“ Markus Schmidt hält dagegen: „Die Idee ist nicht die schlechteste. Aber die Situation, die zu solch einer Entscheidung führt beziehungsweise zwingt, ist bedenklich – würden die 15 Millionen Euro doch nur ein Loch auf bestimmte Zeit stopfen. Aber was kommt danach? Ich wünschte, es gäbe eine Lösung, die langfristiger zufriedenstellt als nur für den (längeren) Moment.“ Kommentar: Verkauf des Ostseestadions: Warum Hansa Rostock nur gewinnen kann Anett Müller zeigt folgende Möglichkeit auf: „Wenn Hansa das Stadion – wenn der Verein wieder finanziell gut dasteht – zurückkaufen kann, wieso denn dann nicht? Da die Stadt Rostock aber auch nicht auf Rosen gebettet ist, sehe ich da das Problem. Die Stadt hat doch schon genug Geld in den Verein gepumpt.“ Stephan Stork greift den Gedanken eines Rückkaufes auf und weiß: „Das ist andernorts auch schon geschehen. Wenn der Verein sich dann irgendwann wieder finanziell erholt, kann er das Stadion ja zurückkaufen.“ Matti Michalke hofft indes, dass „die Mitglieder des FC Hansa Rostock weitsichtig genug sind, einem Verkauf nicht zuzustimmen.“ Stephan Ziegert wiederum meint: „Kann man machen. Selbstverständlich muss das Stadion dann auch nutzbar sein für Breitensport, andere Sportarten, Konzerte etc. Auf Kosten des Steuerzahlers das Stadion wochenlang leer stehen zu lassen, ist dann nicht vermittelbar.“ „Das Geld wäre besser in Schulen und Infrastruktur investiert“: Heiko Lübkemann befürchtet im Falle eines Verkaufs an die Stadt Rostock Querelen: „Der Verein Werder Bremen und die Stadt Bremen teilen sich das Weserstadion zu je 50 Prozent. Das gibt häufig Streit, weil Bremen am Umsatz mitverdient, aber sich bei Veranstaltungskosten (z. B. Polizei) querstellt.“ Danny Oestreich schlägt vor: „Ich finde, die Bürger sollten darüber abstimmen dürfen.“ Und Teddy Neumann wirft nochmals die Frage auf: „Woher möchte die Stadt das Geld nehmen, selbst wenn es Bundes- oder Landesmittel als Zuschuss gibt? Die Stadt dürfte das Geld eigentlich nicht haben: Millionenverluste bei Steuereinnahmen und anderen Einnahmen in Millionenhöhe durch Corona, dazu die geplante Buga und vermutlich auch noch ein Neubau der Vorpommernbrücke. Außerdem ist es mit 15 Millionen Euro Kaufpreis nicht getan, da 14-Millionen-Euro-Sanierungsmaßnahmen anstehen. Das ist dem normalen Bürger schwer zu vermitteln. Kaputte Straßen und Radwege, marode Schulen und Sporthallen, dazu das Ziel, Rostock klimaneutral zu machen und die Verwaltung zu digitalisieren – Rostocks OB hat sich viele Ziele gesetzt“, so Neumann. Mit dem Schuldenschnitt 2005 seien Stadt und Land eigentlich aus der Verantwortung gewesen, und jetzt solle die Stadt, zeigt sich der Leser irritiert, wieder Verantwortung übernehmen und Geld in die Hand nehmen? Und auch: „Mir erscheint das Ganze sehr suspekt, zumal die Mitgliederschaft des Vereins davon noch gar nichts weiß offiziell. Natürlich wäre es jetzt ein Segen für den Verein. Aber sprach man nicht auch jahrelang beim Stadion vom Tafelsilber des Vereins? Lassen wir uns überraschen.“ Björn Lowka spricht von einem „Klotz, den sich die Stadt mit dem Stadion ans Bein bindet“. Weiter schreibt er: „Wie viel Bürgschaften hat die Stadt beziehungsweise der Steuerzahler für den Verein schon hingelegt? Das Geld wäre besser in Schulen und Infrastruktur angelegt!“ Von Juliane Lange