Lungen-Experte aus Rostock: Was wirklich vor Corona schützt

Corona-Prophylaxe – geht das? OZ sprach mit Prof. Dr. J. Christian Virchow, Direktor der Abteilung Pneumologie an der Universitätsmedizin Rostock. Herr Prof. Virchow, von Distanz halten, Mund-Nasen-Schutz tragen und Hände waschen mal abgesehen: Was kann jeder Einzelne noch tun, um eine Corona-Infektion oder einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden? Schadstoffe und Feinstaub vermeiden! Und eine sehr wichtige Feinstaubquelle ist nun mal Zigarettenrauch – also mit dem Rauchen aufhören. Raucher haben nicht nur ein höheres Infektionsrisiko, sondern auch ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Also, ohne Kippen im Wald oder am Strand spazieren gehen? Ja. Im Wald, am Strand – egal. Auf jeden Fall an der frischen Luft und möglichst nicht in großen Gruppen. UV-Licht und Luftströmungen sorgen für eine Verringerung der Konzentration der Viren. Und Bewegung ist natürlich auch positiv. Die meisten an Covid-19 Verstorbenen haben als gemeinsame Eigenschaft Übergewicht. Wie wichtig ist Sport? Sport ist immer gut. Welche Sportarten empfehlen Sie? Positiv ist die Kombination aus Ausdauersportarten plus Kraftsport plus Dehnübungen – also Yoga, Stretching oder so. Alles ausgewogen und in einem vernünftigen Maß – nur Gewichte stemmen allein ist nicht empfehlenswert. Jedoch: Das Infektionsrisiko steigt, wenn man mit Infizierten zusammen körperlich aktiv ist. Tiefes Einatmen in der Nähe von Infizierten – das kann gefährlich werden. Das Fußballspiel Bergamo – Valencia (Champions-League-Achtelfinale-Hinspiel am 19. Februar in Mailand, d. Red.) hat die Verbreitung des Virus sicher beschleunigt, ebenso die Clubszene in Berlin, wenn hunderte Menschen tanzen, die Karnevalssitzung im Kreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen, d. Red.). Hilft Atemtraining? Atemtraining brauchen gesunde Menschen nicht. Und – um die Lungen zu stärken – Singen? Auf jeden Fall ist Singen gut für das Gemüt. Singen zusammen mit einem Infizierten birgt aber die Gefahr, sich leichter anzustecken. Inhalieren mit vernebeltem Salzwasser? Es gibt bislang keine Hinweise auf positive Effekte von Inhalation. Es sei denn, der Arzt hat Inhalationen aufgrund einer medizinischen Indikation verschrieben, bei Asthma etwa. Aber einfach so – zur Vorbeugung? Ich sehe da eher die Gefahr, dass alte Inhalationsgeräte rausgekramt werden, die dann andere Keime verbreiten. Ziel bei einer Inhalation zum Beispiel mit Salzwassernebel ist ja, dass die Atemwege befeuchtet werden. Wichtig ist da eher, dass man genug trinkt – mindestens einen Liter täglich. Und besser Wasser oder Tee, keinen zuckrigen Fruchtsaft oder Cola. Sind zusätzliche Vitamine und Spurenelemente nützlich? Gesunde Ernährung ist wichtig. Wenn man gesund isst, braucht man keine Nahrungsergänzungsmittel. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, sich derzeit in Mecklenburg-Vorpommern anzustecken? Vergleichsweise gering. MV ist vergleichsweise dünn bevölkert, wir haben wenig Infizierte, in Rostock zum Beispiel gibt es kaum Neuinfektionen. Wenn überhaupt, sind eher die Seenplatte und Schwerin die Hotspots im Land. Wie ist die Stimmung bei Mitarbeitern und Patienten? Die Mitarbeiter der Abteilungen für Pneumologie und die Intensivstation der Medizinischen Klinik arbeiten hochprofessionell, was man nicht oft genug loben kann. Wir sind exzellent ausgebildet und vorbereitet und entsprechend ist die Stimmung unaufgeregt und entspannt. Seitens der Patienten besteht große Zuversicht und Vertrauen in eine gute Betreuung. Anfängliche, aber unberechtigte Ängste, sich im Krankenhaus mit Sars-Cov-2 zu infizieren, schwinden zunehmend. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Mehr zum Thema: Mediziner zu Corona-Tod von Kai Richter (52): Es gibt auch Gefahren für jüngere Patienten OZ Video „Fit durch die Krise“: Die Top-Übungen von Sportgymnastin Laura Diedrich Lungenmediziner aus Heringsdorf: Wald ist das Gesündeste überhaupt Gesund bleiben in der Coronakrise: Usedomer Medizinerin empfiehlt dieses Lungen-Training Von Thomas Luczak

Lungen-Experte aus Rostock: Was wirklich vor Corona schützt – und was nicht