Hotels und Resorts: Das sind die neuen Großprojekte im Tourismus von MV

Über 30 Millionen Übernachtungen pro Saison: Das Tourismusland MV stellt seit Jahren immer wieder neue Gäste-Rekorde auf. Doch obwohl Bewohner und Urlauber manche Seebäder in der Hochsaison schon als viel zu voll empfinden, gibt es noch Pläne für weitere große Hotels und Resorts. Die OZ stellt interessante Projekte in zehn bekannten Orten des Landes vor: Prora/Binz: Urlaub im Koloss und edle Ferien-Appartements: Der berühmte Koloss von Prora, eine einst von den Nazis erbaute zusammenhängende Gebäude-Anlage von fast fünf Kilometern Länge, wird im Binzer Ortsteil Prora auf Rügen seit 2011 zum Riesen-Ferienkomplex ausgebaut. Insgesamt 3500 Urlauberunterkünfte sollen entstehen – in Ferienwohnungen und drei Hotels. Fast die Hälfte der Quartiere wird schon genutzt, 2025 soll alles fertig sein. Das Seebad um Bürgermeister Karsten Schneider bemüht sich, eine passende Infrastruktur zu diesen Dimensionen zu entwickeln: neue Seebrücke, Kurplatz, Haupteinkaufsstraße und Läden. Doch diese Pläne stocken noch. Etwas kleiner und feiner direkt in Binz fast umgesetzt: Ein Vorzeige-Projekt der Berliner Primus AG. Auf dem Gelände der historischen „Villa Rheingold“ entsteht derzeit direkt an der Promenade und in Sichtweite zur Seebrücke die „Villa Charlotte“ mit neun exklusiven Ferienwohnungen. Quadratmeterpreise bis zu 18 000 Euro! Teurer ist es nirgendwo anders an der deutschen Ostseeküste. Pütnitz: 2800 Betten auf Halbinsel möglich: Auf dem ehemaligen Militärflugplatz der Halbinsel Pütnitz am Saaler Bodden darf eine Fläche bis zu 232 Hektar touristisch entwickelt werden. Neben dem Bau von Hotels sowie Ferienappartements und Ferienhäusern sind Sport-, Freizeit- und Erholungseinrichtungen sowie Gastronomie-, Laden- und Dienstleistungsangebote vorgesehen – inklusive Bau eines in die Landfläche hineingezogenen Hafens. Eine Kapazität von 2800 Betten, 120 Bootsliegeplätzen und ein Golfparcours mit 18 Löchern sind möglich und von den Behörden genehmigt. Die niederländische Ferienpark-Kette Center Parcs will ein Resort auf dem Areal entwickeln, das zur Stadt Ribnitz-Damgarten gehört. Ein Zeitplan ist noch nicht konkretisiert. Wustrow: Exklusive Ferienhäuser in der Natur: Die Kölner Fundus-Gruppe um Investor Anno August Jagdfeld möchte auf Wustrow, der unter Naturschutz stehenden Halbinsel vor Rerik, 550 Ferienhäuser, Eigentumswohnungen und ein kleines Hotel bauen. Eine Bebauung sei nur für die 100 Hektar im vorderen Bereich des Gebiets vorgesehen, betonen die Investoren. Es gibt jedoch Widerstand. Hauptproblem der Fundus-Gegner: die Verkehrsbelastung. Urlauber, die nach Wustrow wollen, müssen durchs enge Rerik. Nun will der Investor auf die Menschen in Rerik zugehen, um mit ihnen sein Projekt zu entwickeln. Termine für Genehmigungsverfahren oder avisierten Baubeginn stehen noch nicht fest. Wohlenberger Wiek: 400 neue Betten am Wasser: Auf dem Hang zwischen dem bestehenden Ferienhausgebiet in Wohlenberg und dem Feldweg soll mit Blick aufs Wasser ein neues Ferien-Areal entstehen. Ein privater Investor plant 80 Ferienhäuser mit 400 Betten. Das Genehmigungsverfahren steht kurz vor dem Abschluss, noch in diesem Herbst soll Baubeginn sein. In dem Ortsteil der Stadt Klütz (Nordwestmecklenburg) würde sich mit dieser Investition die Zahl der Ferienbetten drastisch erhöhen, weshalb zahlreiche Bürger das Vorhaben kritisch sehen. Boltenhagen: Vier neue Hotels mitten im Seebad: Im Top-Seebad Nordwestmecklenburgs gibt es bereits 10 000 Urlauber-Quartiere (zumeist in Ferienwohnungen) bei 2500 Einheimischen. Nun sollen in Boltenhagen vier neue Hotels entstehen. „Alle Projekte sind noch aktuell, allerdings auch durch die Corona-Krise ein wenig ins Stocken geraten“, sagt der Bürgermeister des Ortes, Raphael Wardecki (Grüne). Am weitesten sei das Projekt der Travel-Charme-Gruppe gediehen, zudem planen die Primus AG und aja Häuser. Auch ein Kinderhotel ist in Planung. Insgesamt sind 1000 Betten in den Hotels vorgesehen, gebaut wird allerdings noch an keinem der Häuser. Kühlungsborn: