Hat Corona etwas Gutes? Forscher hoffen auf einen Babyboom in MV

Beschert die Coronakrise dem Nordosten einen Babyboom? Darauf hoffen zumindest die Ärzte, Hebammen und Schwestern in einer der größten Geburtskliniken Deutschlands, dem Rostocker Südstadt-Krankenhaus: „Wir wünschen uns, dass die Krise zumindest ein Gutes hat: Mehr Geburten zum Jahresende!“, sagt Dr. Kerstin Hagen, Oberärztin im Kreißsaal. Und das renommierte Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock nährt diese Hoffnung. Wenn die Menschen daheim zusammenrücken, statt zu Festen, Feiern, Veranstaltungen zu gehen, kommen sie sich vielleicht auch vermehrt auf jene Art und Weise näher, die den Ärzten und Hebammen in der Südstadt-Klinik neun Monate später Arbeit beschert: „Wir sind gespannt, was da auf uns zukommt“, sagt Oberärztin Hagen. Auch das Max-Planck-Institut befasst sich mit dem Thema „Geburtenboom durch Corona“: „Ja, diese Frage stellen wir uns momentan auch“, sagt Natalie Nitsche aus dem Fachbereich Fruchtbarkeit und Wohlbefinden. Für eine genaue Prognose sei es noch zu früh, aber: „Es gibt Studien, die kleine Babyboom-Effekte nach kürzeren lockdownähnlichen Desastern zeigen“, sagt Nitsche. Corona-Krise: Die aktuellen Entwicklungen in MV im Liveticker Kondome könnten knapp werden: Was für diese These sprechen könnte: Der weltgrößte Hersteller von Kondomen, Karex aus Malaysia (in Deutschland unter anderem für die Marke Durex bekannt), vermeldete jüngst Produktionsprobleme: Die Werke waren wegen der Coronakrise wochenlang geschlossen, aus anderen Ländern – zum Beispiel den USA – wurde bereits von einem Kondommangel berichtet. Doch es gebe auch Studien, die belegen, dass wirtschaftliche Krise eher zu Verunsicherung bei jungen Paaren führen – und zu weniger Kindern, sagt Forscherin Nitsche. Nach der Finanzkrise 2008 seien Deutschland und Österreich dennoch die einzigen Länder in Europa mit steigenden Geburtenzahlen gewesen. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach „Wenn, dann in MV“: „Die Geburtenrate in Deutschland war zuletzt stabil bis leicht zunehmend – in den östlichen Bundesländer sogar etwas mehr als im Westen“, berichtet Nitsche. „Ich denke, MV hat daher in Deutschland und auch verglichen mit anderen Ländern noch die besten Chancen auf einen kleinen Babyboom – auch weil wir bisher sehr wenige Covid-19-Fälle haben und die Bedrohung nicht so immens wirken mag.“ In der Südstadt-Klinik würden sich die Geburtshelfer freuen, wenn Nitsche Recht behält. Mehr zum Thema: Mehr Geburten in der Coronakrise: Rostocks Babys ist das Virus egal Geburtenstation Crivitz spätestens zum 30. Juni geschlossen – Heftige Kritik Weniger Wachstum, mehr Alte: Was die neue Bevölkerungsprognose für Rostock bedeutet Von Andreas Meyer