MV-Wirtschaft legt Plan für Neustart in Corona-Krise vor: Diese Branchen sollten zuerst öffnen

Die Front wächst: Zahlreiche Vertreter aus der Wirtschaft in MV fordern von der Politik einen Plan, wie und unter welchen Bedingungen Lockerungen in der Corona-Krise wieder möglich sind. Dazu legen sie ein eigenes Modell mit möglichen Öffnungsphasen vor. Demnach sollten Friseure und Kosmetikstudios sehr bald öffnen dürfen. Deutliche Ansage: Ein Beschluss dazu werde bereits kommende Woche beim Bund-Länder-Gipfel erwartet. „Phasenmodell für einen sicheren Neustart 2021 in MV“ steht über einem Papier, das an die Landesregierung adressiert ist. Beteiligt ist geballte Wirtschaftskraft: Unternehmensverbände MV, Handelsverband Nord, die Handwerkskammern Ostmecklenburg-Vorpommern und Schwerin, Landestourismusverband, Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), Museumsverband und Schaustellerverband MV. „Branchen, die direkt von den Schließungen betroffen sind“, erklärt Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Tourismusverbandes. Ziel: schrittweise Öffnung der Wirtschaft: Das Modell der Verbände sieht insgesamt sieben Phasen vor, wie Unternehmern wieder an den Start gehen könnten. Betrachtet werden jeweils die Corona-Infektionszahlen (7-Tage-Inzidenz) im Nordosten, eine zunehmende Impfung von Menschen oder bundesweite Regelungen. Die unterschiedlichen Phasen seien auch eingeführt worden, um schrittweise Auswirkungen auf die Corona-Fallzahlen bewerten zu können. Alles auf einmal gehe nun einmal nicht. Lesen Sie auch Liveblog zur Corona-Lage in MV: Das sind die aktuellen Entwicklungen am Donnerstag Schulumfrage in MV: So mies bewerten Schüler, Eltern und Lehrer den Distanzunterricht Corona-Impfstoff in MV herstellen? Diese Firmen sind im Gespräch Das sind die Vorschläge an die Politik (Auszüge): Phase 0 geht vom Ende des bundesweiten Lockdowns Mitte Februar aus. Bei einer Inzidenz unter 100 könnten ein bis zwei Wochen später Friseure, Kosmetiker und Fußpfleger wieder öffnen. Tagestourismus innerhalb MVs ist möglich. Phase 1a – Inzidenz unter 75: Jetzt dürfen Dauercamper mit Wohnsitz in MV wieder in ihr Kleinod, die Gastronomie mit Gast-Obergrenzen (6 bis 21 Uhr) und Einzelhandel öffnen, dazu Wochenmärkte, Häfen und Wasserwanderrastplätze, Denkmäler, Bibliotheken. Phase 1b – Inzidenz auch unter 75: Jetzt folgen Fitnessstudios, Spielhallen, Freizeitparks, Nationalparke. Kleinere Veranstaltungen (innen und außen, Obergrenzen), Autokino und Familienfeiern sind erlaubt. Außerdem offen: Sport- und Spielplätze, Strandkorbvermietung, Zoos (Außenbereiche), Museen und Galerien. Phase 2 – Inzidenz unter 50: jetzt öffnen Hotels, Pensionen, Jugendherbergen und Bootsverscharterer für Einwohner aus MV. Messen sind möglich, Tagungen und Kongresse mit Teilnehmer-Obergrenzen. Phase 3 – Inzidenz auch unter 50: Busreisen und Klassenfahrten sind möglich (mit Obergrenzen). Erlebnisbäder, Saunen und Indoorspielplätze können öffnen. Jetzt dürfen auch Gäste aus anderen Ländern nach MV kommen; Bedingung: eine Inzidenz dort von unter 50. Phase 4 – Inzidenz unter 35: In der Gastronomie verlängern sich die Öffnungszeiten auf 6 bis 23 Uhr. Volksfeste sind mit Obergrenzen möglich. Phase 5 – Inzidenz auch unter 35: Tagestourismus aus anderen Bundesländern nach MV ist möglich. Bars und Diskotheken dürfen öffnen. „Endlich Planbarkeit für Unternehmen liefern“: Der Vorstoß der Wirtschaftsverbände, gedacht als Diskussionsvorschlag, dürfte für Debatten sorgen. Es sei „ein Zeichen von großer Verantwortung“, erklärt Sven Müller von der Vereinigung der Unternehmensverbände MV. Er hoffe, dass die Politik sich dem annähert. Kay-Uwe Teetz, Einzelhandelsverband: „Dies ist ein Modell, das bei Umsetzung endlich Planbarkeit für die Unternehmen bringt.“ Es gehe um „einen Gesamtansatz, den man braucht“, so Woitendorf. Damit wächst der Druck auf die Landesregierung. Sie hat eine Taskforce Wirtschaft eingesetzt, die genau solche Vorschläge unterbreiten soll – also noch hinterherhinkt. Nächstes Treffen: Donnerstagnachmittag. Von Frank Pubantz