Mega-Hafen Swinemünde: Zwischen Deutschen und Polen droht Konflikt

Der in der Grenzregion geplante neue Riesen-Containerhafen in Swinemünde wird zum Politikum zwischen den Nachbarn Polen und Deutschland. Nach der Stettiner Hafenbehörde sieht jetzt auch die Staatsregierung in Warschau keine Notwendigkeit, die deutsche Seite an der Umweltprüfung für das Groß-Vorhaben zu beteiligen. Das stellte das zuständige Infrastruktur-Ministerium auf Anfrage des polnischen Sejm-Abgeordneten Tomasz Anisko klar. Das Terminal mit einem Investitionsvolumen von etwa zwei Milliarden Euro soll auf einer Fläche von 600 Hektar östlich der Swinemündung auf der Halbinsel Wollin entstehen. Die deutsch-polnische Insel Usedom liegt auf der anderen Swine-Seite, die deutsche Grenze mit dem beliebten Kaiserbad Ahlbeck ist nur etwa fünf Kilometer entfernt. Schiffe mit bis zu 400 Metern Länge erwartet: Da der Hafen mit einem geplanten Umschlag von zwei Millionen Container-Einheiten jährlich und vermutlich 360 Anläufen von Riesen-Schiffen von bis zu 400 Meter Länge enorme Dimensionen haben soll, rechnen Bewohner der deutschen Usedomer Seite mit massiven Auswirkungen auf die Umwelt. Neben Ängsten vor Luft- und Wasserverschmutzung gibt es Sorgen, dass durch die Hafenanlagen neue Strömungsverhältnisse entstehen und der beliebte Strand der Usedomer Seebäder Richtung Swinemünde abgetragen wird. Grünen-Abgeordnete: Das ist inakzeptabel: Die Grünen-Europaabgeordnete Hannah Neumann betonte daher, es sei inakzeptabel, wenn Warschau ein solches Projekt ohne deutsche Beteiligung durchboxen wolle. Dies verstoße bei der geplanten Grenznähe gegen EU-Recht, zumal der Hafen in einem europäischen Natura-2000-Gebiet entstehen soll und der künftige Betreiber Fördermittel der EU für den Bau beantragen will. Bis 28. Januar läuft die Ausschreibungsfrist für Investoren, die den Containerhafen vorbereiten, bauen und betreiben sollen. Wie Krzysztof Urbas, Vorsitzender des Vorstandes der Seehäfen Stettin und Swinemünde, gegenüber der OZ mitteilte, gibt es bislang sieben Interessenten, die ihre Unterlagen eingereicht haben. Noch in der ersten Jahreshälfte soll ein Partner den Zuschlag erhalten. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung sei ebenfalls bereits in Arbeit. Lesen Sie auch Swinemünde plant Mega-Containerhafen: Wird der Usedomer Strand zerstört? Ausschreibung für Containerhafen-Bau in Swinemünde: Das sind die Interessenten Streit um Swinemünder Containerhafen: Wir sollten die Polen jetzt nicht verärgern Dahlemann will Bedenken in Polen ansprechen: Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann hatte kürzlich versichert, gegenüber der polnischen Seite die deutschen Umweltbedenken ansprechen und Beteiligung einfordern zu wollen. Gleichzeitig hatte der SPD-Politiker auch eingeschätzt, dass der Hafen die Region Vorpommern wirtschaftlich nach vorn bringen könne. Aufgrund des weiten Fortschritts der Ausschreibung dürfe die Landesregierung nun aber keine weitere Zeit verstreichen lassen und müsse diplomatisch endlich aktiv werden, forderte Hannah Neumann. Ziel: Größter Container-Hafen an der Ostsee: Polen plant, Swinemünde mittelfristig zum größten Containerhafen an der Ostsee auszubauen – noch vor Danzig. Hafen-Vorstand Urbas unterstrich die günstige Lage auf der Ostsee-Mittelmeer-Route. Auch der Osten und Süden Deutschlands sei über Swinemünde günstiger mit Waren zu beliefern als über den Hamburger Hafen. Von Alexander Loew