MV Werften droht zum Jahresende Insolvenz

Düstere Aussichten für die MV Werften: Nach OZ-Informationen droht erneut die Insolvenz. Daher hat der Finanzausschuss des Landtags die Freigabe weiteren Geldes beschlossen. Der Mutterkonzern Genting Hongkong habe die im Oktober vereinbarten Absprachen zur Rettung der drei Werftstandorte in Rostock, Wismar und Stralsund bisher fast nicht umgesetzt, berichteten mehrere Quellen aus der Politik. Auch Gutachten stehen aus. Den Quellen zufolge weigere sich Genting, mehr Sicherheiten für die Werften zu geben, gebaute Schiffe abzunehmen oder gar neue zu bauen. Damit hänge weiteres Geld des Bundes aus dem Corona-Rettungsprogramm in der Luft. Notfallplan: Konverterplattformen statt Kreuzfahrtschiffe: Der Finanzausschuss des Landtags hat am frühen Vormittag eine Sondersitzung abgehalten. Darin sei ein Notplan beschlossen worden, ist zu hören. Statt Kreuzfahrtschiffe sollen die MV Werften zum Beispiel Konverterplattformen bauen. Die Werften sollen eine „stärkere Ausrichtung auch auf andere Geschäftsfelder“ vornehmen, heißt es in einem Antrag der Fraktionen SPD, CDU und Linke für die Landtagssitzung, die ebenfalls am Dienstag stattfindet. Wie zu hören ist, müssen dafür aber erneut finanzielle Mittel freigegeben werden. Es gehe um 57 Millionen Euro auf einem Projektkonto; damit solle der Bau des Kreuzfahrtschiffes „Global 1“ und der Luxusyacht „Endeavor“ fortgesetzt werden. Damit stiege das Risiko des Landes beim Ausfall für geleistete Bürgschaften um 19 Millionen auf insgesamt 226 Millionen Euro. Kommt es in den nächsten Tagen nicht zu einer Einigung mit Genting, drohe die Insolvenz, heißt es aus der Politik. Der ursprüngliche Plan sah den künftigen Bau kleinerer Kreuzfahrtschiffe vor. Davon will das Unternehmen offenbar abrücken. Wird Genting „Endeavor“ und „Global 1“ überhaupt fertigstellen? „Es gibt nichts zu beschönigen. Auf den MV-Werften ist es fünf vor zwölf“, erklärt Jeannine Rösler von den Linken im Landtag. „Daher ist es absolut unverständlich, dass die Landesregierung noch am Freitag vergangener Woche im Rahmen der Landtagssitzung den Eindruck vermittelt hat, dass alles auf einem guten Weg sei.“ Es sei „höchste Zeit, dass der Mutterkonzern Genting Hongkong endlich Tacheles redet“, so Rösler. Man brauche Klarheit, ob die im Bau befindlichen Schiffe „Endeavor“ und „Global 1“ vom Konzern fertiggestellt und abgeliefert werden. Außerdem, wie es überhaupt auf den Werften weitergehen soll. Dabei geht es um rund 3000 Jobs in Wismar, Warnemünde und Stralsund. Lesen Sie auch MV Werften: Stralsunder beten für Schiffbauer – und bieten Kirchturm als Bürgschaft an Großauftrag vom Zoll: Wie eine kleine Rostocker Werft der Krise trotzt Die Landesregierung hält sich auf OZ-Anfrage bedeckt. Nur so viel: Sollten die Verhandlungen mit Genting erfolgreich zum Abschluss kommen, „bestehen gute Chancen, dass die derzeit im Bau befindlichen Schiffe fertiggestellt werden und das Land aus seiner Bürgschaft entlassen wird“, so ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) erklärte im Landtag: „Die Landesregierung steht weiter hinter den Werften und hinter ihren Beschäftigten.“ Genting müsse sich jetzt auf die Fertigstellung der im Bau befindlichen Schiffe konzentrieren. Von Frank Pubantz

MV Werften droht zum Jahresende Insolvenz – Notfallplan beschlossen