Skandalöse Zustände im größten Gefängnis des Landes in Bützow: Insassen müssen dort mit Schimmel, desolater Einrichtung und akuter Infektionsgefahr leben. Dies geht aus einem Papier hervor, das das Gesundheitsamt des Landkreises verfasst hat.
Nach OZ-Informationen droht die Schließung eines Hafthauses, denn seit Jahren mahnt der Landkreis die untragbaren Zustände an.
„Abstoßend, ekelerregend, schockierend“
Betroffen ist das Hafthaus B der JVA, in dem 70 statt vorgesehener 50 Häftlinge untergebracht sein sollen – unbestätigt. Bereits im November 2015 hatte der Landkreis nach Beschwerden von Häftlingen die „schockierenden und katastrophalen Zustände“ kritisiert, wie es im Schreiben heißt.
Wiederholt habe es seitdem die Aufforderung gegeben, dies zu ändern. Eine erneute Kontrolle am 8. Mai habe „eine erhebliche Verschlechterung des infektionstechnischen Zustandes im gesamten B-Flügel“ zutage gebracht, dies sei „abstoßend, ekelerregend, schockierend, katastrophal“, heißt es.
Infektionskrankheiten drohen
Konkret: Fußböden, Fenster, Wasserleitungen seien veraltet und marode, Schränke defekt. Hygienische Reinigung sei unmöglich, es bestehe die Gefahr der Übertragung von zum Beispiel Noroviren. An Decken befinde sich Schimmel, in diversen Räumen liege „zentimeterhoch der Dreck“.
Weitere Kritik: Da in der Wäscherei der JVA große Maschinen fehlten, Gefangene anderweitig ihre Sachen reinigten, bestehe die Gefahr von Infektionskrankheiten wie Krätze, Filz- und Kopfläusen und Durchfallerkrankungen.
Das Justizministerium werde die Vorwürfe prüfen, sagte ein Sprecher am Freitagabend.
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Frank Pubantz