MV: "Bauer Korl" kassiert viel Geld vom Staat: "Dubios"

Ein Komiker auf der Gehaltsliste der Landesregierung: Jörg Klingohr, bekannt als Spaßvogel „Bauer Korl“, erhält diverse Aufträge vor allem von SPD-Ministerien, außerdem Fördermittel. Klingohr ist auch Inhaber des Hotels Golchener Hof und Psychologe, der Seminare unter anderem für Führungskräfte anbietet. Ein Multitalent. Das alles in Golchen, Kreis Ludwigslust-Parchim, wo Klingohr und seine Frau leben –, die wiederum eine SPD-Karriere plant. In der Opposition im Landtag stößt das sauer auf. Wahlkampfhilfe für SPD-Landrat Sternberg: Der Golchener Hof ist beliebt, das bäuerliche Ambiente lockt. Der Kreistag Ludwigslust-Parchim trifft sich in Corona-Zeiten dort; die SPD hielt hier 2018 ihren großen Landesparteitag ab. „Bauer Korl“ half mit seiner Popularität SPD-Landrat Stefan Sternberg im Wahlkampf. „Wählt Stefan“, stand auf Plakaten zu lesen. Auf einem Video kutschiert er mit Traktor Sternberg und SPD-Landeschefin Manuela Schwesig (SPD) durch die Natur. Nun steht schwarz auf weiß, welche Verbindungen Jörg Klingohr zur Landesregierung hat. Dutzende Aufträge hat der Unternehmer von diversen Ministerien erhalten. So steht es in einer Antwort auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Christel Weißig (parteilos). Demnach waren Klingohr-Firmen seit 2015 mehr als 60-mal Geschäftspartner der Regierung, davon 2019 in 22 Fällen. In diesem Jahr stehen bisher 19 Aufträge zu Buche – für das Hotel Golchener Hof, ein Wirtschaftspsychologisches Institut, das Klingohr betreibt. Und für eine Event-Firma, deren Gesellschafterin laut Wirtschaftsdatei Creditreform seine Gattin, Christine Klingohr, ist. Mehr zum Thema: SPD im Land will künftig mehr an die einfachen Leute denken Der Kreistag in der Stadthalle: Die Politik entdeckt neue Tagungsorte Zukunftsrat MV nimmt Arbeit auf: „Wir müssen über den Tag hinausdenken“ Vor allem SPD-geführte Ministerien wissen Jörg Klingohrs Dienste zu schätzen. Finanz-, Umwelt- und Verkehrsministerien haben laut Regierung jeweils bis zu hohe vierstellige Beträge gezahlt, vornehmlich an das Institut, wo Klingohr als „Coach“ und „Speaker“ zu buchen ist. Auch die Staatskanzlei und das CDU-geführte Innenministerium gehörten zur Kundschaft. Über die Jahre kommt da einiges zusammen, 2019 in Summe gut 31 000 Euro, in diesem Jahr bisher knapp 17 800. Darüber hinaus habe es seit 2015 gut 388 000 Euro Fördermittel von der Regierung gegeben – darunter wiederholt Zahlungen für landwirtschaftliche Tätigkeit. Außerdem 2019 und 2020 zur „Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung“: 196 588 und 159 819 Euro – verteilt von Agrarminister Till Backhaus (SPD). „Bauer Korls“ Frau will für die SPD in den Landtag: „Dubios“ findet das die Landtagsabgeordnete Christel Weißig. Dies sollte „Nachfragen rechtfertigen“, zumal Klingohr doch im Zukunftsrat MV, initiiert von Ministerpräsidentin Schwesig, sitze. Weißig: „Da wird offenbar jemand protegiert.“ Jörg Klingohr widerspricht in Teilen der Regierung. Die hohen Fördermittel habe nicht sein Unternehmen, sondern die Soziale Dienste Golchen GmbH erhalten – als Zuschuss für eine Kita. Auch hier ist seine Frau, Christine Klingohr, Gesellschafterin. Alle genannten Firmen haben als Adresse: Golchener Hof 1. „Bauer Korls“ Frau kandidiert als Direktkandidatin der SPD für die Landtagswahl 2021 im Wahlkreis mit Crivitz, Sternberg und Goldberg. Für die Aufträge der Regierung hat Jörg Klingohr eine Erklärung: Vor Jahren sei er Dozent an der Fachhochschule für Verwaltung des Landes gewesen; Kontakte bestünden weiterhin. Es handele sich um „mehrere kleine Aufträge zur Beratung und Begleitung von Führungskräften“, dazu um Moderationen oder Coachings. Die Dienstleistungen seines Instituts seien begehrt. „Hauptauftraggeber sind jedoch Unternehmen der privaten Wirtschaft.“ Das Energieministerium teilt mit: Bei den Aufträgen handele es sich um Coaching-Leistungen für Führungskräfte sowie Moderation, verbunden mit Catering. Von Frank Pubantz