Hoffnung für MV Werften: Netzbetreiber will Windkraft-Plattformen bauen

Rettung in Sicht für die MV Werften? Der Netzbetreiber Amprion will gigantische Konverter-Plattformen für Windkraftparks in der Nordsee errichten. Damit könnten die angeschlagenen MV Werften ein weiteres Standbein aufbauen. Vorteil: Unter dem früheren Werftenbetreiber Nordic Yards entstanden schon einmal solche Plattformen. Die Uhr tickt für die rund 3000 Beschäftigten der MV Werften. Am Freitag verständigen sich Bundesregierung und Genting erneut, ob und wie es im kommenden Jahr weitergehen kann. Genting will weiteres Staatsgeld als Kredit, hat aber laut Landesregierung Bedingungen dafür nicht erfüllt. Der Bau von kleineren Kreuzfahrtschiffen der Universal-Klasse sei vorerst vom Tisch. Was aber sonst soll die MV Werften und vor allem Jobs retten, wenn die beiden derzeitigen Projekte, das Mega-Schiff „Global 1“ und die Luxusyacht „Crystal Endeavor“, fertig sind? Amprion sucht Werft mit Erfahrung – Pegel: gibt’s nur in MV: Hier kommen die Plattformen ins Spiel. Schon länger gebe es Interesse von Amprion an den MV Werften, heißt es aus der Politik. „Wir wissen, dass Amprion gern eine deutsche Werft einbinden möchte“, erklärt Energieminister Christian Pegel (SPD). „Dazu gehört auch, dass man mit den MV Werften ins Gespräch kommen will.“ Die Regierung würde es sehr „begrüßen, wenn das dafür aufgebaute Know-how wieder genutzt wird“. Kommentar zur Krise bei MV Werften: Was will Genting eigentlich? Amprion bestätigt das Interesse. Man sehe sich „diverse Fertigungsstandorte“ für die geplanten Plattformen DolWin4 und BorWin4 an, so Sprecher Stefan Sennekamp. „Dabei interessieren wir uns insbesondere für Werften, die bereits Erfahrungen mit dem Plattformbau haben.“ Insider erklären: Damit seien Wismar und Warnemünde gemeint, die einzigen deutschen Werftstandorte, die bereits solche Plattformen gebaut haben. Pegel: „Ich sehe Erfahrungen bei diesem Plattformbau nur bei den früheren Nordic-Yards-Werften.“ Mehr zum Thema: Land rettet erneut die MV Werften – doch die Zukunft ist ungewiss Bosse und IG Metall einig: Viele Beschäftigte der MV Werften müssen gehen IG Metall: MV Werften stehen vor „massivem Personalabbau“ Amprion plane zunächst zwei solcher Plattformen, die jeweils ein Finanzvolumen von bis zu einer Milliarde Euro haben sollen. Geplant wohl erst ab 2023, ist zu hören. Insgesamt seien sogar fünf Plattformen im Gespräch. Der Amprion-Sprecher dazu: Die beiden genannten „werden nicht unsere letzten Offshore-Projekte sein“. Die Konverter-Plattformen könnten Teil der Lösung für die MV Werften sein, erklären auch Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) und Finanzminister Reinhard Meyer (SPD). Was sie bisher nicht sagten: wie die Zeit bis 2023 überbrückt werden soll, um das Personal auf den Werften zu halten. Aber wollen das Genting und die MV Werften überhaupt? Dazu keine Antwort aus Wismar. Hoffen auf Marine-Tanker und Forschungsschiff „Polarstern 2“: In der Politik sind auch Schiffe für Forschung und Marine Thema. Eckhardt Rehberg, CDU-Bundestagsabgeordneter, hält das für denkbar. So habe der Bund den Bau von zwei Marine-Tankern ausgeschrieben – Gesamtwert: 570 Millionen Euro. Für das Forschungsschiff „Polarstern 2“ – Kosten: etwa eine Milliarde Euro – werde die Ausschreibung wiederholt. An der aktuellen Krise auf den MV Werften ändern die Plattform-Pläne nichts. Verhandlungen zur Umstrukturierung mit Personalabbau liegen laut IG Metall erst einmal auf Eis. „Wir wollen erst das neue Konzept sehen“, sagt Gewerkschafter Guido Fröschke. Von Frank Pubantz