Hansa Rostocks Zukunftsplan: Verzichtet Elgeti auf Millionen?

Der FC Hansa Rostock baut an seiner Zukunft – und die könnte zumindest finanziell schon bald deutlich besser aussehen als bisher: Der Verein mit Vorstandschef Robert Marien an der Spitze möchte einen erneuten Schuldenschnitt für den Fußball-Drittligisten erreichen. Läuft alles nach Plan, wäre Hansa nicht nur für eine weitere Krisen-Spielzeit gerüstet, sondern auf einen Schlag auch einen erheblichen Teil seiner Schulden los. Helfen sollen dabei die Rostocker Ostseesparkasse (Ospa), das Land MV und allen voran Investor Rolf Elgeti. Erlässt Elgeti Schulden? Der Potsdamer Unternehmer hält sich auf OZ-Anfrage bedeckt. „Mir ist kein Modell bekannt, mit dem meine Kreditexponierung reduziert, geschweige denn komplett abgelöst würde“, sagt Elgeti. Er sei aber grundsätzlich bereit, dem Verein bei einer möglichen Umschuldung konstruktiv zu helfen: „Ich habe immer gesagt, dass ich unter gewissen Umständen zu weiteren Schuldenschnitten bereit bin.“ Aktuell hat Hansa rund 20 Millionen Euro an Verbindlichkeiten aus Darlehen und Krediten. Den allergrößten Teil dieser Summe schuldet der Verein der Obotritia Capital, der Beteiligungsfirma von Elgeti. Knapp ein Fünftel sind Zinsen, die seit der Rettung des Vereins durch Elgeti vor gut fünf Jahren aufgelaufen sind. Eine gewaltige Schuldenlast, die Hansa nun reduzieren will – mit Hilfe der Ospa und mit großzügigem Entgegenkommen von Elgeti: „Ich möchte kein Geld verlieren, aber ich muss kein Geld verdienen. Wenn Hansa auf ewig bestehen bleibt, hat das auch einen Wert.“ Hansas Zukunftsplan: Verzichtet Elgeti auf Millionen? Wie der Verein seine Schulden loswerden will Der schnelle Aufstieg von Hansa Rostock Vorstandschef Robert Marien Hansa Rostock: Wie realistisch ist der Aufstieg in die zweite Liga Kommentar: Hansa Rostock hat seine Hausaufgaben erledigt Die Eckpunkte des ursprünglich streng geheimen Plans: Hansa will sich neues Geld bei der Ospa leihen – zwischen fünf und zehn Millionen. Der Großteil soll an Elgeti gehen, im Gegenzug soll er dem Verein Schulden erlassen. Wie hoch der Schuldenschnitt genau ausfallen wird, ist derzeit Gegenstand der Verhandlungen. Mit einem weiteren Teil des Kredits soll den wirtschaftlichen Corona-Folgen entgegengewirkt und die möglicherweise fehlende Liquidität abgedeckt werden. „Bringt Hansa nach vorn“: Marien bestätigt gegenüber der OZ die Pläne. Unabhängig von der Corona-Krise gelte es, den Verein zukunftsfähig auszurichten: „Dabei spielt der Abbau der Schuldenlast eine wesentliche Rolle. Der aktuelle strategische Ansatz ist noch ein zartes Pflänzchen, es liegt noch eine erhebliche Wegstrecke vor dem Verein.“ Die Gespräche mit Elgeti laufen seit gut drei Monaten, auch das Land ist auf höchster Ebene involviert: Sportministerin Stefanie Drese (SPD), Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) und Finanzminister Reinhard Meyer (SPD) kennen Hansas Pläne. Denn das Land MV soll mit bis zu 90 Prozent für die neuen Darlehen bürgen, unabhängige Wirtschaftsprüfer im Auftrag der Landesregierung haben bereits Zustimmung signalisiert. Aber auch eine Lösung ohne Bürgschaft ist offenbar nicht ausgeschlossen. Im Frühjahr 2014 hatte eine Landesbürgschaft Hansa vor dem Aus bewahrt. Damals verzichteten Banken auf eine Forderung von acht Millionen Euro. Im Gegenzug erhielten die Geldhäuser 2,5 Millionen Euro aus einer Bürgschaft des Landes. Im April 2016 erfolgte im Zusammenhang mit der Ausgliederung der Lizenzspielabteilung mit Elgetis Hilfe ein weiterer Schuldenschnitt in Höhe von 8,2 Millionen Euro. Von Sönke Fröbe und Andreas Meyer