Residenz mit direktem Strandzugang: In der Waldstraße in Kühlungsborn entsteht ein Komplex mit 45 Ferienwohnungen und Tiefgarage mit 80 Plätzen. Das Objekt wird unter dem Namen „Dünen-Residenz“ vermarktet. Es besteht aus zwei Gebäuden, die durch einen Laubengang miteinander verbunden sind. Über einen Fußweg sollen die künftigen Bewohner direkt zum Strand gelangen. Erdgeschoss und erster Stock von Haus 1 stehen bereits im Rohbau, das Dachgeschoss fehlt noch. Im November dieses Jahres soll die Anlage fertiggestellt sein. Bansin: Hotel mit gläsernem Dach-Restaurant: Rolf Seelige-Steinhoff ist mit bereits sechs Häusern (darunter der Ahlbecker Hof) schon größter Hotel-Unternehmer auf Usedom. Jetzt plant er in Bansin an der Promenade (in der Baulücke neben dem Restaurant Gosch) ein Apart-Hotel mit 70 Wohn-Einheiten. „Insgesamt umfasst der Komplex drei Gebäude, Schwimmbad-Anlage und Geschäfte“, kündigt der Investor an. Besonderes Highlight soll ein „gläsernes Dach-Restaurant“ sein mit großen Panorama-Fensterscheiben und Blick auf die Ostsee. Baurecht besteht bereits. Seelige-Steinhoff möchte 2021 mit dem Bau beginnen. Die Investition liegt im zweistelligen Millionenbereich. Karlshagen: Hotel im Stil eines Kreuzfahrtschiffes: Mitten im Zentrum des Usedomer Seebads wollen die Leonwert Immobilien GmbH aus Potsdam und die RRK Holding aus Grünheide ein Familienhotel mit knapp 300 Betten errichten. Geplante Investition: 35 Millionen Euro. „Allein für die Planung haben wir bis jetzt rund 1,8 Millionen Euro ausgegeben“, sagt Richard Bernd Tenner, Generalbevollmächtigter der RRK. Der vorgesehene Drei- bis Viergeschosser soll im Stil eines Kreuzfahrtschiffes errichtet werden. Auf dem Dach sollen sieben Segelboote platziert werden, die als Ferienwohnungen (Kajüten) vermietet werden können. Desweiteren sind ein Wellnessbereich mit Schwimmbad sowie Geschäfte und Restaurants geplant. Erhoffte Fertigstellung: 2022. Göhren: Gesundheitsresort am Südstrand: Idyllisch am Südstrand des Seebades gelegen entsteht derzeit in Göhren auf Rügen ein neues Gesundheitshotel mit 125 Suiten und Zimmern für 20 Millionen Euro. Investor Stefan Kiefer aus München will auf 10 000 Quadratmetern Fläche ein Refugium für gesundheitsbewusste Urlauber schaffen. Zum Resort sollen mehrere gastronomische Einrichtungen mit Gesundheitslounge gehören. Der Spa- und Medical-Bereich für therapeutische Anwendungen umfasst rund 2000 Quadratmeter. Spatenstich war im vergangenen Jahr. Das „Santé Royale Gesundheitsresort Rügen“ soll noch 2020 fertig werden. Ursprünglich war das Resort im Norden Rügens, in Lohme, geplant gewesen, scheiterte dort aber am Widerstand einer Bürgerinitiative gegen weitere Hotelbetten. Fischerdorf Kamminke: Neuer Hafen und neues Feriengebiet: Das Fischerdorf am Stettiner Haff im Süden der Insel Usedom nimmt beim Thema Tourismus Fahrt auf. Bürgermeister Uwe Hartmann (CDU) will den Hafen des Ortes für 8,5 Millionen Euro ausbauen – mit 60 neuen Liegeplätzen für Bootstouristen. Zudem setzt er sich für ein neues Reetdach-Ferienhausgebiet im Ort ein mit 20 Quartieren. Hier wollen drei Schweriner Unternehmer noch mal acht Millionen Euro investieren. Beide Projekte sollen 2021 fertig werden. Kritiker monieren, dass das kleine Kamminke bereits jetzt mit 250 Einwohnern und 1000 Gästebetten zu voll werden könne. Bürgermeister Hartmann widerspricht: „700 Schlafplätze davon entfallen auf den Campingplatz. Das kann man nicht wirklich mit rein rechnen. Wir müssen den Tourismus auch im Insel-Hinterland ankurbeln, denn allein von der Fischerei können wir nicht leben.“ Jetzt neu: Wir bieten Ihnen gebündelt alle News und Tipps rund um den Urlaub in MV in Corona-Zeiten. Der Newsletter kommt jede Woche am Donnerstag gegen 10 Uhr in Ihr E-Mail-Postfach. Ganz einfach hier anmelden! Mehr zu diesem Thema: Tausende neue Urlaubsquartiere in MV geplant: Erster Kurdirektor fordert Betten-Stopp Kommentar: Obergrenze für Gäste-Betten in MV: Gute Idee – aber schwer umsetzbar Leser-Umfrage: Was halten Sie von einer Betten-Obergrenze für Urlauber in MV? Von Alexander Loew